Trauer um Kabarettisten

Entertainer-Legende Herbert Feuerstein ist tot

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Der Autor und Kabarettist ist im Alter von 83 Jahren in Erftstadt gestorben.

Köln/Wien. Der mit der Sendung "Schmidteinander" bekannt gewordene Satiriker Herbert Feuerstein ist tot. Der Humorist starb am Dienstag im Alter von 83 Jahren in Erftstadt bei Köln, wie sein Haussender WDR am Mittwoch unter Berufung auf Feuersteins Ehefrau mitteilte. Der im österreichischen Zell am See geborene Feuerstein war 20 Jahre lang Chef des Satire-Magazins "MAD" und bekam 1985 mit "Wild am Sonntag" seine erste eigene TV-Sendung im Ersten.
 
1990 folgte die Ratesendung "Psssst..." mit Harald Schmidt. Das ungleiche Duo wurde wenig später zum Kult: In der Comedy-Sendung "Schmidteinander" (WDR, Das Erste) gab Feuerstein den Prügelknaben für den Moderator - das Konzept für die Show stammte übrigens von dem kleinen, stets scharfsinnig auftretenden Feuerstein.
 
WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte Feuerstein am Mittwoch für "seinen klugen Humor, seine herrliche Albernheit, den intelligent durchdachten Anarchismus und viele, viele höchst unterhaltsame Fernseh- und Hörfunkstunden".

Sympathischer Prügelknabe von Harald Schmidt

Kleine Männer sind erstmal im Nachteil. Vor allem wenn sie an ganz große Egos geraten. Herbert Feuerstein (1,65 Meter) war von 1990 bis 1994 der Dauer-Prügelknabe von Harald Schmidt, der ganze 29 Zentimeter größer war als er und sich immer schon für den Allergrößten hielt. Am Dienstag starb Feuerstein im Alter von 83 Jahren in Erftstadt bei Köln, wie der WDR am Mittwoch mitteilte.
 
In "Schmidteinander" waren für den späteren Late-Night-Talker Schmidt die Pointen und die Lacher reserviert. Feuerstein war der ewige Sidekick, der immer eins draufbekam. Die Gegensätzlichkeit des Duos Schmidt/Feuerstein machte wohl einen großen Teil seines Erfolgs aus. Hier der für seine Schlagfertigkeit und Bosheit gleichermaßen bekannte Zyniker Schmidt, dort der verschmitzte Feuerstein, der sich stets in Bescheidenheit übte und versicherte, er sei selbst kein Fan von sich selbst: "Ich kann mich nicht sonderlich leiden."
 
Gleichwohl - oder gerade deshalb - bekam Feuerstein mehr Fanpost. Die Leute identifizierten sich mit dem Underdog. Außerdem - so berichtete er einmal in einem dpa-Interview - profitierte er von Schmidts Trägheit: "Schmidt wurde relativ schnell faul und ließ mich alles schreiben, dadurch konnte ich die Inhalte an mich ziehen."
 
Der Humorist Feuerstein, geboren im österreichischen Zell am See, hatte nach eigener Aussage eine alles andere als spaßige Jugend. Sein Vater war - und blieb - ein strammer Nazi, die Mutter wünschte sich immer bloß, dass er doch mal normal werden möge. Um dieser engen Welt zu entfliehen, begann er ein Musikstudium, das 1959 wegen Beleidigung des Hochschulpräsidenten mit seinem Rauswurf endete.

Wegen der Liebe in New York

Der Liebe wegen verschlug es ihn nach New York, wo er als Korrespondent arbeitete. Zurück in der Alten Welt, wurde er 1973 Chefredakteur der deutschen Ausgabe der Satire-Zeitschrift "MAD" und steigerte die Auflage von 10.000 auf 400.000. Er gilt als Erfinder wegweisender Comic-Vokabeln wie "Hechel", "Ächz" und "Würg". So wirkte Feuerstein als "Entwickler höheren Blödsinns" lange still im Verborgenen.
 
Nebenbei begann er fürs Fernsehen zu schreiben und bekam in den 80ern seine erste WDR-Show "Wild am Sonntag" (ARD), die allerdings noch kein Erfolg war. Danach saß er im Rateteam der von Harald Schmidt moderierten Spielshow "Pssst...", und dann kam der große Durchbruch mit "Schmidteinander". 1994 erhielt Feuerstein einen Bambi für seine "anarchistische Originalität" und den "hemmungslosen Mut zum Chaos". Kurz danach wurde die Sendung eingestellt - Schmidt hatte die Lust daran verloren. Feuerstein soll übrigens der erste gewesen sein, der seine Karriere als Late-Night-Talker voraussah: "Als ich Schmidt kennenlernte, wusste ich sofort: Das ist der deutsche David Letterman."
 
Dem nunmehr prominenten Feuerstein boten sich viele Möglichkeiten zum Weitermachen, und er nutzte sie weidlich. Er trat in Operetten und Theaterstücken auf, wurde Ratefuchs in der Wiederauflage von "Was bin ich?" und Reporter für die ARD-Reihe "Feuersteins Reisen". Außerdem schrieb er Bücher.
 
Als Feuerstein 2017 seinen 80. Geburtstag feierte, wünschte ihm Schmidt "ewiges Leben". Das klang nett, war aber auch eine kleine Spitze des praktizierenden Katholiken gegen den "total gläubigen Atheisten", der Feuerstein war. Schmidts Begründung: "Strafe muss sein."
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