Wiener Expertin: Möglichst alle Kinder sollten geimpft werden
Es scheint als würde die diesjährige Influenza-Welle, die in Österreich früher und stärker als in den vergangenen Jahren hochgeschwappt ist, wieder abebben. Doch "nach der Influenza", das ist nichts anderes als die Vorlaufzeit zur nächsten "Saison". In Österreich wäre eine massive Erhöhung der Durchimpfungsraten angebracht. Sie sind seit Jahren zurückgegangen. Das zeigen die neuesten Zahlen.
Impfrate in Österreich sinkt
In der Allgemeinbevölkerung wurde in Österreich in der Influenza-Saison 2006/2007 mit einer Durchimpfungsrate von 15,36 Prozent laut dem Verband der österreichischen Impfstoffhersteller der höchste Wert erzielt. Seither ging es fast ständig bergab: 2007/2008: 12,91 Prozent, 2010/2011: 7,84 Prozent; 2011/2012: 8,25 Prozent; in der darauffolgenden Saison waren es nur noch 7,35 Prozent. 2013/2014 ließen sich gar nur 5,22 Prozent der Österreicher gegen die Influenza immunisieren. 2014/2015 waren es 6,45 Prozent und 2015/2016 dann 6,97 Prozent.
Kinder und Betreuungspersonal sollen geimpft werden
Damit ist kein Schutz für die Bevölkerung zu erzielen, was nur durch eine massive Erhöhung der Durchimpfungsraten möglich wäre, betonte Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien. Wollte man für die nächste Influenza-Welle vorbauen, sollten im kommenden Herbst deutlich mehr Immunisierungen erfolgen. "Ein Hauptziel sollte sein, möglichst viele Kinder im Kindergartenalter und Schulkinder gegen die Influenza zu impfen, weil sie die Verbreitung antreiben. Dann sollte möglichst das gesamte Betreuungspersonal (für ältere Menschen; Anm.) und das Gesundheitspersonal durch Impfung geschützt sein." Das alles wären eben Personengruppen, welche für weitere Erkrankungen sorgten.
"Eine Patientin von mir im Alter von rund 70 Jahren liegt seit Wochen nach einer Influenza auf der Intensivstation. Sie ist mehrfach krank, hat auch eine schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD; Anm.). Die Frau kann ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Der einzige Kontakt, den sie hat, sind Angehörige eines Sozialdienstes in Wien. Die Frau kann die Influenza nur dadurch bekommen haben", sagte eine Wiener Hausärztin gegenüber der APA. Gerade den Angehörigen der Pflegedienste, auch den 24-Stunden-Betreuerinnen, sollte die Impfung massiv angeboten werden. "Und wenn sie wirklich krank werden, dann sind sie keine 'Helden', wenn sie trotzdem in den Dienst kommen", fügte die Ärztin hinzu. Gerade ältere Menschen und Mehrfachkranke seien ja besonders von den schweren Krankheitsverläufen der Influenza betroffen. Sie wären auch diejenigen, welche während einer Influenza-Welle dann für Kapazitätsprobleme in den Spitälern sorgten.
Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen besonders gefährdet
Im aktuellen Österreichischen Impfplan werden diese Probleme genau behandelt. Dort heißt es unter anderem: "Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen ab 65 Jahren sind für schwere Verläufe besonders gefährdet: Mehr als 60 Prozent aller Influenza-assoziierten Hospitalisierungen und rund 90 Prozent der Todesfälle fallen in diese Altersgruppen. Zudem besteht bei Schwangeren ein hohes Komplikations- und Hospitalisierungsrisiko." Damit wären auf jeden Fall auch diese Personengruppen möglichst per Impfung gegen die Influenza zu schützen. 2014/2015 forderte die Influenza laut Berechnungen von Wiener Virologen und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rund 3.000 Todesfälle.