Aus der New Yorker Bronx in den Design-Olymp.
Es begann mit einem Accessoire. "Anfangs wollte ich meiner Persönlichkeit Ausdruck verleihen", erinnerte sich Ralph Lauren in einem Interview. "Es ging nicht um Mode, sondern darum, was ich wollte. Und auf einmal habe ich dann gemerkt, dass ich dabei war, eine eigene Welt aufzubauen und Geschichten zu erzählen über die Dinge, die ich liebe." Heute, am 14. Oktober, wird der Designer 80 Jahre alt.
Zurück zu den Anfängen: Er entwarf Krawatten - und präsentierte sie dem New Yorker Edel-Kaufhaus Bloomingdale's. "Sie haben gesagt, sie mögen sie, aber sie wollten sie schmaler und ihr eigenes Label daraufsetzen und ich habe dann gesagt, dass ich das nicht machen kann", erzählte er unlängst im Interview mit dem Magazin "Town and Country". "Sechs Monate später kamen sie zu mir zurück und haben gesagt: 'Du darfst dein eigenes Regal haben und dein eigenes Label.'" Danach habe er Hemden gemacht. Und dann ging es immer weiter.
Und so kam es, dass aus dem 1939 in der Bronx als jüngstes von vier Kindern in eine arme Einwandererfamilie hineingeborenen Ralph Lifshitz der mächtige und reiche Designer-Zar Ralph Lauren (den Namen änderte er wegen des besseren Klangs) werden sollte - mit weltumspannendem Mode-Imperium, mehreren Villen unter anderem im US-Staat New York und in Jamaika und einer Sammlung kostbarer Oldtimer. Lauren hat Stars, Sternchen, US-Olympioniken und First Ladies von Nancy Reagan bis Melania Trump eingekleidet und zahlreiche Preise bekommen.
"Ich hatte keinen Masterplan und habe das ehrlich nicht so geplant. Es war Instinkt, Bauchgefühl, Liebe, Leidenschaft und Ehrlichkeit", sagte der Designer, der seit mehr als einem halben Jahrhundert das nach ihm benannte Unternehmen leitet, in einem anderen Interview. "Es ist Kleidungsstück für Kleidungsstück passiert. Ich wusste immer, welchen Look ich erschaffen wollte, denn ich habe die Kleidung selber getragen."
Als Kind trug Lauren die abgelegten Kleidungsstücke seiner älteren Geschwister auf, aber kombinierte sie auf ungewöhnliche Weise. "In der Bronx habe ich ihn als Kind immer gesehen und gedacht: 'Wer ist dieser Mensch? Wer zieht sich so an?'", erinnert sich Laurens Kollege Calvin Klein, der - drei Jahre später und nur wenige Straßenecken entfernt geboren - ebenfalls zu einem der berühmtesten Designer der USA wurde. "Meine Mutter und mein Vater wollten, dass ich Arzt, Rechtsanwalt oder irgendetwas Sicheres werde, Lehrer oder so", sagte Lauren einmal dem TV-Sender CBS. "Ich hatte viel Glück. Ich hätte der Türsteher werden können, oder irgendjemand. Daran denke ich die ganze Zeit."
Das Polo-Image
Aber Lauren wurde nicht irgendjemand. Er studierte ein bisschen Wirtschaft, verließ dann das College, ging zwei Jahre zur Armee und nahm danach erste Jobs in der Modeindustrie an. Schon bald ging er eigene Wege - von Anfang an selbstbewusst und kompromisslos. Seine Krawatten waren breiter, ausdrucksstärker und teurer als alle anderen, seine Marke nannte er "Polo" nach der Pferde-Sportart. "Polo steht für einen Lifestyle. Die Menschen, die Polo spielen, waren international und sehr elegant." Bis heute ist der Polospieler Laurens Markenzeichen und prangt auf Hemden und T-Shirts mit Kragen weltweit - dabei hat Lauren selbst nie Polo gespielt. "Aber ich wünschte, ich hätte. Bei meiner Kleidung geht es um Atmosphäre und Stil. Es geht darum einen Traum zu erschaffen, den ich für mich selbst wollen würde."
Chic American Dream
Das Hauptthema von Laurens Mode ist immer gleich geblieben: Amerika. Alles dreht sich um die Farben der US-Flagge, rot, weiß und blau, alles dreht sich um Freiheit, Unabhängigkeit und das Streben nach dem individuellen Glück. Lauren ist der amerikanischste aller Designer, der Mode-Zar des amerikanischen Traums. "Ralph hat dem amerikanischem Design eine ganz spezielle Herangehensweise und eine Würde gegeben", sagte die Schauspielerin Audrey Hepburn (1929-1993) einmal. "Er hat uns die Romantik des Westens gegeben, den Glamour Hollywoods, die Abenteuer einer Safari, die Reinheit Neuenglands, die Einfachheit eines modernen Strandhauses, den Reichtum eines schicken Anwesens - nur besser, als wir sie uns vorgestellt haben."
Viele Stars tragen Ralph Lauren - und Ralph Lauren ist der Star seiner eigenen Firma. Auf Werbeplakaten sind häufig er selbst, seine Frau Ricky, mit der er seit mehr als 50 Jahren verheiratet ist, und die drei gemeinsamen Söhne zu sehen. "Ich bin der Star. Mir ist das nicht peinlich. Man kommt zu Ralph Lauren, um Ralph Lauren zu kaufen." Und Lauren ist gerne ein Star. "Ich mag es, wenn ich erkannt werde, wenn ich nach Paris komme und die Menschen drehen sich nach mir um und erkennen mich. Ich bekomme gute Plätze im Kino und im Theater."
Auch zum 80. Geburtstag hat Lauren, dem vor rund 30 Jahren erfolgreich ein Hirntumor entfernt wurde, keine Rückzugspläne - im Gegenteil: "Ich fühle mich cooler als je zuvor, denn ich habe meine Karriere genossen und arbeite immer noch hart und gut, also hoffen wir, dass es so weitergeht."