Rachida Dati sorgte für Aufsehen: Sie brachte ein Kind zur Welt, verschwieg den Vater, kehrte sofort zur Arbeit zurück. Jetzt trat sie zurück.
Rachida Dati mit ihrem in Decken gewickelten Baby Zohra (links) - wenig später war sie wieder als franz. Justiz-Ministerin unterwegs. (c) WireImage.com/Getty, Reuters
Frankreichs umstrittene Justizministerin Rachida Dati wird Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Figaro" zufolge aus der Regierung ausscheiden.
Kandidatur bei Europawahl
Die Politikerin habe sich bereiterklärt, am 7. Juni bei der Europawahl zu kandidieren, berichtete das regierungsnahe Blatt. Sie habe sich damit abgefunden, den Ministerposten in den kommenden Monaten aufzugeben. Datis Kandidatur bei der Europawahl solle an diesem Samstag bei einem Parteitag der Regierungspartei UMP von Präsident Nicolas Sarkozy verkündet werden.
Nach fünf Tagen wieder am Schreibtisch
Dati hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil sie bereits fünf Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes wieder an einer Kabinettssitzung teilnahm. Politische Kritik hatte die 43-Jährige wegen ihres autoritären Führungsstils und ihrer umstrittenen Justizreform einstecken müssen.
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Wer fünf Tage nach einemKaiserschnitt auf Stiletto-Absätzen aus dem Krankenhaus marschiert und das Kindeben der Tagesmutter vorbeibringt, um rechtzeitig zur Kabinettssitzung zukommen, der erregt selbst in Frankreich Aufsehen.
Schick & Karrierebewusst (c) WireImage.com/GettyRachida Datis Beweggründe
Justizministerin Rachida Dati(43) mag ihre Gründe gehabt haben, öffentlich zu beweisen, dass ihreMutterschaft sie nicht von ihrem Ministerjob abhält. Zum einen hat sie dasBeispiel ihrer algerischen Mutter vor Augen, die ohne großes Aufhebens elfKinder zur Welt gebracht hatte. Zum anderen steht sie derzeit politisch unterDruck. Ihr Auftreten hat im kinderreichen Frankreich eine hitzige Debatte überRechte und Pflichten junger Mütter in Gang gebracht.
Keine Auskunft über den Vater
Die Schwangerschaft der Ministerin hatteschon deswegen großes Aufsehen erregt, weil Dati sich beharrlich weigert,Auskunft über den Vater des Kindes zu geben. Paparazzi hatten tagelang diePrivatklinik umlagert, in der Hoffnung, Rachida würde diese nach der Geburt inBegleitung des Kindsvaters verlassen. Stattdessen erschien sie an der Seiteihrer Schwester, im kurzen Rock, mit neuer Fönfrisur und einem Deckenbündel, indem ihre Tochter Zohra verborgen war.
Ein wenig belohnt wurde die Geduld derFotografen dennoch, denn einer der Besucher auf der Wochenstation war ein gutaussehender 48-Jähriger im schwarzen Rolli und Tweed-Sakko. Was ihn sointeressant macht, ist die Tatsache, dass er der kleine Bruder desfranzösischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ist. Klatschblätter berichtetenaußerdem, dass Dati - eine gebürtige Muslimin, die aber auch Gottesdienste inihrem Wahlkreis besucht - Weihnachten im Kreis der Familie Sarkozy verbrachthabe. Sollte sich das Vaterschaftsgerücht bewahrheiten, hätte der Präsidentalso seine Schwägerin im Kabinett sitzen.
Debatte über den Mutterschutz
Die französischen Medien überlassen dieseSpekulationen weitgehend der Spezialpresse. Sie stürzen sich dafür mitLeidenschaft in die Debatte über den Mutterschutz. Segolene Royal,Ex-Präsidentschaftskandidatin der Sozialisten, verteidigte Dati energisch gegenalle, die ihr mangelnden Mutterinstinkt vorwarfen. "Eine Frau, die sich ausdem Beruf zurückzieht, um sich um ihr Kind zu kümmern, kann nie sicher sein,ihren Posten wiederzubekommen. Es gibt noch immer eine Riesenungleichheitzwischen Frauen und Männern", kritisierte Royal, die als erste amtierendeMinisterin ein Kind zur Welt gebracht hat.
Forderungen pro Mutterschutz
Bildungsministerin Valerie Pecresse forderteeinen gesetzlich verankerten Mutterschutz von 16 Wochen für Politikerinnen -obwohl es den eigentlich längst gibt, was aber eben nicht immer eingehaltenwird. Selbst Regierungssprecher Luc Chatel, Vater von vier Kindern, wusstenicht auf Anhieb, wie lange der Mutterschutz gilt und ob er verpflichtend ist.Schließlich mischte sich sogar die ehemalige Premiere Dame Bernadette Chiracein. Sie verkündete der Öffentlichkeit, dass Dati ihre Tochter stille, sehrglücklich sei und ihre Arbeit bestens im Griff habe.
Eine Sorge ist Dati vorerst los: Sarkozy derÄltere will nach Medienberichten darauf verzichten, sie von ihrem Posten alsJustizministerin zu entfernen. Auch wenn Experten ihre Kompetenz anzweifeln,soll Dati, die als Tochter nordafrikanischer Einwanderer als Aushängeschild derRegierung gilt, vorerst im Amt bleiben. Vermutlich wird der Elysee künftig beiheiklen Themen einfach selber das Heft in die Hand nehmen. So war es auch derPräsident selbst und nicht seine Justizministerin, der in der vergangenen Wochedie umstrittene Abschaffung der unabhängigen Ermittlungsrichter verkündete.
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