Sie ist ein Weltstar, aber einer der dezenten, ruhigen, zurückgenommenen Sorte. Isabella Rossellini hat sich in den 70er, 80er und 90er Jahren in den Kreis der Supermodels geschoben und mit anspruchsvollen Streifen wie "Blue Velvet" bei Filmkennern einen Namen gemacht. Am Dienstag (16.2.) wird sie 57 Jahre alt.
Seit Jahren dreht das einstige Lancôme-Gesicht auch selbst Filme, allerdings schräge, andere, nicht-kommerzielle - so wie es für die Tochter von Filmemacher Roberto Rossellini und Schauspieler-Ikone Ingrid Bergman angemessen erscheint. Der Kultursender Arte widmet ihr an diesem Donnerstag einen Themenabend. "Isabella Rossellini - Aus dem Leben eines Schmetterlings" heißt das intime Porträt um 21.55 Uhr, in dem die 57-Jährige Einblicke in ihr vielfältiges, ungewöhnliches Leben gibt.
Filmemacher Gero Boehm reist mit ihr an die Stätten ihres Daseins und ihres Tuns: Nach Rom, wo sie 1952 geboren wurde, nach Paris, wo sie nach der Scheidung der Eltern jahrelang mit ihrem Vater im "Hotel Raphael" lebte, nach New York, wo sie mit 17 rein aus Neugier eine neue Heimat fand, nach Neapel, wo sie für ihre skurrile Doku-Reihe "Green Porno" über das Sexualleben der Tiere recherchierte, und nach Genf zum Film-Altmeister Jean-Luc Godard, ein Freund und Verehrer ihres Vaters.
"Er ist ein Halbgott", sagt Regie-Legende Godard über Regie-Legende Rossellini. "Sogar für seine Tochter ist er ein Halbgott", ergänzt sie lachend. "Er ist der wichtigste Mann in meinem Leben", bekennt sie. Und dabei gab es einige große Männer in diesem Leben: Martin Scorsese, David Lynch, Gary Oldman waren langjährige Partner von ihr. Mit Model Jonathan Wiedemann hat sie die Tochter Elettra Rossellini Wiedemann, ebenfalls ein erfolgreiches Model. Dazu noch Adoptivsohn Roberto (geboren 1992). Seinetwegen war sie längere Zeit nicht in Italien, dort wurde die Adoption nicht anerkannt, weil alleinerziehende Mütter keine Kinder adoptieren dürfen.
"Und wegen der Paparazzi - die waren überall", außerdem seien die Zeitungen stets voll gewesen mit Berichten über Liebhaber. "Weil Frauen danach beurteilt werden, von wem sie geheiratet und von wem sie gebumst werden", sagt Rossellini offen. "Es gibt so ein ewiges Klatschelement in Italien", aber nichts davon sei wahr, "das ist verletzend". Dennoch liebe sie das Land, mittlerweile sei auch die Adoption anerkannt. "An Italien vermisse ich die Schönheit, die alten Freundschaften, die Abendessen" - auch wenn diese meistens zu lang dauerten, wie sie lachend hinzufügt.
Es ist eine offene, warmherzige Dokumentation, mit leichtem Ton und dennoch Tiefe, in der sie über die Freude an ihren Kindern redet, über ihre Kindheit ("Ich wuchs in dem Glauben auf, dass man als Jungfrau in die Ehe gehen sollte") und über das Ende ihrer erfolgreichen Lancôme-Kampagne, weil sie mit 40 plötzlich zu alt gewesen sei. Einziger Kritikpunkt: Die kontrastierend-schmerzende Musik. Schmissiger Italo-Pop oder umpassende Balladen wie "Hard Woman" irritieren etwas neben den gleichzeitig klugen wie lockeren und auch intimen Bekenntnissen Rossellinis.
Im Anschluss, um 22.55 Uhr, zeigt Arte "Blue Velvet", den David-Lynch-Film, der immer noch als Aushängeschild für Rossellinis Schauspielkarriere gilt. In der düster-abseitigen Mischung aus Thriller und Drama spielt sie die Nachtclubsängerin Dorothy Vallens, deren Leben zerrieben wird zwischen ihrer aufkeimenden Liebe zu dem unschuldigen Studenten Jeffrey (Kyle MacLachlan) und der obsessiven sado-masochistischen Lust, die sie mit dem Psychopathen Frank (Dennis Hopper) verbindet.