Schlieri & Co holen programmiertes Pflichtgold im Teambewerb souverän an.
Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer sind am Montag souverän Olympiasieger in der Mannschaft geworden. Das ÖSV-Quartett ließ am 22. Februar 2010 keinen Zweifel an seiner haushohen Favoritenrolle und feierte einen Start-Ziel-Sieg vom ersten bis zum achten Sprung. Der Vorsprung auf Silbermedaillengewinner Deutschland betrug nicht weniger als 72,1 Punkte. Bronze ging an Norwegen mit weiteren 5,5 Zählern Rückstand.
Am Montag um 19.33 Ortszeit war es soweit: Unsere Adler haben ihren verdienten Lohn, die Goldmedaille überreicht bekommen. Überreicht wurden die Medaillen von einem Österreicher, nämlich vom langjährigen ÖOC-Präsidenten Leo Wallner. Während Loitzl, Kofler und Schlierenzauer über ganze Gesicht lachten, sang Morgenstern als Einziger des Quartetts bei der Hymne mit. Der Kärntner hat nach seinen zwei Goldenen von Turin als erst zweiter Österreicher nach Toni Sailer bereits zum dritten Mal bei Winter-Olympia triumphiert.
© Reuters
Im Mannschaftsspringen waren die ÖSV-Adler wieder einmal nicht zu schlagen.
© Reuters
Die Sieger strahlten mit ihren Medaillen um die Wette.
© APA/ Techt
Thomas Morgenstern sang als einziger bei der Hymne mit.
© APA/ Techt
Für Wolfgang Loitzl war es das erste olympische Edelmetall.
© APA/ Techt
Das ganze Team machte danach die Nacht zum Tag.
© Reuters
Schlieri & Co siegten vor Deutschland und Norwegen.
Erste Goldene für Loitzl und Schlierenzauer
Für Loitzl, der
damit bei seinen vierten Olympischen Spielen erstmals überhaupt Edelmetall
geholt hat, und den zweifachen Bronze-Gewinner in den Individualbewerben im
Whistler Olympic Park, Schlierenzauer, war es der erste Olympiasieg.
Morgenstern und Kofler waren auch schon im Gold-Team vor vier Jahren in
Pragelato/Turin. Morgenstern schrieb Olympia-Geschichte, hat er doch den
legendären Toni Sailer mit seiner dritten Goldenen im Zeichen der Fünf Ringe
eingeholt.
"Gänsehaut"
"Es ist unglaublich, da kommt
mir die Gänsehaut, wenn ich daran denke, mit ihm will ich gar nicht
verglichen werden, er war Österreichs größter Sportler und das wird er auch
immer bleiben", sagte ein glücklicher Morgenstern. "Es ist
ein großer Traum in Erfüllung gegangen, ich freue mich für das ganze Team,
dass die harte Arbeit belohnt worden ist. Es hat perfekt angefangen, der
Wuff (Loitzl) hat einen genialen ersten Sprung hingelegt, die Basis gelegt."
Das Team habe freilich gewusst, dass es die Goldmedaille gewinnen könne. "Wir sind heute auf höchstem Niveau gesprungen, es war nicht leicht, wenn man als größter Favorit ins Rennen geht und eine Silbermedaille schon eine Niederlage wäre", erinnerte Morgenstern. Auch der nunmehrige Doppel-Olympiasieger Kofler war überglücklich: "Es ist so schön wie beim ersten Mal, von dem Gefühl kann man nie genug bekommen, das brennt sich hinein, ist etwas ganz Besonderes."
© AP
© AP
© Reuters
© EPA
© Reuters
© Reuters
© APA
© AP
© AP
Kofler hatte alles "unter Kontrolle"
Kofler steigerte
sich nach einem 132-m-Flug im zweiten sogar auf 142 m, musste dafür auf den
Telemark verzichten. "So schlimm war es nicht, ich habe die Kontrolle
gehabt." Und Morgenstern sorgte mit Sicherheitssprüngen auf 135,5 und
135 vor dem letzten Sprung schon für 70,4 Punkte Vorsprung, ehe Gregor
Schlierenzauer als letzter Springer des Bewerbs sein Olympia-Debüt mit Gold
perfekt machte.
Wind sorgte für Hauch von Spannung
Wegen Windverzögerungen
vor den letzten drei Springern wurde dem Bewerb noch Spannung eingehaucht,
Schlierenzauer segelte auf 146,5 Meter hinunter und war dabei einem Sturz
sehr nahe. Die Sprungrichter sahen es nicht als solchen, und so konnte er
den Vorsprung trotz eines "Fast-Rodler" sogar noch ausbauen. Bis
auf einmal hatte Österreich den Vorsprung auf die Konkurrenz stehts
ausgebaut und feierte einen völlig ungefährdeten Start-Ziel-Sieg.
Schlieri überglücklich
Auch Schlierenzauer war danach
überglücklich: "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wir
haben uns das hart erkämpft, haben in den vier Jahren gut gearbeitet. Da
gehören nicht nur die Trainer im Hintergrund, sondern viele Bausteine dazu.
Es war eine gewaltige Stimmung, Gänsehaut, Mega. Die Hand war nicht im
Schnee, es war definitiv sehr weit, vielleicht ein bisschen zu viel Anlauf.
Ich bin immer besser in Schwung gekommen, es war ein würdiger Abschluss."
"Das war heute wirklich zum Genießen, es waren zwei wirklich gute Sprünge, das hätte früher passieren sollen, aber besser jetzt als nie", freute sich Loitzl, der mit 138 und 138,5 m seine beste Leistung zeigte, nach seinem ersten Edelmetall bei Olympischen Spielen. Auch wenn es aus Sicht des Einzelsportler "nur" eine Team-Medaille ist. In seiner langen Karriere war es ihm bei Olympia noch nie nach Wunsch gelaufen, erst bei den Spielen in Kanada, seinen vierten, wurde er überhaupt erstmals im Einzel eingesetzt.
Vorsprung ließ kaum Spannung zu
"Es ist etwas ganz
Besonderes. Vor dem letzten Sprung war die richtige Spannung fast nicht mehr
da, weil der Vorsprung schon so groß war", so der
Normalschanzen-Weltmeister von 2009. "Ich habe mich letztes Jahr schon
selbst belohnt für eine lange Zeit, das ist jetzt die Draufgabe. Drei
Olympische Spiele wo ich nichts zusammengebracht habe, jetzt die Goldene,
das ist etwas Feines."
"Ich bin sehr erleichtert", meinte der Nordische ÖSV-Direktor Toni Innauer. "Alle vier sind befreiter und merklich besser gesprungen als in den Einzelbewerben." Stark präsentierten sich auch die Deutschen mit "Oldie" Martin Schmitt, die sich mit einer fast durchwegs sehr konstanten Leistung Silber verdient haben. Und was machte Doppel-Olympiasieger Simon Ammann? Der ging am Montag Skifahren. Die Schweiz konnte für den Teambewerb ja keine Mannschaft stellen.
Endstand Teamspringen
1. ÖSTERREICH 1107,9 Pkt.
2.
Deutschland 1035,8
3. Norwegen 1030,3
4. Finnland 1014,6
5.
Japan 1007,7
6. Polen 996,7
7. Tschechien 981,8
8. Slowenien
958,8
9. Frankreich 419,8
10. Russland 414,1
11. USA 340,0
12.
Kanada 294,6