"Wieder ein Jahr älter!" Der Jahreswechsel bietet sich an, um Bilanz über das bisherige Leben zu ziehen. Frauen, die in den Wechsel kommen, plagen oft Zukunftsängste und körperliche Beschwerden - die sie gerne verdrängen. "Die Wechseljahre sind immer noch ein Tabuthema", weiß die Salzburger Gerontologin Sonja Schiff. Frauen, die dem natürlichen Alterungsprozess mit Humor und Leichtigkeit begegnen, finden sich in ihrer neuen Lebensphase viel leichter zu recht.
"Groteskeste Erfahrungen" machte die 44-jährige Wechseljahreberaterin mit ihrem Info-Stand im Oktober in einem Einkaufszentrum. "Viele haben gekichert oder hysterisch aufgeschrien: 'So alt bin ich noch nicht'", schilderte sie im APA-Gespräch. Ihr Fazit: "Keine von uns will alt werden und ein schlaffes Gewebe kriegen." Mit der hormonellen Veränderung könne aber ein neues Gefühl von Freiheit, auch in der Sexualität, entstehen, und es könnten sich neue Perspektiven auftun - sowohl im Beruf als auch in der Partnerschaft.
Diesen Aspekt und noch vieles mehr versucht die Salzburgerin den betroffenen Frauen aufzuzeigen. "Eigentlich steht ihr Leben am Prüfstand. Ich mache eine Standortbestimmung und frage sie: Wer war die Frau, als sie in den Wechsel kam, und wer möchte sie morgen sein? Was kann sich noch ändern im Leben? Ich helfe ihnen, Visionen und Ziele zu finden. Durch die Lebenserfahrung haben sie jetzt viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als in der Jugend als unreifer Mensch." Manche driften allerdings übergangslos von der Mutter- in die Altenpflegerolle über - auch diese Herausforderung wird durchleuchtet.
Selbstvorwürfe vermeiden
Die diplomierte Krankenschwester spornt Frauen zum Nachdenken an. Die Lösungen würden ohnehin in ihnen schlummern, ist sie überzeugt. Ständige Selbstvorwürfe und das Verdrängen von Problemen "schwächen nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern führen zu einer Zunahme der Beschwerden. Ein Drittel aller Frauen leidet daran. Die körperlichen und mentalen Symptome sind aber leicht erklärbar und treten nur verübergehend auf - wie zum Beispiel Vergesslichkeit". Schiff greift zu einfachen Mitteln: Eine "Erledigungsliste" schreiben. Gegen Hitzewallungen hilft das humorvolle Schwingen eines Fächers, kühle Lavendelwaschungen wirken bei Schlafstörungen und Schwitzen.
Im Einkaufszentrum "gab es Männer, die ihre Frauen regelrecht zu dem Infostand schoben", erzählte die Gerontologin. "Ich habe den Eindruck, sie sehen die Wechseljahre der Frau als normalen Prozess, leiden aber unter dem Leiden der Frau. Vielleicht gehen manche Männer deshalb zu jüngeren Frauen, weil sie jene Leichtigkeit finden, die sie in ihrer Beziehung vermissen."
Um möglichst vielen Frauen zu helfen, baut Schiff unter dem Namen "Wechselrat" ein Netzwerk für Wechseljahreberaterinnen (http://www.wechselrat.at) nach niederländischem Vorbild auf. Kommenden April startet sie mit dem Berufsförderungsinstitut in Salzburg eine Ausbildung zur "Wechseljahreberaterin" speziell für diplomierte Krankenschwestern. Die ehemalige "Bürgerliste"-Gemeinderätin führt eine Beratungspraxis in Salzburg.