Trend zu Wein in neuen Schläuchen

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Den guten Rotwein zum gemütlichen Kaminabend aus einem Plastikbeutel zapfen? Oder lieber zischend eine Dose Prosecco öffnen? Für viele Weintrinker mag dies an Frevel grenzen. Wein wird aus Flaschen ausgeschenkt. Punkt. Alternative Verpackungen haben es da schwer. Dabei sind die Gründe für eine breite Skepsis eher psychologische denn wissenschaftliche.

Im Schlauch oder in der Dose ist der Wein vor Licht und Sauerstoff gut geschützt - mit die wichtigsten Kriterien für seine Haltbarkeit. Dennoch fristen diese Verpackungen im Weinland Deutschland nach wie vor ein Nischendasein. Experte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut kann die Bag-in-Box-Weine, bei denen der Schlauch in einer Pappbox versteckt wird, für manche Gelegenheiten sogar im Vorteil sehen. "Wenn ich abends nur ein Gläschen trinken will, bleibt der Rest gut vor Luft geschützt", sagt er. "Rein technisch gesehen ist das keine schlechte Verpackung." Allerdings habe der Schlauch ein "Imageproblem", da so eher die günstigen Weine angeboten würden. In anderen Ländern habe sich die Bag-in-Box bereits stärker etabliert. "Das kommt aber auch in Deutschland mehr und mehr auf den Markt", sagt Büscher.

Der Berliner Internet-Weinhändler hauswein.de bietet Drei-Liter-Boxen mit höherwertigem Wein an - die sich nach den Worten von Geschäftsführer Markus Hayn bei Preisen von acht bis knapp 14 Euro pro Liter gut verkaufen. "Die Vorbehalte gegen die Box nehmen prinzipiell ab. Die Verpackung hat oft ein trashiges Image, aber das muss nicht sein", sagt Hayn. Stimme die Qualität, ließen sich auch Skeptiker überzeugen.

Kritisch sieht Experte Büscher dagegen Wein in der Dose. "Da geht beim Verkosten doch viel verloren, was Wein ausmacht. Insbesondere das Aroma, das genauso wichtig ist wie der Geschmack", sagt er. Dennoch hat sich immer wieder ein Unternehmen mit einem Produkt auf dem Markt gewagt. Mit am erfolgreichsten war bislang wohl der Dosen-Prosecco "Rich" eines österreichischen Betriebs - sicher auch dank der Investition in einen Werbevertrag mit Hotelerbin Paris Hilton.

Dass gestandene und eher konservative Weintrinker über den Trunk aus der Dose die Nase rümpfen, verwundert nicht. Sie sind auch nicht die anvisierten Käufer. "Die Anbieter wollen damit eher junge Zielgruppen erschließen", sagt Sylvia Blömker, Sprecherin von Ball Packaging Europe in Ratingen. Der Konzern liefert die Dosen für den Prosecco und hat auch in Rheinland-Pfalz zwei Werke. "Wir sehen in dem Markt noch Wachstumsmöglichkeiten. Es wird jedoch eine feine aber kleine Nische bleiben", sagt Blömker. Nach ihrer Meinung ist die Dose für viele Getränke die beste Verpackung, da sie licht- und sauerstoffundurchlässig ist. "Und Weinfässer sind ja auch nicht alle aus Holz."

Der Pfälzer Markus Geyer hat vor rund fünf Jahren zusammen mit einem Kollegen die Weindose "W.O.I." entwickelt - Wein gemixt mit Mineralwasser und Limone. Die Buchstaben stehen für "Wine On Ice", Woi ist aber auch der Pfälzische Ausdruck für Wein. "Wir waren Pioniere", sagt Geyer heute. Mehrere Jahre Arbeit seien in die Produktentwicklung geflossen. Einmal sei sogar ein Prototyp im Büro-Tresor geplatzt, wo die Innovation sicherheitshalber versteckt wurde. Bei der Probeabfüllung ging was schief, so dass die Hefe in der Dose weitergärte. Die W.O.I.-Dose wurde 2005 auf einer Getränkemesse in Nürnberg der Öffentlichkeit vorgestellt, ist aber inzwischen wieder in der Versenkung verschwunden.

Bisher nur für den russischen Markt wird seit September 2009 "Elsa" produziert, eine Dose mit halbtrockener Liebfrauenmilch aus Rheinhessen. Als Konsumenten seien "junge, trendbewusste Frauen zwischen 25 und 35 Jahren" im Visier, teilte Dosenhersteller Rexam in Berlin mit. Nach eigenen Angaben produziert Rexam Beverage Can 40 Millionen Getränkedosen für Weine und Sekt jährlich. In den Niederlanden werde etwa der Dosen-Wein "Wild Pelican" verkauft, in Großbritannien gibt es französischen Sauvignon Blanc und italienischen Pinot Grigio aus der Dose "CanCan".

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