Zwar stabile Zahlen aber mehr Detailprobleme
Die Situation um illegale Drogen - am meisten konsumiert bis hin zur Abhängigkeit werden allerdings legale Drogen wie Nikotin und Alkohol - ist in Europa laut der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA/Lissabon) ziemlich stabil. Tragisch ist die in der jüngeren Vergangenheit registrierte erhöhte Zahl der Todesfälle speziell durch Überdosierungen von Heroin und Opioiden.
Mehr Todesfälle durch Überdosierung
2015 kam es in der Europäischen Union zu schätzungsweise mindestens 7.585 Todesfällen aufgrund von Überdosierungen, bei denen mindestens eine illegale Droge nachgewiesen wurde. Unter Einbeziehung Norwegens und der Türkei beläuft sich die Zahl der Todesfälle auf schätzungsweise 8.441. Dies entspricht einem Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem berichtigten Wert des Vorjahres von 7.950 Fällen (...)", hieß es im Frühjahr 2017 im Jahresbericht der EMCDDA. 78 Prozent dieser Todesfälle stünden mit Opioiden (vor allem Heroin, Morphin, synthetische Opioide) im Zusammenhang.
Drogenkonsum ist bei weitem keine Angelegenheit von "Randgruppen" der Gesellschaft. Sieben Prozent der Erwachsenen (15 bis 64 Jahre) gebrauchen beispielsweise innerhalb eines Jahres Cannabis.
Wie sehr Verfügbarkeit, Lebensstil, kulturelle Einflüsse und gesetzliche Regelungen einen Einfluss auf Substanzkonsum haben, zeigt ein Vergleich bei den 15-/16-Jährigen zwischen den USA und Europa: 2015 gaben 49 Prozent von Befragten in Europa aus dieser Altersklasse an, in den vorangegangenen Tagen Alkohol konsumiert zu haben (1995: 57 Prozent). In den USA waren es im Jahr 1995 hingegen 39 Prozent, im Jahr 2015 dann 22 Prozent. Bei etwa gleichen Tabakkonsum-Anteilen im Jahr 1995 (31 Prozent in Europa, 28 Prozent in den USA) gab es bis 2015 eine starke Trennung der Entwicklung (Europa: 23 Prozent; USA: sechs Prozent). In Europa sank der Anteil der Cannabis-Konsumenten (innerhalb von 30 Tagen) von 17 Prozent auf 15 Prozent, in den USA stieg er bei Jugendlichen von fünf auf acht Prozent an.
Liegt Konsum oft am Alter?
"Mehr als 93 Millionen Europäer haben bereits einmal in ihrem Leben ('Lebenszeitprävalenz') illegale Drogen konsumiert (...)", stellte zu dem EMCDDA-Bericht EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos (Migration, Inneres, Bürgerschaft) fest. Diese "Lebenszeitprävalenz" zumindest einmaligen Drogenkonsums sagt aber wenig aus, weil es sich beim Drogengebrauch zumeist nur um ein vorübergehendes Phänomen in einem bestimmten Lebensalter handelt.
Die Experten gehen mit ihren Schätzungen davon aus, dass 23,5 Millionen EU-Bürger (15 bis 64 Jahre; sieben Prozent dieser Altersklasse) im vorangegangenen Jahr zumindest einmal Cannabis verwendet haben. Hinzu kommen 3,5 Millionen Kokain-Konsumenten (ein Prozent der 15- bis 64-Jährigen innerhalb eines Jahres). MMDA (Ecstasy) nehmen innerhalb eines Jahres 2,7 Millionen Menschen ein (0,8 Prozent), Amphetamine 1,8 Millionen der 15- bis 64-Jährigen (0,5 Prozent). Insgesamt gibt es in der EU rund 1,3 Millionen Menschen mit Hochrisiko-Opioidkonsum unter den Erwachsenen (vor allem injizierender Heroingebrauch).
Lukratives Geschäft
Das Geschäft mit den illegalen Drogen ist riesig: Für 2013 wurde der Gesamtmarkt auf 24 Milliarden Euro geschätzt. Davon machte der Umsatz mit Cannabisprodukten allein rund 9,3 Milliarden Euro aus. Der Handelswert von Heroin umfasste rund 6,8 Milliarden Euro auf dem illegalen Markt. 5,7 Milliarden Euro Umsatz machten die Dealer laut den Berechnungen mit Kokain.
In Österreich weisen zwischen 29.000 und 33.000 Menschen einen risikoreichen Opioid-Konsum auf (Österreichischer Drogenbericht). Diese Zahl ist relativ stabil. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl dieser Drogenkonsumenten von 2004/2005 bis 2015 von rund 10.000 auf 3.000 gesunken.
So wie in Europa negativ ist allerdings die aktuelle Tendenz bei den Drogentoten: 2014 gab es mit 122 Todesfällen, die direkt mit Suchtgiftkonsum in Verbindung gestanden sind, ein Minimum (2009 zum Beispiel 206 Todesfälle). Im Jahr 2015 wurden allerdings wieder 153 "Drogentote" registriert. Vor allem ältere und nicht im Substitutionsprogramm betreute Drogenkranke waren betroffen.