Spitzenkandidaten

Wahl: Wer ist der Richtige?

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Parteien im Frauencheck. Am 28. September müssen sich 3,3 Millionen Österreicherinnen für eine Partei entscheiden. WER tut eigentlich WAS für uns? Und worauf legen Frauen tatsächlich wert?

(c) sxcWer ist der Richtige für mich?“ Diese Frage stellen sich Frauen doch eigentlich immer. Derzeit jedoch nicht auf emotionaler Ebene, sondern vielmehr auf politischer. Genau 3.299.881 Frauen können am 28. September bei den Nationalratswahlen ihre Stimme abgeben. Was Frauen meist nicht wissen – ihr Kreuz auf dem Wahlzettel ist entscheidend. Immerhin sind diesmal um 270.194 Frauen mehr stimmberechtigt als Männer. Womit Sie sich zu einer ganz essenziellen Zielgruppe für die Spitzenkandidaten machen.

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Wie Frauen wählen

Dass Männer und Frauen auch in Sachen Wahlverhalten verschieden ticken, ist deshalb auch Inhalt vieler wissenschaftlicher Studien. So ist etwa seit den 80er-Jahren eine wachsende Geschlechterkluft im Wahlverhalten zu beobachten – die Emanzipation scheint sich also auch in der Wahlzelle langsam durchzusetzen. Frau wählt nicht mehr unbedingt die Partei, für die sich ihr Partner entschieden hat. Und bezüglich der politischen Tendenz lässt sich feststellen: Frauen stimmen eher für Mitte-Links-Parteien, Männer hingegen für Mitte-Rechts-Parteien.

„Wären in Österreich nur Frauen wahlberechtigt, hätten wir fast immer eine Regierung der SPÖ mit den Grünen“, stellt Peter Filzmaier, seit 2005 Leiter des Departments „Politische Kommunikation“ an der Donau-Universität Krems, interessanterweise fest. Sogar 2002, als der ÖVP ein Sensationsergebnis gelang, habe es unter den Frauen eine rot-grüne Mehrheit gegeben.

Wahlkampf
Nicht umsonst kämpfen daher alle kandidierenden Parteien um wichtige Frauenstimmen. Keine Partei kann es sich leisten, in ihrem Wahlprogramm keine Lösungen für brennende Frauenthemen ­anzubieten. Trotzdem ist die Unzufriedenheit unter den weiblichen Wählern groß, wie eine aktuelle Studie der Karmasin Motivforschung für den Klub für Frauen zeigt.

„Immerhin 56 Prozent der befragten Frauen meinen, dass sich die Politik allgemein zu wenig für die Anliegen von Frauen einsetzt und immer noch 41 Prozent haben das Gefühl, dass es keinen Politiker gibt, der sich ehrlich und sinnvoll für Frauen stark macht“, so Meinungsforscherin Sophie Karmasin, die auch für MADONNA die Wirkung der Kandidaten auf weibliche Wähler analysierte. Drei Viertel der Bevölkerung meinen, dass Frauen benachteiligt werden, im Beruf und speziell beim Einkommen.

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Was sich Frauen wünschen

Aus der Studie lassen sich auch die Wünsche der Frauen an die politischen Parteien herauslesen. Das größte Anliegen: eine Erleichterung der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern.

78 Prozent hätten gerne das „Recht auf einen Kindergartenplatz“, 76 Prozent wünschen „steuerliche Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten“ und 70 Prozent hoffen auf „Gratiskindergärten“.

Die Anliegen der Groß-Parteien

Glaubt man den Parteiprogrammen, dann könnten nach diesen Nationalratswahlen einige dieser Wünsche in Erfüllung gehen. Bestes Beispiel: Gratiskindergärten. Egal ob Rot, Schwarz, Blau oder Orange – den kostenlosen Kinderbetreuungsplatz verspricht jede Partei. Allerdings: In unterschiedlichen Modellen. SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann möchte ein vorschulisches kostenloses Bildungsjahr. In diesem Punkt sind sich SPÖ und ÖVP ausnahmsweise einig. Die Grünen gehen einen Schritt weiter: Hier soll die Kinderbetreuung nicht nur im letzten Jahr gratis sein, sondern bereits ab dem ersten Lebensjahr.

Mehr Geld für die Familie
Aber auch das Familienbudget soll aufgebessert werden. Bei allen Parteien sitzt im Wahlkampf der Euro besonders locker. Fix ist bereits die 13. Familienbeihilfe. Allerdings verhandeln Faymann und Molterer noch, wer dieses finanzielle Zuckerl in Zukunft ausgezahlt bekommt: Die ÖVP möchte nur jenen Familien die Aufstockung gewähren, in denen mindestens ein Kind in Ausbildung ist. „Gleiches Recht für alle“, fordert hingegen die SPÖ. Sie verlangt, dass alle Familien, egal wie alt die Kids sind, die neue 13. Familienbeihilfe erhalten. Heide Schmidt hält die Diskussion für fadenscheinig: „Die 13. Familienbeihilfe ist eigentlich die Elfte. denn seit 2000 wurde keine Wertanpassung durchgeführt. Sprich, es fehlt eigentlich noch die zwölfte Familienbeihilfe“, analysiert die Spitzenkandidatin für das Liberale Forum. Trotzdem sieht sie darin eine punktuelle Aushilfe.

Karenzgeld oder Müttergehalt?

Eines haben die Parteien auch endlich erkannt: Kinder kriegen muss attraktiv gemacht werden. Deswegen wird derzeit heiß über das ideale Kinderbetreuungsgeld diskutiert. Wilhelm Molterer preschte in der Vorwoche mit der Idee vor, den Müttern und Vätern 80 Prozent ihres Nettoeinkommens während einer 12-monatigen Karenz zu zahlen. Im Klartext: Jede Mutter soll mindestens 1.000 oder maximal 2.000 Euro im Monat bekommen. Jörg Haider fordert hingegen ein Müttergehalt. Er will jeder Mutter bis zum dritten Lebensjahr des Kindes 1.000 Euro im Monat ausbezahlen.

Fazit: Die Aussichten für Frauen sind ganz schön rosig – wenn die Wahlversprechen nicht, wie üblich, kurz nach der Wahl wieder vergessen werden.
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