Wissenschaftler haben eine erstaunliche Entdeckung gemacht.
Es ist Allgemeinwissen, dass sich die DNA eines Kindes aus der DNA der Mutter und des Vaters zusammensetzt. Jetzt aber haben Wissenschaftler bekannt gegeben, dass es noch einen dritten Einflussfaktor geben könnte.
Studien mit Fruchtfliegen haben ergeben, dass die Größe des Nachwuchses einer weiblichen Fruchtfliege nicht von der Größe des eigentlichen Vaters beeinflusst wurde, sondern von dem Partner, den sie davor hatte.
Grund dafür ist die chemische Zusammensetzung der männlichen Samenflüssigkeit. Diese kann auch nach dem Absterben der Spermien im Körper des Weibchens verweilen und einen andauernden Effekt haben, der Einfluss auf zukünftigen Nachwuchs ausübt.
Wissenschaftler sind sich sicher: Den gleichen Effekt gibt es auch bei Menschen! Das Baby einer Frau könnte also locker wie ihr Ex-Partner aussehen, anstatt Eigenschaften des eigentlichen Partners zu haben.
Telegonie
Es ist nicht das erste Mal, dass diese Theorie in den Raum gestellt wird. Unter dem Namen „Telegonie“ wurde diese sogar bereits das erste Mal von Aristoteles im alten Griechenland mit Gelehrten diskutiert! Das war einer der Gründe, warum Frauen als Jungfrau in die Ehe gehen sollten und es Königen verboten war, geschiedene Frauen und Witwen zu heiraten.
Als die Gentechnik voranschritt, wurde diese Theorie jedoch als Unsinn bezeichnet. Bis jetzt.
Wissenschaftler haben nun diese komplizierte Telegonie anhand Fruchtfliegen bewiesen und einen Artikel im renommierten Wissenschaftsmagazin „Ecology und Evolution“ veröffentlicht. Professor Russell Bonduriansky von der Universität New South Wales in Australien erklärt die Theorie wie folgt: „Wenn diese Art von (tierischer) Fortpflanzung stattfindet, gibt es kein großes väterliches Anliegen. Es geht nur darum, dass Männchen ihre DNA an das Weibchen übertragen. Wir aber glauben, dass der Prozess weitaus komplizierter ist.“ Denn nicht jedes Männchen hat die besten Attribute für starken Nachwuchs. Ein Defizit, dass die Natur gekonnt ausgleicht, in dem es sich an den physischen Vorteilen des vorhergehenden Partners orientiert, und es aus den noch vorhandenen Ablagerungen aus dessen Samenflüssigkeit heraus zieht. Diese Ablagerungen entstehen, wenn eine Paarung stattfindet, bevor das Weibchen fruchtbar ist.
Neue Studie
Professor Bonduriansky sagt, dass die Samenflüssigkeit und deren Ablagerungen eine kritische Rolle in der Entwicklung des zukünftigen Nachwuchs‘ hat, egal wer der eigentliche Vater ist.
Die Ablagerungen, die so genannte RNS, kurz für Ribonukleinsäure, die in der Samenflüssigkeit vorhanden ist und außerhalb der Spermien übertragen wird und ebenso an der Genregulation beteiligt ist, hat also einen großen Einfluss auf zukünftige Schwangerschaften. Das haben die Forscher damit bewiesen, zumindest eben in Fruchtfliegen und Mäusen. Inwieweit sich diese RNS und die damit zusammenhängenden Moleküle auf menschliche Schwangerschaften auswirken, muss noch weiter erforscht werden.
Das Ergebnis ist zwar noch unklar, aber dennoch sind sich die Forscher sicher, dass die einst als Unsinn verschriene Telegonie doch eine Wirklichkeit in der menschlichen Fortpflanzung ist.
Soll heißen: Wundern Sie sich nicht, wenn das Kind, dass sie mit ihrem blonden Ehemann haben, die gleichen braunen Locken wie ihr Ex-Freund besitzt.