Konzerte

Ben Becker will Lust auf Celan machen

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Die Tournee startet ab April und kommt mit zwei Konzerten nach Österreich.

Schauspieler Ben Becker (48) und Klarinettist und Klezmer-Star Giora Feidman (76) gehen im Frühjahr mit "Zweistimmig" auf Tournee, einer Hommage an den Dichter Paul Celan. Ein erstes Konzert fand am 13. Februar  in Glücksburg (Schleswig-Holstein) statt, zwei Termine sind auch in Österreich geplant. Celan (1920-1970) war der Sohn deutschsprachiger Juden, die 1942 deportiert wurden und im selben Jahr starben. Eines seiner bekanntesten Werke ist die "Todesfuge", die 1952 in dem Gedichtband "Mohn und Gedächtnis" veröffentlicht wurde. Die Zusammenarbeit wollten beide schon länger, erzählen Feidman und Becker im Gespräch mit der dpa.

dpa: Wie entstand die Idee zur Zusammenarbeit?
Becker: "Es gab immer den Plan, mal mit Giora Feidman zusammenzuarbeiten, beidseitig, weil wir uns schon lange kennen. Wir haben uns kennengelernt bei den "Comedian Harmonists" und sind uns immer wieder begegnet. Und dann bei Celan habe ich gedacht: Das ist es."
Feidman: "Ich habe diesen Typen immer bewundert. In mir habe ich gespürt: Man muss etwas zusammen machen, dieser Gentleman ist einzigartig. Den Namen Paul Celan kannte ich, aber ich habe mich nicht in seine Gedichte vertieft. Jetzt habe ich sie gelesen. Da ist diese Tiefe: Der Körper wird vom Gefühl der Sterblichkeit beherrscht, aber die Seele nicht. Wir werden sozusagen die Seele von Paul Celan zeigen. Die Schönheit der Poesie, das ist die Seele."

dpa: Wie haben Sie sich vorbereitet?
Becker: "Die letzten vier, fünf Wochen habe ich mich in Celan reingekniet. Celan ist sehr schwer verständlich. Er sagte selber: Lesen, immer wieder lesen, dann werden Sie verstehen. Man muss sich auch mit den Einzelheiten auseinandersetzen, Begleitmaterial lesen, damit man überhaupt versteht, was der Mann einem mitteilen möchte. Und das jetzt mit Musik zu versetzen war schwierig. Es gibt auch mit seiner späteren Frau Briefwechsel, die ich teilweise mit in die Lesung genommen habe, damit einem auch der Mensch Celan näher kommt."
Feidman: "Während der Vorbereitungen habe ich eine Menge Musikstücke gesammelt, aber ich war ja nicht mit Ben zusammen und habe nicht gehört, wie er jedes Wort ausspricht. Also konnte ich die Musik nicht anpassen. Aber jetzt arbeiten wir als Team."

 dpa:  Bei der "Hommage an Paul Celan" gehen vermutlich viele Menschen von eher schwerer Kost aus. Was wünschen Sie sich: Mit welchen Gedanken sollen die Zuschauer aus dem Konzert gehen?
Becker: "Ich kann mir denken, dass das Publikum mit dieser Art von lyrischem Anspruch nicht rechnet. Ich würde mir wünschen, dass man den Leuten eventuell Lust macht, sich auf jemanden wie Paul Celan einzulassen, sich mit diesem nicht einfachen Dichter auseinanderzusetzen.
Feidman: "Ich habe mich in die Situation eines Deutschen versetzt: Ich fühle mich schuldig, ich muss Verantwortung als Mensch übernehmen. Ich frage mich: Kann ich die Geschichte zurückdrehen? Nein. Kann ich die Gegenwart stärken? Ja. Das ist es, warum ich dabei bin. Sehen Sie, wo wir jetzt sind! Es ist ganz natürlich, dass wir uns unterhalten, Juden und Deutsche. Mit dieser Produktion wollen wir die Beziehung von Juden und Deutschen stärken."

Info
In Österreich sind zwei Konzerte geplant: am 16. April im Rahmen der "Ybbsiade" in Ybbs an der Donau und am 8. Dezember im Grazer Stefaniesaal. ALle Informationen dazu finden Sie unter www.benbecker.de.

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