Geburtstagskonzert im Wiener Stadtsaal

Mut zum Trotzdem: Erika Pluhar wird 80

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Erika Pluhars Terminkalender ist dicht. 

Auftritte mit den Programmen "Pluhar singt und liest Pluhar" und "Konzert Bossa a la Pluhar" in Lippstadt oder Linz wechseln mit Lesungen aus ihrem bisher letzten Buch "Anna", die sie etwa in Mannheim oder St. Lorenzen im Mürztal absolviert. Dazwischen steht ein Geburtstagskonzert im Wiener Stadtsaal an. Am 28. Februar feiert die Unermüdliche ihren 80er.
 

Dass sie immer "öffentliche Frau" war, stört Pluhar nicht

Als langjährige Burgschauspielerin, vielseitige Sängerin, Autorin und Filmemacherin hat sich Erika Pluhar fest in die heimische Kulturszene eingeschrieben; als Ehefrau von Udo Proksch und Andre Heller hat die Wienerin darüber hinaus Schlagzeilen gemacht. Dass sie stets eine "öffentliche Frau" war, wie sie auch einen autobiografischen Roman genannt hat, habe sie nicht gestört, sagt sie im APA-Interview. "Irgendwann in der Mitte meiner Jahre war mir ganz klar, dass ich versuchen werde, diese Öffentlichkeit als Verantwortung zu sehen." Eine Verantwortung, die sie mit öffentlichen Wortmeldungen, aber nicht mit der Übernahme öffentlicher Ämter wahrgenommen hat. Dass sie als Bundespräsidentin ebenso wie als Kulturministerin im Gespräch gewesen sei, habe sie zwar als höchst ehrenvoll empfunden, sie habe aber immer gewusst, "dass ich zwar ein politischer Mensch bin, aber nie in die Parteipolitik einsteigen könnte", sagte sie einmal. Als ihre Lebensmottos nennt sie "Mut" und "trotzdem".
 

Burgtheater-Abschiedsrede: "Ich wünsche diesem Theater das Beste."

Erika Pluhar wurde am 28. Februar 1939 in Wien geboren. Direkt vom Max Reinhardt-Seminar wurde sie ans Burgtheater engagiert. Ihr Rollenrepertoire reichte von der Salondame bis zum Charakterfach, große Erfolge feierte sie etwa mit dem szenischen Monolog "Eine gebrochene Frau" (1982) nach Simone de Beauvoir und in der Hauptrolle von Lars Norens "Dämonen"(1985). An ihrem 60. Geburtstag beendete die Kammerschauspielerin mit einer Festvorstellung von Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" ihre Burgtheaterlaufbahn. "Ich danke den Göttern, dass sie meinen kindlichen Wunsch erfüllt haben - damals nach dem Krieg, als ich das zerstörte Burgtheater vor mir sah und mir dachte: 'Dort möchte ich einmal Schauspielerin sein.'", sagte sie in ihrer Abschiedsrede und schied ganz ohne Trauer: "Ich wünsche diesem Theater das Beste. Lebt wohl."
 
"Das Theaterleben habe ich hinter mich gebracht", sagt sie heute. Auf der Bühne steht sie freilich weiterhin häufig und gerne. "Wenn ich jetzt mit meinen eigenen Inhalten vor ein Publikum trete, ist das viel mehr ein Miteinander", erklärt sie. Ihre Karriere als Chansonsängerin begann Pluhar Mitte der 70er-Jahre angeregt durch ihren zweiten Mann, Andre Heller. Nachdem sie zunächst Hellers Texte und Evergreens aus den 20er- und 30er-Jahren sang, begann sie später, ihre Lieder selbst zu schreiben. Sie arbeitete eng mit dem gebürtigen Bulgaren Peter Marinoff und dem portugiesischen Komponisten und Pianisten Antonio D'Almeida zusammen. Heute ist der österreichische Gitarrist und Komponist Klaus Trabitsch ihr wichtigster musikalischer Partner.
 

Großer Durchbruch in "Bel ami"

Der große Durchbruch bei einem breiteren Kinopublikum gelang ihr 1968 in Helmut Käutners Verfilmung von Maupassants "Bel ami". Von da an konnte sie sich Film-wie Fernsehrollen aussuchen, zwei Hollywood-Angebote schlug sie jedoch aus. Dafür begann sie, für das Fernsehen als Drehbuchautorin und Regisseurin zu arbeiten. Mit dem TV-Streifen "Marafona - Ein Film über das Lieben", bei dem sie für Buch und Regie verantwortlich war, debütierte sie 2001 auch als Ko-Produzentin. Mit ihrem Enkel Ignaz, dem Adoptivsohn ihrer verstorbenen Tochter Anna, drehte sie den Film "Sahara in mir" über die erste Konfrontation des jungen Mannes mit seinen Wurzeln bei den Sahauris in der Westsahara. Es folgte die Coming-of-Age-Story "Laguna".
 

Rund zwei Dutzend Bücher geschrieben

1981 trat Pluhar, die kurze Zeit auch mit dem Schauspieler Peter Vogel verbunden war, der sich 1978 das Leben nahm, erstmals als Autorin an die Öffentlichkeit. Nach viel beachteten Tagebuchaufzeichnungen und autobiografischen Büchern erschien 1999 der erste rein fiktive Roman, "Matildas Erfindungen". In "Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?" (2001) verarbeitete sie ebenso wie in "Anna - Eine Kindheit" (2018) den frühen Tod ihrer an den Folgen eines Asthmaanfalls gestorbenen Tochter Anna aus ihrer ersten Ehe mit Udo Proksch bzw. ihre zu wenig wahrgenommene Mutterrolle. An die zwei Dutzend Bücher hat Erika Pluhar bisher geschrieben. Dass sie in ihnen vielleicht zu viel von sich selbst preisgegeben habe, stellt Pluhar in Abrede: "Würde ich mich in meinen Büchern preisgeben, würde ich sie nicht schreiben. Ich hab schon auch mein Geheimnis. Es gibt genug, das es weder zu lesen noch zu erfahren gibt von meinem Leben."
 
"Erika Pluhar: Geburtstagskonzert", Stadtsaal, 25.2., 20 Uhr, http://stadtsaal.com; "Pluhar. 3 Bände im Schuber: Gegenüber, Die öffentliche Frau, Spätes Tagebuch", Residenz Verlag, 680 Seiten, 50 Euro, ISBN: 978-3-7017-1713-2; "Gegenüber", Residenz Verlag, Hörbuch, 600 Minuten, gelesen von Erika Pluhar und Anna Dangel, 20 Euro, ISBN: 978-3-7017-4596-8; Erika Pluhar: "Meine Lieder", Insel Taschenbuch, 130 Seiten, 11,40 Euro, ISBN 978-3-458-36388-0. "Erika Pluhar - Im Gespräch" (Wiederholung von 2016): Ö1, 28.2., 21 Uhr; "Orte der Kindheit: Erika Pluhar", ORF 2, 17.2., 10.15 Uhr; "Aus dem Archiv: Erika Pluhar", ORF III, 3.3., 23 Uhr; www.erikapluhar.net
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