Brüno intim. Im Kino ein Aufreger, privat ein irrer Spießer.
Schräg. Als schwuler Austro-Reporter Brüno erobert Sasha Baron Cohen die Kinos. Heute startet der Kultfilm. Bild: (c) Photo Credit/ Mark Seliger
Sein Hang zur deftigen Wortwahl ist global bekannt. „Ich wollte zur Wien-Premiere, komme nun aber nicht, weil ich gehört habe, dass Heidi Klum erwartet wird,“ witzelte Sacha Cohen alias „Brüno“. „Und die kann ich so gar nicht leiden, weil sie mich ständig kopiert: zuerst meine Engelsflügel, dann mein Haus in L. A. und schließlich meinen Blowjob für Seal“. Heute startet Brüno, die kultige Anarcho-Komödie rund um einen österreichischen Modejournalisten, in den heimischen Kinos. Und nein, Heidi Klum kommt nicht zur Premiere ...
Real-Satire. Als schwuler Redakteur des Österreichischen Jugendrundfunks ÖJRF stellt der vermeintlich gebürtige Klagenfurter dabei die USA auf den Kopf. Mit skurril-provokanten Interview-Fragen („Vot is your favourite Position“), brachialer Real-Satire (als Tunten-Model bei der Mailänder-Modeshow) und Skandal-TV-Auftritten („Habe in Afrika meinen iPod gegen dieses Baby getauscht“) hält er so wie einst Borat der Gesellschaft den Spiegel vor.
Ein reales Vorbild dafür gibt es natürlich nicht, trotzdem versucht sich gerade TV-Star Alfons Haider als Ur-Brüno in Szene zu setzten: peinliche Brüno-Fotos und seltsame Interviews, um nur ja auch den letzten Zipfel Scheinwerferstrahl zu erhaschen. Riecht verdammt nach verzweifelter Eigenpromo.
Isla Fisher. Bild: (c) WireImagePR-Maschinerie. Brüno ist die Erfindung des britischen Star-Comedian Sacha Baron Cohen (37): nach dem Ghetto-Rapper Ali G. (unzählige Comedy-Preise) und dem kasachischen Anarcho-Helden Borat (260 Millionen Dollar an den Kinokassen, und der Golden Globe) will er nun der „berühmteste Österreicher seit Hitler“ werden. Die wahnwitzige PR-Maschinerie mit Seitenhieben gegen Fritzl („Er lebte den österreichischen Traum“), Schwarzenegger und Waldheim, die er dafür seit Wochen weltweit abzieht, ist seit Jahren Prinzip: Cohen brüskiert mit irrer Wortgewandtheit seine Interview-Partner – von Beckham bis Al-Fayed – und mimt dazu geschickt eine Ausländer- wie Schwulen-Feindlichkeit. „Es ist irre, wie leicht man die Menschen mit vermeintlich dummen Fragen manipulieren kann,“ wundert sich Cohen über den Erfolg.
Sex & Spaß statt Hochzeit. Privat ist Cohen das krasse Gegenteil seiner Figuren. Aufgewachsen in jüdischer Mittelklasse-Familie ging der Strenggläubige zuerst auf eine Knabenschule, dann nach Israel in den Kibbuz und promovierte schließlich 1993 in Cambridge. Seit fünf Jahren ist er mit Schauspielerin Isla Fisher (Scooby-Doo) liiert. Trotz Tochter Olive (21 Monate) verwehrt er ihr weiter die Hochzeit. „Ich habe lieber mit ihr weiter Sex und Spaß“.