Es war eine komplizierte Operation am Rückenmark: Der siebenjährige Mark war querschnittsgelähmt. Jetzt kann er wieder gehen.
An der Grazer Uniklinik für Neurochirurgie staunt man über das unerwartet hohe Regenerationsvermögen eines siebenjährigen Buben: Zwei Monate nach der Entfernung einer Zyste im Rückenmark kann das zuvor komplett querschnittsgelähmte Kind wieder gehen. Eine Sensation: Die Grazer Mediziner sprechen von einem "unglaublichen Krankheitsverlauf".
Hans Georg Eder
Foto: (c) LKH-Univ. Klinikum Graz "Eine Sensation"
"Trotz der perfekten Operation war dieses postoperative Ergebnis in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar und ist tatsächlich eine Sensation", freut sich Neurochirurg Hans Georg Eder.
Er hat das Operationsteam beim heiklen Rückenmarkseingriff angeführt. Heute braucht der siebenjährige Mark den Rollstuhl nicht mehr, teilt die Grazer Uniklinik mit.
Die Erkrankung verlief akut, die Prognose war denkbar schlecht: Zwischen den ersten Anzeichen einer Gehschwäche und der kompletten Querschnittslähmung des Buben lagen gerade einmal zwei Monate. Verursacht wurde die Lähmung durch eine Zyste im Rückenmark im Bereich der Brustwirbelsäule.
Riskante OP ohne Komplikationen
Die riskante Rückenmarkoperation verlief ohne Komplikationen. Hans Georg Eder beschreibt: "Die Zyste befand sich innerhalb des Rückenmarks. Das Rückenmark selbst war an dieser Stelle nur mehr fadendünn und umgab die Zyste wie ein schmaler Nervensaum". Nach der Operation konnte das Kind allerdings das linke Bein weiterhin nicht bewegen, beim rechten Bein war eine geringfügige Beweglichkeit zu bemerken. Mit einer Verbesserung des Zustandes war trotz perfekter Operation mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu rechnen.
Doch schon zwei Monate und etliche physiotherapeutische Trainingseinheiten später sah sie Situation ganz anders aus: Als die Mutter eines Tages nach ihrem Sohn im Rollstuhl sehen wollte, war die Bewegungshilfe leer. Sie fand ihren Sohn am Balkon - alleine ohne Hilfe war er aufgestanden und an die frische Luft gegangen.
Eder unterstreicht anhand dieses Verlaufs das große Potenzial zur Selbstheilung bei Kindern: "Allgemein bekannt ist ja, dass Kinder nach operativen Eingriffen am Gehirn ein viel höheres Regenerationsvermögen aufweisen als Erwachsene. Dieser Genesungsverlauf macht nun umso mehr deutlich, dass bei Kindern auch das Regenerationsvermögen des Rückenmarks um ein Vielfaches höher ist." Nach nach Worten des Mediziners zeige sich immer stärker, dass sich neurochirurgische Eingriffe bei Kindern als richtig erweisen und so Genesungsprozesse häufiger herbeigeführt werden können als bisher angenommen.