Rund 70 Prozent der Raucher sind mit diesem Verhalten - zu 70 Prozent wiederum Abhängigkeit von Nikotin - unzufrieden. Tabakkonsum ist an den acht häufigsten Todesursachen maßgeblich beteiligt. Doch Nikotin-Entwöhnung wird in Österreich praktisch nicht in der breiten niedergelassenen Medizin auf Kassenkosten angeboten. Dies erklärten Experten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) bei einer Pressekonferenz in Wien.
In Österreich gibt es derzeit rund 2,3 Mio. Raucher. Der Anteil der Tabakkonsumenten bei den Männern beträgt 27,3 Prozent, bei den Frauen 19,4 Prozent - bei letzteren deutlich steigend. Der Linzer Lungenspezialist Kurt Aigner: "Im Jahr 2002 starb weltweit alle acht Sekunden ein Mensch an den Folgen des Rauchens, im Jahr 2005 war es ein Toter alle sechs Sekunden, im Jahr 2025 wird alle drei Sekunden eine Person sterben. 2005 gab es weltweit 650 Mio. Raucher, im Jahr 2009 sind es bereits eine Milliarde."
Michael Studnicka, Generalsekretär der Gesellschaft der Pneumologen: "80 Prozent der Raucher hat damit in der Jugend begonnen. Heute hat sich das Einstiegsalter um zehn Jahre nach vorn verschoben. Es wird derzeit mit 15 oder gar mit 13 Jahren damit begonnen."
Da somit die "Raucher-Zeiten" immer länger werden dürften und gleichzeitig das Organ in der frühen Jugend speziell verletzlich ist, können demnach die Zahlen bezüglich der Erkrankungen an Lungenkrebs, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung und auch in der Beteiligung des Tabaks an Herz-Kreislauf-Erkrankungen nur steigen. Alfred Lichtenschopf ärztlicher Leiter des SKA-Rehab-Zentrums in Weyer/Enns: "Tabakkonsum kostet zehn Jahre Lebenserwartung. Wer es schafft, mit 30 aufzuhören, holt sich alle zehn Jahre zurück. Wer vor dem 40. Lebensjahr aufhört, holt sich neun Jahre, vor dem 50. Lebensjahr sind es noch sechs Jahre."
Raucherberatung ist die kosteneffizienteste Maßnahme
Damit wäre eine breit bei Haus- und Lungenfachärzten in der Kassenmedizin verfügbare Therapie von Rauchern dringend notwendig. Studnicka: "Die Raucherberatung ist die kosteneffizienteste Maßnahme im Gesundheitswesen."
Die Situation ist - so die Fachleute - schlecht. Aigner: "Die Raucherentwöhnung bzw. die Betreuung der Raucher wird von der Sozialversicherung nicht adäquat wahrgenommen." Lichtenschopf: "Die Arbeit in der Rauchertherapie sollte endlich einmal honoriert werden."
Derzeit gibt es eine Honorarposition für Lungenfachärzte offenbar nur bei der Wiener Gebietskrankenkasse. Sonst werden in Österreich weder Beratung noch Medikamente, welche den Ausstieg aus der Nikotinabhängigkeit erleichtern, laut Aussagen der Spezialisten nirgendwo von den Krankenkassen im niedergelassenen Bereich bezahlt. Ärztliche Beratungsgespräche in Kombination mit den Medikamenten wie Nikotinersatzmittel, Bupropionhydrochlorid oder Vareniclin können Ein-Jahres-Abstinenzraten von 30 bis 40 Prozent erreichen helfen.