Den Namen hat man schon oft gehört und das Gesicht irgendwo schon mal gesehen. Doch im ersten Moment ist William Hurt nur wenigen sofort ein Begriff und auch berühmte Rollennamen drängen sich nicht gleich ins Gedächtnis. Dabei ist der Washingtoner einer der besten Charakterdarsteller Hollywoods. Am Samstag (20. März) wird der Oscar-Preisträger 60 Jahre alt.
Weil sein Vater beim Außenministerium arbeitete, sah William schon als Kind die Welt. Lahore in Pakistan, Mogadischu in Somalia und Karthum im Sudan gehörten zu den Stationen seiner Kindheit. Als sich die Eltern scheiden ließen und die Mutter den Sohn des "Time Magazine"-Gründers Henry Luce heiratete, wurde er auch mit der amerikanischen Medienwelt vertraut. An der Schule spielte er schon als Teenager Theater. Das Jahrbuch seiner Klasse weissagte ihm, er könne es mal bis zum Broadway schaffen.
Tatsächlich vernachlässigte er sein Theologiestudium bald und ging an die Juilliard School in New York. Von seinem Jahrgang schafften nur drei die Abschlussprüfung der legendären Schauspielschule. Einer war Hurt, die beiden anderen waren junge Männer namens Christopher Reeve und Robin Williams. Vor allem mit "Superman"-Darsteller Reeve verband Hurt eine lange Freundschaft bis zu dessen Tod im Oktober 2004.
Schon früh fand der Theaterschauspieler zum Film. Das erste Projekt war gleich eine Hauptrolle. In "Der Höllentrip" verwandelt ein Trank Hurt als Wissenschafter im Selbstversuch in einen primitiven Urzeitmenschen, der nur durch die Liebe seiner Frau gerettet werden kann. So platt die Story klingt, der Film war ein Erfolg und heimste sogar zwei Oscar-Nominierungen ein, Hurt eine für den Golden Globe. Der Dreißigjährige hat auf sich aufmerksam gemacht.
Weitere Rollen folgen - und mit ihnen Preise. In "Heißblütig - Kaltblütig" wird er an der Seite einer Debütantin namens Kathleen Turner einem breiten Publikum bekannt. Und nach nur fünf Jahren im Filmgeschäft der Gipfel: Für die Darstellung des homosexuellen Fast-Verräters Molina im "Kuß der Spinnenfrau" erhält Hurt 1985 den Preis als bester Schauspieler in Cannes und schließlich den Oscar. Hurt ist ein Star, der auch von der Kritik für schwierige Rollen gefeiert wird.
Oft sind es Intellektuelle oder Regierungsmitarbeiter, die er spielt, einmal sogar den Präsidenten der USA. So kontrolliert und nüchtern wie seine Rollen war Hurts Privatleben nie. Von drei Frauen hat er vier Kinder und nach den wechselnden Beziehungen musste der Schauspieler sich zuweilen harsche Vorwürfe anhören. Zuletzt schrieb Marlee Matlin, die gehörlose Film- und Lebenspartnerin aus "Gottes vergessene Kinder", über angebliche sexuelle Gewalt in ihrer zweijährigen Beziehung.
Hurt ist einer jener Schauspieler, die geehrt und respektiert werden, gute Rollen bekommen und sie auch brillant spielen - und doch den Durchbruch zum echten Superstar und Kassenknüller nicht schaffen. Drei weitere Oscar-Nominierungen hat er schon bekommen, doch die erste Statuette bleibt bisher die einzige. Er spielt in der gefeierten Mediensatire "Nachrichtenfieber - Broadcast News", in den Blockbustern "Gorky-Park" und "A.I. - Künstliche Intelligenz", in der Komödie "Ich liebe Dich zu Tode" und in Politikdramen wie "Syriana" und Robert De Niros "Der gute Hirte". Doch zum sofort auffälligen Gesicht auf dem Kinoplakat wird Hurt nie. Vielleicht gilt für den Schauspieler der Satz, der sein Lieblingszitat aus all seinen Monologen in mehr als fünf Dutzend Filmen ist: "Er verkaufte seine Seele nicht, um Aufmerksamkeit zu erringen. Er hatte mehr Klasse."