Horváthas "Geschichten aus dem Wiener Wald" hatte im Volkstheater Premiere.
Der Frankfurter Verknappungsmeister Michael Thalheimer zeigt zum Start der Wiener Festwochen seine für den FAUST Theaterpreis nominierte Deutung von Horváths bitterbösem wienerischen Anti-Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald. Zum Auftakt erklingt in gellender Lautstärke der Donauwalzer, martialisch dirigiert von Herbert von Karajan.
Auf der schwarzen Bühne läuft die traurige Ballade vom naiven, lebenslustigen Horváth-Fräulein Marianne ab, die den brutalen Fleischhauer Oskar nicht heiraten will und von dem feschen Strizzi Alfred ein Kind bekommt. Ihr Vater, der Zauberkönig, verstößt sie, sie tritt als Nackttänzerin auf, kommt wegen Diebstahls in Gefängnis, Alfred lässt sie sitzen, ihr kleiner Sohn wird von Alfreds monströser Großmutter in der Wachau umgebracht …
Thalheimers puristischer Inszenierung fehlt die Atmosphäre, die Sehnsucht und der verlogene Wiener Schmäh. Wenn sehr gute norddeutsche Schauspieler Wienerlieder wie Mei Muatterl war a Weanarin singen, klingt das falsch. Unter den Schauspielern – Katrin Wichmann, Andreas Döhler, Michael Gerber, Peter Moltzen – lässt einzig die Grazerin Almut Zilcher als notgeile Trafikantin Valerie österreichischen Charme ahnen. Buhs für die Regie.