Ein „Mord in Wien“ ruft Caroline Frank auf den Plan, die in einem neuen Krimi dem Verfassungsschutz in die Quere kommt. Der Talk über ihre Rolle und ihren Beruf.
Zwei Tote – ein Polizist und ein Verfassungsschutzbeamter – rufen Majorin Malzer von der Internen Abteilung des Innenministeriums auf den Plan. Als die unerschrockene Ermittlerin in dem ORF-Krimi „Mord in Wien – Der letzte Bissen“ (19. April, 20.15 Uhr auf ORF 1 und einen Tag zuvor auf ORF ON) loslegen will, taucht der blaublütige Salzburger Spezialist Carl-Albrecht Nassau auf. Das ungleiche Duo muss zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen. Für Schauspielerin Caroline Frank (49) war es spannend, als Franziska Malzer einmal nicht perfekt auszusehen und eine junge Oma zu spielen, freut sie sich im MADONNA-Interview über diese ungewöhnliche Rolle.
Was war für Sie ausschlaggebend, diesen Film zu machen?
Caroline Frank: Ich fand das Duo beim Lesen sehr gut und mochte diesen Gegensatz. Vor allem hat mir aber diese unkonventionelle Frau gefallen, die nicht perfekt ist.
Ist es besonders, wenn Sie sich nicht perfekt zeigen dürfen?
Frank: Für mich schon. Ich werde öfter als reiche, schön hergerichtete Frau besetzt. Es war eine Befreiung, dass mir extra Sommersprossen gemacht wurden, damit ich nicht perfekt aussehe, dass ich Schlabbergewand getragen habe. Ich konnte herumschlurfen, rülpsen und schlafen. Das war schön.
Es gibt eine Szene, in der Franziska mit offenem Mund schläft, die ich herrlich realistisch finde.
Frank: So schläft man halt. Ich mochte, dass er schön, jung und muskulös im Bett liegt und sie schnarcht mit offenem Mund.
In welchen Punkten können Sie sich mit Franziska Malzer identifizieren?
Frank: Ich bin sicher auch jemand, der glaubt, wie ich es mache, ist es richtig. Gleichzeitig hat sie diesen weichen Kern, den sie nicht so herauslässt. Ich bin ein offenerer Mensch als sie. Ich bin auch im 21. Bezirk im Gemeindebau aufgewachsen. Das fand ich gut. Ich mochte, dass sie ein bisschen schlechte Manieren haben kann. Das ist bei mir anders. Aber ich kann genauso schlecht wie sie verbergen, wenn ich jemanden nicht mag.
© ORF/ARD Degeto/Allegro Film/Anjeza Cikopano
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Sie spielen eine Oma, sind aber eigentlich noch nicht in dem Alter. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Frank: Franziska hat jung eine Tochter bekommen, die bei einem Unfall gestorben ist und jetzt hat sie das Mädchen. Ich war erst irritiert, aber natürlich geht es sich aus. Man sieht es halt nie. Im Gegenteil, ich bin jetzt 48 und habe eine siebenjährige Tochter. Das ist heutzutage eigentlich die Realität. Mir hat es wahnsinnig geholfen, nicht die Mutter zu sein. Das ist eine andere Energie. Es nimmt ein bisschen den Sex von der Figur weg, man spielt eine andere Komponente, wie man als Frau wirkt. Es hat etwas Zurückgesetzteres, Weiseres. Auch wie man sich dem Kollegen gegenüber verhält. Es ist keine potenzielle Anziehung da.
Diese beiden Ermittler kennen sich nicht und müssen einen Weg finden, zusammenzuarbeiten. Das passiert in Ihrem Beruf ständig. Wie ist das für Sie?
Frank: Meine Figur glaubt, sie kriegt den Fall und auf einmal gibt es noch jemanden. Das will sie nicht. Sie will ihr Ding machen und denkt, es wird so gemacht, wie sie sagt. Als Schauspielerin rechne ich natürlich damit, dass ich Kollegen habe. Aber man muss sich immer auf jemanden einstellen. Ich bin sicher ein Glückskind, weil ich immer tolle Kollegen und einen wahnsinnigen Spaß habe. Ich kann mich aber auch leicht auf jemanden einstellen. Ich erkenne gut, was jemand braucht, wie viel er von mir braucht, wie viel Rückzug er braucht. Noch viel mehr muss man sich auf den Regisseur einstellen. Wie arbeitet der? Wie viel gibt mir der und wie viel kann ich mich einbringen. Ich musste lernen, wann ich mich zu viel einbringe und er sich denkt: „Hey, lass mich meine Arbeit machen!“
Sie müssen als Schauspielerin sehr flexibel sein. Was sind die Vorteile?
Frank: Es ist super, mit so vielen verschiedenen Leuten zu arbeiten. Ich habe gerade mit Ulrich von Nöthen gespielt. Das ist wie ein Ritterschlag. Oder Adele Neuhauser, die spielt so gut und ist so ein lieber Kerl. Zuzuschauen, wie sie arbeiten, ist ein Privileg.
Sie haben in den letzten Jahren sehr viele Krimis und wenige Komödien gemacht. Warum ist das so?
Frank: Ich glaube, in Österreich werden viele Krimis gedreht und so lange drehe ich noch nicht. Ich habe aber jetzt in München „Makellos“ gedreht. Das ist eine Komödie. Ich habe auch am Simpl gespielt, also ich mag das gerne. Eigentlich sehne ich mich aber gar nicht sehr nach einer Komödie, sondern eher nach etwas Ernsthaftem, wo ich nicht die coole Kommissarin oder die coole Ärztin bin.
Wenn Sie die Wahl hätten: Was würden Sie gerne drehen?
Frank: Etwas wie eine Woody Allen-Komödie, wie „Blue Jasmine“ würde ich lieben. Oder etwas ganz Arges wie „The Hateful Eight“. Oder auch ein Drama, in dem man echt durch eine Geschichte geht und pur ist. Eine Frau, die keinen Berufstitel hat, nicht von vornherein etwas Tolles ist.
Ist es für Frauen über 40 heute leichter geworden, gute Rollen zu finden?
Frank: Ich glaube, ich habe diesen Wechsel, als ich nicht mehr Musical machen wollte, zum richtigen Zeitpunkt erfasst und ich habe diesen Glaubenssatz nicht gehabt. Vielleicht liegt es daran. Ich bin aber noch nicht 50, ich bin noch nicht 60. Ich weiß nicht, wie es sich dann entwickelt. Aber es ist auf jeden Fall das Bewusstsein da, dass man solche Frauen sehen will und die Frauen kämpfen dafür, dass sie gesehen werden. Gerade deswegen hat es mir gefallen, zu zeigen: Ich bin nicht geschminkt, ich gefalle nicht. Dass ich nicht gefallen möchte, ist erfrischend. Man kann jetzt auch einmal zeigen, dass wir nicht nur gefallen.