Positiv überrascht zeigte sich der österreichische Regisseur Arash T. Riahi (37) von der Entscheidung der Austrian Film Commission (AFC), sein Spielfilmdebüt "Ein Augenblick Freiheit" ins Oscar-Rennen um den besten nicht-englischsprachigen Film zu schicken.
"Sehr cool, ich freue mich voll", sagte Riahi, den die APA am Telefon in Spanien erwischte, "weil es dem Film mehr Beachtung schenkt und weil es auch ein wichtiges Thema ist." Der im Iran geborene Filmemacher, der selbst im Kindesalter geflüchtet ist, erzählt in seinem Film von der Odyssee dreier iranisch-kurdischer Flüchtlingspaare.
"Ein Augenblick Freiheit", der seit seiner Premiere bei der vergangenen Viennale weltweit 22 Auszeichnungen gewann, hatte gerade seinen Kinostart in Deutschland. Die Aufmerksamkeit rund um die Oscar-Einreichung könne dort nicht schaden, gleichzeitig aber vielleicht auch helfen, die Demokratisierung im Iran voranzutreiben, hofft Riahi. Für ihn sei es "eine Ehre", ursprünglich habe er natürlich auf Michael Hanekes "Das weiße Band" für diese Entscheidung getippt. Der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes war jedoch vor einer Woche vom majoritär produzierenden Deutschland ins Rennen geschickt worden.
Mehr als 60 Länder weltweit reichen Filme für den Auslands-Oscar ein, Ende des Jahres wird von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences eine Longlist von neun Filmen bekanntgegeben. "Da ist viel Politik dahinter, ich habe keine große Lobby", gibt sich Riahi bescheiden, "es wäre ein Wunder, wenn ich nominiert würde." Die Nominierungen der letzten fünf Teilnehmer werden am 2. Februar 2010 verkündet. "Der erste Schritt ist jetzt mal getan - und Wunder können auch passieren", so der Regisseur. "Letztes Jahr hätte auch niemand gedacht, dass 'Revanche' nominiert wird."
Größere Bekanntheit erlangte Arash T. Riahi durch die Dokumentarfilme "Die Souvenirs des Herrn X" (2004) und "Exile Family Movie" (2006). Auch sein Experimentalfilm "Mississippi" streifte 2005 zahlreiche Preise ein. Derzeit dreht Riahi in Spanien eine Fernsehdoku über einen Sportler. "Sicher denkt man sich, das wäre echt großartig", dachte er kurz an eine mögliche Nominierung, aber in Wahrheit habe er sich kurz mit seinem Team gefreut und dann gleich weiter gedreht.
Im vergangenen Frühjahr war Götz Spielmann mit "Revanche" für den Auslands-Oscar nominiert, ein Jahr zuvor hatte Stefan Ruzowitzky mit "Die Fälscher" überraschend die Trophäe mit nach Hause genommen. Mit Michael Hanekes "Das weiße Band" und nach der herausragenden Leistung von Christoph Waltz in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" stehen Österreichs Chancen auf eine weitere Oscar-Nominierung im kommenden Jahr jedenfalls nicht schlecht.