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Helmut Elsner winkt heute die Freiheit

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Der 13. Enthaftungsantrag von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner wird verhandelt.

Am Dienstag um 10 Uhr steht Helmut Elsners Schicksal auf dem Spiel. Richter Christian Böhm entscheidet, ob er den Ex-Bawag-Chef nach fast drei Jahren aus der U-Haft entlässt oder den 13. Enthaftungsantrag neuerlich wegen Fluchtgefahr ablehnt. Die Verhandlung ist nicht öffentlich. Elsners Ehefrau wartet in einem Café in der Nähe der Justizanstalt auf das Urteil. Tränen werden bei ihr heute auf jeden Fall fließen. Jene der Enttäuschung – oder der Freude.

Justiz steht unter Druck: Elsner ist todkrank

Denn die Justiz hat zwei Optionen: Sie erlässt eine „Weihnachtsamnestie“ und lässt den schwer kranken Elsner endlich auf Kaution frei. Die Argumentation für die U-Haft steht ohnehin auf wackeligen Beinen. Elsners Gesundheit hat sich in den letzten drei Jahren extrem verschlechtert. Insgesamt drei Befunde von Medizinern kommen zu dem Schluss – der einstige Topbanker ist todkrank. Er leidet an Herzrhythmusstörungen, hat eine Nierenfunktionsstörung und zudem einen Dreifach-Bypass. Folge: Elsner könnte in der Zelle sterben.

Staatsanwältin will Elsner weiterhin in U-Haft lassen

Option Nummer zwei wäre für Helmut Elsner bitter: Die Justiz sieht nach wie vor Fluchtgefahr und lehnt auch den 13. Enthaftungsantrag ab. Die Sicht von Staatsanwältin Sonja Herbst ist in diesem Punkt glasklar. Der Ex-Banker müsse in U-Haft bleiben.

Ihre Begründungen für die Ablehnung des 13. Enthaftungsantrags klingen einigermaßen seltsam. Für Juristin Sonja Herbst besteht erst dann keine Fluchtgefahr mehr, wenn „Elsner transportunfähig ist und dem Siechtum preisgegeben ist“. Im Klartext heißt das: Erst wenn Elsner reif fürs Sterbebett ist, darf er nach Hause.

Skurriles Argument Nr. 2, warum Elsner angeblich nach wie vor untertauchen kann: „Eine Flucht erscheint selbst dann vorstellbar, wenn sie nur mit ärztlicher Begleitung stattfinden kann.“ Der 74-jährige Helmut Elsner unterwegs in die Karibik, in Begleitung eines Arztes. Im Gepäck ein Defibrillator zum Reanimieren, ein Koffer voller Pillen und ein Minilabor – klingt eher nach James-Bond-Drehbuch als nach Rechtsprechung. Und wie soll Elsner seine aufwendige Flucht bezahlen? Sein Vermögen ist eingefroren. Elsners Ehefrau Ruth kann nur hoffen, dass Richter Christian Böhm heute mehr Menschlichkeit zeigt als Staatsanwältin Sonja Herbst. Ist ja Weihnachten.

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