Jüdin von Toledo

Toller Saisonstart für das Burgtheater

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 Jubel für hochdramatischen und zugleich urkomischen Grillparzer an der Burg.

Angesichts dieser Aufführung kann man sich gar nicht vorstellen, dass Grillparzer, etwa bei der Schullektüre, auch eine Qual sein konnte. Stefan Kimmig schälte aus der Jüdin von Toledo nicht nur dramatische und berührende, sondern auch ungeahnt komische Facetten.

System
Die Ausgangssituation ist ein geschlossenes System: Alfonso, König von Kastilien, seine Ehefrau Eleonore und der Hofstaat – die herrschende Klasse ist unter sich. Da platzt Rahel, die Tochter des Juden Isaac, in den Palast und hebt das „System“ aus den Angeln. Rahel klammert sich dreist ans Bein ihres Königs; fleht ihn um Schutz vor den marodierenden Judenmördern an; besteht darauf, mit ihrem Vater und der Schwester am Hof bleiben zu dürfen. Eleonore fordert ihren Gemahl recht pikiert auf, das Mädchen abzuschütteln; der führt ins Treffen, er sei „gefangen“; Eleonore antwortet, dass wenigstens sie „frei“ sei, und verlässt den Raum. Alfonso, nach wie vor von Rahel umklammert, stürzt tollpatschig zu Boden. Eine Szene voll slapstickhafter Komik, zugleich aber auch dunkelster Ahnungen bezüglich des Ausgangs dieser tragischen Lovestory …

Applaus
Viel Jubel für Regisseur und Schauspieler: Yohanna Schwertfeger hatte in der Titelrolle als lolitahafter Kind-Vamp imponiert; Peter Jordan glänzte als aufgeschlossen-aufgeklärter, schwächelnd-cholerischer Monarch; Caroline Peters legte Eleonore als coole Businesslady an; Martin Schwab war der gehetzte Jude Isaac und Katharina Lorenz dessen vernünftigere, aber nicht so heiß wie Rahel geliebte Tochter Esther. Ein Erlebnis.

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