Wiener Ernährungswissenschafter sieht Getränke-Wahl als persönliche Entscheidung.
Ob man gesüßte Getränke oder Wasser trinkt, darf der Staat nicht mitentscheiden. Das sagte Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien im Gespräch mit der APA am Donnerstag. Das Problem müsse angegangen werden, indem man die Konsumenten bildet, was gesund ist. Süßstoffe seien aber in jedem Fall bedenkenlos.
Damit reagierte der Ernährungswissenschafter auf die Diskussion rund um Vorwürfe von Foodwatch gegenüber Coca-Cola und die ab heute in Großbritannien geltende Steuer auf stark gezuckerte Getränke. Er sieht die Steuer als nicht zielführend an, denn "mindestens die gleichen Argumente könne man auch für eine Fettsteuer formulieren". Außerdem gebe es für die Konsumenten genügend zuckerfreie Alternativen ohne Geschmackseinbußen, die man zu sich nehmen kann.
Experte: Süßungsmittel bedenkenlos
Zucker sei auch nicht allein für Krankheiten verantwortlich. "Bei zuckergesüßten Getränken gibt es aber einen Zusammenhang mit Übergewicht. Das hat mit der geringen Sättigungswirkung zu tun und der Geschwindigkeit, mit der man Energie über flüssige Lebensmittel aufnehmen kann", sagte König. Getränke mit Süßungsmitteln wie Aspartam oder Cyclamat sind dagegen ungefährlich, denn sie werden regelmäßig von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit überprüft. Allerdings ist eine ausgewogene Ernährung wichtig.
Ingrid Kiefer von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) sieht in der aktuellen Zucker-Diskussion nicht nur den US-Konzern Coca-Cola in der Pflicht. Auf APA-Nachfrage sagte sie: "Es geht um alle Limonaden, denn sie haben alle einen Zuckergehalt, der fast identisch ist." Aus diesem Grund sei es empfehlenswert, einen Blick auf die Getränkeliste des Gesundheitsministeriums zu werfen. Laut dieser Liste sollte ein Getränk einen maximalen Zuckergehalt von 7,4 Gramm pro 100 Milliliter haben und keine Süßstoffe enthalten. So sind neben Wasser auch ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie stark verdünnte Fruchtsäfte perfekt als Durstlöscher geeignet.
"Angeborene Präferenz für Süßes"
Das Gefährliche am Konsum von überzuckerten Getränken ist es, dass der Mensch "eine angeborene Präferenz für Süßes" habe, sagte Kiefer. Deshalb sei es auch so schwierig, dass man Kinder wieder an geschmackloses Wasser gewöhne, nachdem sie viel Zuckerhaltiges zu sich genommen haben. Es entsteht eine Zuckerschwelle, die nur schwer wieder zu senken ist.