Organhandel im Kosovo

UNO-Anklägerin ließ Beweise vernichten

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UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen ermittelte wegen "Beweismangel" nicht.

Die ehemalige Chefanklägerin des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien (ICTY), Carla del Ponte, hatte im Jahr 2005 die Vernichtung von Beweisen angeordnet, welche im Jahr zuvor im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Organhandel in Albanien gesammelt worden waren. Dies berichtete die Belgrader Tageszeitung "Blic" unter Berufung auf Frederick Swinnen, einen Berater des derzeitigen Chefanklägers Serge Brammertz.

Beweise vor Vernichtung fotografiert
Das UNO-Tribunal hatte im Jahr 2004 Medienberichte über den Organhandel nach dem Kosovo-Krieg untersucht. Eine Ermittlung wurde wegen Beweismangels nie eingeleitet. Unter den gesammelten Beweisen befanden sich mehrere Spritzen und ein paar leere Medikamentenflaschen. Die gesammelten Beweise seien vor der Vernichtung fotografiert und in Tribunalsunterlagen eingetragen worden, sagte Swinnen für das Belgrader Blatt.

400 Menschen verschwunden
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hatte am Dienstag die Behörden in Belgrad, Prishtina (Pristina) und Tirana aufgefordert, Maßnahmen zu treffen, um den mutmaßlichen Organhandel und sonstige Verbrechen während und nach dem Kosovo-Krieg (1998/99) aufzuklären. Laut einem Europarats-Bericht wurden im Kosovo gleich nach Kriegsende mehr als 400 Personen, vorwiegend Serben, aber auch "nicht-loyale" Albaner, von Angehörigen der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) gekidnappt und nach Albanien gebracht. Ihr Schicksal ist unbekannt geblieben. Die zweijährigen Ermittlungen des Berichterstatters des Europarates, Dick Marty, waren durch ein Buch von Del Ponte ausgelöst worden, in welchem sie über den mutmaßlichen Organhandel berichtet hatte.

Marty hatte gegenüber der aktuellen Ausgabe der Belgrader Wochenzeitschrift "NIN" die Entscheidung des Tribunals, die in Albanien gesammelten Beweise zu vernichten, als Fehler kritisiert.
 

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