Der britisch-schwedische Pharmariese AstraZeneca stellt sich auf härtere Zeiten ein und will weltweit 8.000 Stellen streichen. Die zunehmende Konkurrenz bei Schlüsselpräparaten in den USA macht dem Konzern zu schaffen. AstraZeneca-Chef David Brennan rechnet deshalb für das Gesamtjahr 2010 mit einem Gewinn- und Umsatzrückgang.
Im Schlussquartal des vergangenen Jahres hatten Erlöse und Gewinn noch zugelegt. Die Börse reagierte prompt: Die AstraZeneca-Aktie verlor in London zeitweise mehr als 4 Prozent. In den USA legten unterdessen auch die Pharmariesen Bristol-Myers Squibb und Eli Lilly Quartalszahlen vor.
Für 2010 erwartet Konzernchef Brennan nun einen Rückgang des Gewinns je Aktie auf 5,75 bis 6,15 Dollar (4,39 Euro) nach 6,32 Dollar im vergangenen Jahr. Der Konzernumsatz werde um bis zu einem mittleren einstelligen Prozentsatz sinken. Vor allem beim Krebsmedikament Arimidex sowie beim Asthma-Medikament Pulmicort Respules rechnet der Konzern in diesem Jahr mit scharfer Konkurrenz auf dem wichtigsten Pharmamarkt USA. 2009 hatte die Nachfrage nach dem Schweinegrippe-Impfstoff sowie unerwartet kräftige Umsätze mit dem Herzmittel Toprol XR noch für zusätzliche Impulse gesorgt. Allein im vierten Quartal 2009 stieg der Vorsteuergewinn um zehn Prozent auf 2,88 Mrd. Dollar. Der Umsatz kletterte um neun Prozent auf 8,95 Mrd. Dollar.
"Die nächsten fünf Jahre werden schwierig werden für die Branche und das Unternehmen, da sich die Umsatzbasis in Zeiten von Exklusivitätsverlusten und dem Marktstart neuer Produkte verändert", erklärte das Management. AstraZeneca rechnet für 2010 bis 2014 jährlich mit Umsätzen von 28 bis 34 Mrd. Dollar. Neue Medikamente, Wirkstoffe aus den Entwicklungslabors und Einlizenzierungen sollen dazu bis 2014 rund 4 bis 6 Mrd. Dollar beitragen. Für 2009 wies das Management einen Konzernumsatz von 32,8 Mrd. Dollar aus.
Um seine Ertragskraft weiter zu sichern, will das Management auf die Kostenbremse treten und Stellen streichen, nachdem schon in den vergangenen Jahren weltweit tausende Arbeitsplätze unter anderem im Vertrieb weggefallen waren. Ausgehend von den zuletzt auf der Firmenwebseite gemeldeten weltweit rund 65.000 Stellen sollen weitere 12 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut werden. Bis 2014 sollen jährliche Kosteneinsparungen von 1,8 Mrd. Dollar erreicht werden. Die Restrukturierungskosten würden bei etwa 2 Mrd. Dollar liegen. Zudem kündigte der Konzern an, dieses Jahr eigenen Aktien für bis zu 1 Mrd. Dollar zurückzukaufen.
Gewinnplus bei Bristol-Myers Squibb
Der US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb wies unterdessen dank niedrigerer Steuerzahlungen und Einsparungen einen kräftigen Gewinnanstieg für das vierte Quartal aus. Unterm Strich verdiente Bristol-Myers 8 Mrd. Dollar nach 1,2 Mrd. Dollar vor einem Jahr. Darin enthalten ist ein einmaliger Zugewinn von 7,2 Mrd. Dollar durch die Abspaltung der Ernährungssparte Mead Johnson, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Ohne Sonderposten verbuchte Bristol-Myers einen Gewinn je Aktie von 47 Cent und übertraf damit deutlich die Analystenerwartungen von 41 Cent. Der Umsatz aus dem fortlaufenden Geschäft kletterte um 11 Prozent auf 5,03 Mrd. Dollar.
Im laufenden Jahr erwartet Bristol-Myers einen Gewinn je Aktie von 2,15 bis 2,25 Dollar ohne Sonderposten. Mit dieser Prognose liegt das Unternehmen im Rahmen der Markterwartungen. Die Bristol-Myers-Aktie legte an der US-Börse leicht zu.
Dagegen schnitt der US-Rivale Eli Lilly mit seinen Zahlen für das vierte Quartal etwas schwächer ab als Analysten erwartet hatten. Wie Eli Lilly mitteilte, lag das Ergebnis bei 915 Mio. Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern wegen der Übernahme des Biotechnologie-Konzerns Imclone Systems noch einen Verlust von 3,63 Mrd. Dollar verbucht. Ohne Sonderposten fiel im abgelaufenen Quartal ein Gewinn von 0,91 Dollar je Aktie an. Analysten hatten 0,92 Dollar erwartet. Die Eli-Lilly-Aktie verlor im US-Börsenhandel über 2 Prozent.
Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 5,93 Mrd. Dollar. Mit dem Schizophreniemittel Zyprexa legten die Erlöse um 19 Prozent zu, mit dem Präparat Cymbalte gegen Depressionen um 15 Prozent. Für 2010 erwartet der Konzern weiter ohne Sonderposten einen Gewinn je Aktie von 4,65 bis 4,85 Dollar.