Da die angespannte Isolationssituation potenziell gewaltfördernd sei, stellten Frauenministerin Susanne Raab und Justizministerin Alma Zadic Maßnahmen zum Gewaltschutz vor.
D en erschreckenden Meldungen aus China zufolge, wonach der weibliche Alltag in Zeiten des Coronavirus besonders gefährdet sei, da in Quarantäne oder Isolation mehr Fälle von häuslicher Gewalt verzeichnet würden, haben Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) vergangene Woche ein Maßnahmenpaket vorgestellt.
Starke Worte. „Quarantäne und häusliche Isolation ist kein rechtsfreier Raum. Die Krise ist kein Freibrief für häusliche Gewalt. Wir gehen mit aller Härte gegen jeden vor, der Frauen und Kinder angreift“, betonte Raab in der Pressekonferenz. Und: „Jede Frau bekommt Hilfe und Unterstützung, keine wird in dieser Situation alleine gelassen.“ Die strafrechtliche Verfolgung der Täter beziehungsweise Gefährder sei, trotz des Notbetriebs der Gerichte, „weiter gesichert“, bekräftigte Zadic. Betretungs- und Annäherungsverbote würden weiter ausgesprochen, Wegweisungen vollzogen. Bisher mussten die Opfer von Gewalt in der Familie persönlich eine einstweilige Verfügung beantragen. Da das in Zeiten der Quarantäne nicht so einfach möglich ist, werde das nun geändert. Expertinnen und Experten, die sich mit dem Bereich befassen, wissen, dass die Einschränkung von sozialen Kontakten außerhalb der Familie, Existenzängste und die mangelnde Möglichkeit Konflikten zu Hause auszuweichen, die Gewalt in den eigenen vier Wänden verstärken kann. Raab ging es mit ihrem Maßnahmenpaket nicht nur um die „physische, sondern auch die psychische Gewalt, wie Herabwürdigungen, Demütigungen und Druck“, der Frauen und Kinder nun vermehrt ausgesetzt sein könnten. „Jede fünfte Frau ist schon unter normalen Bedingungen Opfer von physischer und psychischer Gewalt, deshalb gilt es nun, verstärkt darauf zu schauen“, so die Frauenministerin.
Info ist alles. Die Wegweisung von Gewalttätern sei auch in Quarantänegebieten gesichert, garantierte Zadic: „Der Rechtsschutz wird nicht ausgehöhlt.“ Frauen und Kinder bleiben geschützt. Raab verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die 24-Stunden-Helpline finanziell und personell aufgestockt und die Online-Beratung für von Gewalt bedrohte Frauen ausgebaut wurden. Aktuell sei noch kein Anstieg von Wegweisungen und Betretungsverboten verzeichnet worden, erklärte Raab. Es gebe aber „eine erhöhte Nachfrage nach Information“. Daher werden ab sofort Informationsbroschüren zum Gewaltschutz in Supermärkten aufgelegt. Sollte es zu Engpässen in Frauenhäusern kommen – auch davon ist laut Raab noch nichts zu bemerken –, hätten alle Landesregierungen zugesichert, ihre Kapazitäten – etwa mit dem Bereitstellen von Übergangswohnungen – zu erhöhen.
Frauennotruf Wien: 01 71 71 9
Betroffene in Wien können sich für eine rasche Soforthilfe, aber auch für allgemeine Informationen kostenlos und rund um die Uhr an den Frauennotruf wenden.
Frauenhäuser Wien: 05 77 22
Bieten Frauen und Kindern neben anonymen, kostenlosen Beratungsgesprächen Schutz und Sicherheit durch vorübergehende Wohnmöglichkeit.
Frauenzentrum der Stadt Wien: 01/408 70 66
Telefonisch und per Mail erreichbar und berät kostenlos zu Themen wie Trennung, Obsorge, Kontaktrecht, Unterhalt.
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
Von Gewalt betroffenen Frauen steht zu jeder Zeit die Telefonnummer mit Expertinnen zur Seite.
Nummer der Polizei: 133 oder 112
Falls es zu tätlichen Übergriffen kommen sollte, rufen Sie unbedingt die Exekutive.
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