Auf Reisen lernen: Auf die Verpackung kommt es an

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Viele Touristen interessieren sich für Geschichte. "Es ist sicher eine Minderheit, aber eine erhebliche", sagt Prof. Bernd Mütter.

Deshalb gibt es für Reisen, die Historisches berücksichtigen, nach seiner Einschätzung ein großes Potenzial. "Reisen bieten noch einmal einen ganz anderen Zugang, als man sonst zu historischen Themen hat", sagt der Historiker und Reisedidaktiker.

"Es ist aber immer eine Frage, wie es verpackt wird. Man darf natürlich nicht versuchen, nur Lexikonwissen zu vermitteln", so der Wissenschafter, der an der Universität Oldenburg das Konzept des "Histourismus" entwickelt hat. Mütters hat bei einer Reise nach Florenz zum Beispiel den Aufstand der Wollarbeiter von 1387 nicht in einem Referat vermitteln lassen, sondern in einem kleinen Theaterstück - direkt vor dem Zunftgebäude der Wollmeister. "Das hat nicht nur den Darstellern Spaß gemacht, das haben auch alle anderen nicht vergessen."

Reisen können nach Mütters Erfahrung Lernprozesse in Gang setzen, die anders kaum zu erreichen wären. "Eine ältere Dame, die mit uns nach Verdun gefahren ist, hat dort erlebt, dass man sie ganz freundlich behandelt", erzählt Mütter. "Hinterher hat sie erstaunt gesagt 'Die wussten doch alle, dass ich eine Deutsche bin.' Ihre Erwartung, dass die Folgen der deutsch-französischen Erbfeindschaft noch zu spüren seien, hat sich nicht bestätigt." Eigene Vorurteile oder Stereotypen zu überwinden, könne eben auch die Folge einer Reiseerfahrung sein.

An den Reiseveranstaltern kritisiert der Wissenschafter vor allem, dass ihre Reisen in der Regel nicht vorbereitet würden - das Lernen beschränke sich auf die Zeit unterwegs. Das sei zwar eine Möglichkeit, aber ein bestimmtes Niveau könne dann nicht mehr erreicht werden, sagt der Didaktiker. "Und die Programme der Veranstalter sind zum Teil dermaßen vollgepackt, dass die Leute nicht mehr dazu kommen, sich selbst Gedanken zu machen", beklagt Mütter.

Außerdem würden fast immer nur historisch leichtgängige Themen aufgegriffen: "Um Schlachtfelder und Konzentrationslager machen Studienreisen meistens einen Bogen." Solche Themen auszublenden, sei aber übervorsichtig: "Ich halte es für einen Irrtum, dass Touristen nur die idyllischen Seiten der Geschichte kennenlernen wollen."

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