Olivia de Havilland

Vom Winde verweht-Star wird 100

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Eine der letzten Überlebenden von Hollywoods goldener Ära.

Bis auf einen Kinderstar hat Olivia de Havilland alle Leinwandpartner aus dem Südstaatenepos "Vom Winde verweht" (1939) überlebt. Clark Gable alias Rhett Butler starb vor 55 Jahren. Vivian Leigh, die Scarlett O'Hara spielte, war 53 Jahre alt, als sie 1967 leblos neben ihrem Bett gefunden wurde. Leslie Howard, im Film Scarletts heimliche Liebe Ashley Wilkes, kam im Zweiten Weltkrieg ums Leben.

Zwei Überlebende

Heute lebt nur noch der jetzt 83-jährige Mickey Kuhn, der in dem Filmklassiker den kleinen Sohn von Ashley und Melanie spielte. Und seine Leinwandmutter De Havilland, die kluge und tugendhafte Melanie Hamilton aus "Gone With The Wind". Die zweifache Oscar-Preisträgerin feiert an diesem Freitag (1. Juli) ihren 100. Geburtstag.

Wunderbares Privileg

Es sei doch ein eigentlich wunderbares Privileg, dass sie noch die Erinnerung an den Film wachhalten könne, sagte die Schauspielerin im vergangenen Jahr dem US-Magazin "Entertainment Weekly" in ihrer langjährigen Pariser Wahlheimat. 1955 hatte sie den französischen Schriftsteller und Journalisten Pierre Galante geheiratet und Hollywood den Rücken gekehrt.

Schöne Erinnerungen

Doch sie denke gerne an "Vom Winde verweht", das sie "etwa 30 Mal" gesehen habe, und an ihre Co-Stars. "Glücklicherweise werde ich dabei nicht melancholisch", erzählte der Alt-Star in dem Interview. Vielmehr sei es ein eher "freudiges Wiedersehen", die Kollegen so kraftvoll und lebendig auf der Leinwand zu sehen.

Oscar-Enttäuschung

Mit dem Film verbindet sie aber auch eine bittere Enttäuschung. In der Oscar-Nacht 1940 wurde das Südstaatendrama mit acht Trophäen ausgezeichnet, sie ging als Nebendarstellerin aber leer aus. In der Sparte gewann die schwarze Darstellerin Hattie McDaniel, die in dem Melodram eine Haushälterin spielte.

Doch den Verlust machte De Havilland später wett. 1946 gewann sie ihren ersten Oscar in der Hauptrolle von "To Each His Own". Das Drama um eine ledige Mutter lief in Deutschland unter dem Titel "Mutterherz". Drei Jahre später kam die Auszeichnung als beste Schauspielerin in William Wylers Rachedrama "Die Erbin".

Früh entdeckt

De Havilland hatte einen Traumstart in Hollywood. Als Kind britischer Eltern in Tokio geboren, kam sie noch als Kleinkind nach Kalifornien. Der österreichische Theatermann Max Reinhardt entdeckte sie 19-jährig in der Rolle der Hermia in Shakespeares "Sommernachtstraum". Das Filmstudio Warner Brothers nahm sie gleich für sieben Jahre unter Vertrag und brachte sie an der Seite von Errol Flynn groß heraus.

Acht Filme drehte sie mit dem Herzensbrecher, darunter die Abenteuerschinken "Der Verrat des Surat Khan" und "Robin Hood, König der Vagabunden". Auf der Leinwand knisterte es heftig, doch allen Gerüchten zum Trotz seien sie nie ein Liebespaar gewesen, beteuert die Schauspielerin.

Keine Freunde

Der frühe Ruhm hatte seinen Preis. Der Zeitschrift "Vanity Fair" vertraute De Havilland an, dass sie damals "keine richtigen Freunde" hatte und unter dem harten Wettbewerb litt.

Schwesternkrieg

Zugleich sorgte die bittere Fehde mit ihrer Schwester Joan Fontaine für Schlagzeilen. Der Streit vertiefte sich, als beide 1942 für einen Oscar nominiert wurden und die jüngere Joan für ihre Rolle in dem Hitchcock-Thriller "Verdacht" gewann. In ihrer 1978 erschienenen Autobiografie "No Bed Of Roses" schrieb Fontaine, dass die beiden einander schon als Kinder nicht mochten. Da herrschte zwischen den Schwestern schon lange Funkstille.

De Havilland weist das in dem "Vanity Fair"-Interview vehement zurück. "Ich habe sie als Kind so sehr geliebt", meint die ältere der Schwestern. Doch mehr sagt sie nicht über den Bruch. Fontaine war 2013 mit 96 Jahren gestorben.

Kämpferin

Schlagzeilen machte De Havilland auch mit ihrem Feldzug gegen die Macht der Filmstudios. Anfang der 1940er Jahre prozessierte sie erfolgreich gegen Warner Bros., um sich aus einem langjährigen Vertrag zu befreien. Ihre letzten großen Auftritte hatte sie als neurotische Exzentrikerin in "Der schwarze Spiegel" (1946), in der Romanverfilmung "Meine Cousine Rachel" (1952) und mit ihrer langjährigen Freundin Bette Davis in dem Psychothriller "Wiegenlied für eine Leiche" (1964).

Auch im hohen Alter, das man De Havilland kaum ansieht, zeigt sich der Hollywood-Star noch in der Öffentlichkeit. 2003 flog sie zum 75. Jubiläum der Oscar-Verleihung nach Los Angeles und sprach auf der Bühne über ihre große Liebe für den Film. 2008 nahm die Schauspielerin vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush die hohe Auszeichnung National Medal for the Arts entgegen. 2009 vertonte sie einen Dokumentarfilm über Alzheimer-Therapien.

Ihre Langlebigkeit schreibt sie laut "Vanity Fair" den drei L-Worten "Liebe, Lachen und Licht" zu. Wie die zweifache Mutter im vorigen Jahr "Entertainment Weekly" verriet, kann sie ihren 100. Geburtstag kaum erwarten. "Die Vorstellung, ein ganzes Jahrhundert zu leben, gefällt mir sehr. Stellen sie sich das einmal vor. Was für eine Leistung."

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