Wiener Staatsoper

Tschaikowsky-Oper spielt im Sex-Klub

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Erfolg für die Premiere von Tschaikowskys „Pique Dame“ an der Wiener Staatsoper mit Shicoff und trotz Regisseurin Nemirova.

Premiere. Vorhang auf. Wir sehen die Halle eines Palais und sind noch in ­Leningrad. Hier hat man ein Kinderheim untergebracht. Strenge Aufseherinnen, ­militante Ordnung. Die ­Musik und das Libretto suggerieren zwar einen Park, spielende Kinder, Ammen und Gouvernanten, dazu flanierende Offiziere. Doch das ist altmodisch. Meint Frau Vera Nemirova. Sie hat die neue Pique Dame der Staatsoper inszeniert, und da bleibt kein Baustein auf dem anderen.

Mozart. Puschkins Novelle ist 1835 erschienen. Er beließ die Handlung in seiner Zeit, denn er hielt die Story vom spielsüchtigen Außenseiter für aktuell. Tschaikowsky verlegte sie zurück in die Epoche von Katharina der Großen. Das hatte szenische und musikalische Gründe. Tschaikowsky hat in seiner romantisch expressiven Oper den von ihm bewunderten Mozart zitiert. Er läßt eine Arie aus Gretrys Richard Löwenherz singen (von der Gräfin als Erinnerung an eine Zeit, die sie in Paris miterlebt hat) und auch ein Schäferspiel nach dem Geschmack des zu Ende gehenden 18. Jahrhunderts aufführen. Das alles, dazu der Text und die szenischen Anweisungen, ergeben eine zwingende, wirksame Dramaturgie.

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Spielhölle. Die wird von Frau Nemirova negiert. Sie lässt die Kinder aus dem ­Palais vertreiben und die ­Petersburger Neureichen einziehen. Zu deren Vergnügen gibt’s Modeschauen und Events, ein Sex-Club und eine Spielhölle finden hier Platz. Das mag mit der russischen Wirklichkeit übereinstimmen, nicht jedoch mit dem Stück, um das es hier gehen sollte. Frau Nemirova schafft starke Bilder, führt gute Personenregie, jedoch Pique Dame von Tschaikowsky wird von ihr geschwänzt.

Nuancen. In der Premiere hervorragend Nadja Krasteva, Anja Silja, Albert Dohmen und Markus Eiche, die Charaktere formen und ihre Parts stimmlich zu nuancieren verstehen. Neil Shicoff spielt den obsessiven Außenseiter, was ihm schon zur zweiten Natur geworden ist, und singt tadellos. Mar­tina Serafin tendiert zum Wagner-Ton und ist der Lisa auch stimmlich entwachsen. Chor und Orchester sind gut studiert, Seiji Ozawa lässt hören, dass er das Stück liebt. Wenigstens einer.

Autor: ÖSTERREICH, Karl Löbl

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