Schwerer Eingriff

Herzkatheter: Übergewichtige mit geringerem Risiko

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Übergewicht als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anerkannt - aber bei Ballon-Dilatation ist höheres Gewicht besser.

Übergewicht fördert das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch wenn dann eine Aufdehnung verengter Herzkranzgefäße notwendig ist, bedeutet ein höheres Körpergewicht bei einem Kathetereingriff eher einen Vorteil. Das hat eine Studie ergeben, die beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Barcelona vorgestellt worden ist.

Übergewichts-Paradoxon
In der katalanischen Metropole findet derzeit (bis 30. August) mit dem ESC-Kongress eine der größten kardiologischen Fachveranstaltungen der Welt statt. Die neue Studie basiert auf der Analyse von mehr als einer Million Patienten, berichtet die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG) von dem Kongress in einer Aussendung.

"Ein hoher Body Mass Index (BMI) ist ein bekannter Risikofaktor für Koronare Herzkrankheiten, doch haben Studien gezeigt, dass übergewichtige und adipöse Patienten nach der Wiedereröffnung von Gefäßen mittels Herzkatheter weniger Komplikationen und bessere klinische Ergebnisse haben. Dieses Phänomen bezeichnen wir als Übergewichts-Paradoxon ('obesity paradox')", stellte der Hauptautor der Studie Afnan Tariq, interventioneller Kardiologe vom Lenox Hill Hospital in New York, in Barcelona fest.

"Seit Längerem ist auch aus der Intensivmedizin ein ähnliches Übergewichts-Paradoxon bekannt. Unabhängig von den aktuellen Daten zu PCI und BMI müssen wir aber aus herzmedizinischer Sicht darauf hinweisen, dass Übergewicht natürlich ein nachgewiesener Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist und deshalb vermieden werden sollte", kommentierte Franz Xaver Roithinger, Pressesprecher und Past-Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) die Forschungsergebnisse.

Höheres Sterberisiko bei Untergewichtigen
Die Studie untersuchte in einer für die USA repräsentativen Patientengruppe nach einem Kathetereingriff die Zusammenhänge zwischen dem BMI und der Sterblichkeit im Krankenhaus, der Liegezeit, den Behandlungskosten sowie die Wiedereinweisungsrate innerhalb von 30 Tagen. Im Jahr 2013 hatten in den USA 1.035.727 Patienten einen Herzkatheter-Eingriff, wovon 42 Prozent ein Stent oder Ballon eingesetzt wurde. 0,4 Prozent der Patienten waren untergewichtig (BMI kleiner als 19), 11,4 Prozent adipös (BMI 30,1 bis 40), acht Prozent krankhaft fettleibig (BMI über 40).

Fazit: Untergewichtige Patienten hatten ein mehr als dreifach höheres Sterberisiko nach dem Kathetereingriff als krankhaft fettleibige, und ein fünfmal höheres als übergewichtige. Die Sterblichkeit betrug sechs Prozent bei Untergewichtigen, 2,3 Prozent bei Normalgewichtigen, 1,7 Prozent bei Übergewichtigen, 1,2 Prozent bei Adipösen, 1,9 Prozent bei krankhaft Fettleibigen.

Die Verweildauer im Krankenhaus war bei Untergewichtigen mehr als doppelt so lang wie bei Normalgewichtigen (10,5 Tage versus 5,1 Tage), was fast 50 Prozent höhere Kosten für Untergewichtige bedeutete (33.540 US-Dollar versus 22.581 US-Dollar). Krankhaft Fettleibige hatten eine geringfügig längere Verweildauer und höhere Behandlungskosten als Normalgewichtige.

Untergewichtige wurden um 18 Prozent häufiger innerhalb von 30 Tagen wieder in ein Krankenhaus aufgenommen als Normalgewichtige, krankhaft Übergewichtige um 8,2 Prozent seltener. "Es scheint, dass Patienten mit einem höheren BMI bessere Resultate als normalgewichtige Patienten zeigen", bilanzierte Tariq. "Die Studie bestätigt auch, dass die fragilen Patienten, jene mit dem niedrigsten BMI, bei Herzkatheter-Eingriffen die schlechtesten Behandlungsergebnisse haben."

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