Österreichs Paare wollen immer später Kinder. Doch wie spät ist vielleicht zu spät?
Der Zeitpunkt der Geburt des ersten Kindes hat sich in Österreich in den vergangenen 30 Jahren immer weiter nach hinten verschoben. Lag das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes von Frauen im Jahr 1984 noch bei 24 Jahren, waren es 2014 bereits 29 Jahre (Quelle: Statistik Austria) – Tendenz: weiter steigend. Als Gründe sehen Experten verlängerte Ausbildungsphasen (die finanzielle Selbstständigkeit wird erst später erreicht) und das steigende Bildungsniveau – immer mehr Frauen sind in Top-Jobs tätig. Je höher der Bildungsabschluss, desto später kommt es zur Familiengründung. Das Warten birgt jedoch das Risiko, dass der Kinderwunsch – wenn endlich der „perfekte Zeitpunkt“ gekommen ist –, vielleicht nur schwer oder im schlimmsten Fall gar nicht erfüllbar ist.
40 Kinder in ihrem Leben gebären.“
Wie lange ist nun Zeit?
Bis zu welchem Alter und wie leicht man schwanger werden kann, das hängt von der Eizellenreserve ab. Diese wiederum ist von Frau zu Frau unterschiedlich. „Sämtliche Eizellen“, so Reproduktionsmediziner und Gynäkologe Dr. Alexander Just, „werden bereits vor der Geburt angelegt. Frauen kommen – grob gesagt – mit etwa 1,5 bis 2 Millionen Eizellen zur Welt. Danach sinkt die Zahl drastisch. Mit dem Einsetzen der ersten Periode sind es nur noch einige Hunderttausend. Mit jedem Zyklus nimmt diese Zahl weiter stark ab. Obwohl in jedem Zyklus meist nur eine Eizelle ausreift, werden jeden Monat im Schnitt 1.500 bis 2.000 Eizellen für den Reifeprozess rekrutiert und somit verbraucht.“ So geht die Eizellenreserve nach und nach zur Neige (die Chancen schwanger zu werden, sinken damit allmählich), bis sie erschöpft ist und die Menopause einsetzt.
Unsere Fruchtbarkeit ist aber nicht nur von der Genetik (von der Zahl der Eizellen, mit denen wir geboren sind) abhängig, sondern auch von Lebensstilfaktoren. Wer ständig Toxinen z. B. durch Zigarettenkonsum ausgesetzt ist, an Übergewicht leidet und/oder sich ungesund ernährt, dezimiert seinen Vorrat wesentlich schneller. Wer Schwangerschaften hinter sich hat, ist hingegen länger fruchtbar, da die Zeit der Empfängnis die einzige Phase ist, in der man Eizellen „spart“.
Fruchtbarkeit prognostizieren
„Da die persönlichen Anlagen eine große Rolle spielen“, so Dr. Just, „ist das Einsetzen der Menopause der Mutter ein guter Indikator.“ Konkrete Informationen liefert ein von Dr. Just entwickelter Hormontest namens „Juno“ (www.fruchtbarkeitstest.at), der auf der Analyse des Anti-Müller-Hormons (AMH) basiert. Denn zwischen dem AMH-Spiegel und der Anzahl reifungsfähiger Eizellen besteht ein direkter Zusammenhang. „Durch die Blutanalyse und die Integration von Alter, Lebensstilfaktoren und medizinischer Vorgeschichte wird durch einen Algorithmus mithilfe eines von uns entwickelten Softwareprogramms ein individueller Befund erstellt, der das Fruchtbarkeitspotenzial prognostiziert. Das Ergebnis beinhaltet zudem eine Risikoanalyse für das Vorliegen eines polyzystischen Ovar-Syndroms, das eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen ist und eine der Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch“, so der Mediziner im MADONNA-Gespräch.
Die Zeit läuft
Gedacht ist der Test für Frauen, die auf Nummer sichergehen wollen. „Denn einige“, so der Spezialist, „wiegen sich womöglich in falscher Sicherheit. Studien zeigen nämlich, dass knapp 10 Prozent aller Frauen mit Mitte 30 von einer erschöpften oder stark dezimierten Eizellenreserve betroffen sind.“
Je früher man seine Reserven bestimmen lässt (Testung ab dem 25. Lebensjahr möglich), desto besser und effizienter lässt sich das Kinderkriegen planen – desto mehr Möglichkeiten, wie z. B. „Social Freezing“ (s. u.) und Eizellenspende, stehen für die Verwirklichung des Kinderwunsches zur Verfügung. Zudem kann man seine Reserven durch eine Lebensstilumstellung (Rauchstopp!) besser schützen – sprich: die Uhr etwas langsamer ticken lassen.