Ein Raunen ging durch Hollywood, als bekannt wurde: Die Schauspielerin Asia Argento (42), eine der Ersten, die sich als Vergewaltigungsopfer Harvey Weinsteins (66) outete, soll selber Sex mit einem Minderjährigen forciert haben.
Mimi Haleyi (39), damals Produktionsassistentin in ihren 20ern, die New Yorker Schauspielerin Paz de la Huerta (33), die norwegische Schauspielerin Natassia Malthe (44), „The Sopranos“-Star Annabella Sciorra (58), das italienische Model Ambra Gutierrez (26), „Charmed“-Star Rose McGowan (44), Cara Delevingne (26), Gwyneth Paltrow (45) und viele mehr. Sie alle sind Frauen, die sich öffentlich dazu bekannten, von Film-Mogul Harvey Weinstein (66) sexuell, belästigt, missbraucht oder vergewaltigt worden zu sein. Der Skandal als Auslöser einer internationalen Debatte unter dem Hashtag „MeToo“ zog seine Kreise um die Welt. Opfer, Täter, Mitwissende und Vertuscher gingen an die Öffentlichkeit oder wurden zur Rechenschaft gezogen. Eine der Ersten, die sich als Vergewaltigungsopfer des Filmproduzenten äußerte, war die italienische Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento (42).
Verkehrte Welten
Aber Argento ist scheinbar nicht nur Opfer. Nicht nur ist sie kein Opfer, weil der Opfer-Status auf absurde Weise die Frauen und nicht die Täter stigmatisiert, sondern auch, weil Argento laut aktueller Anschuldigungen selbst zur Täterin wurde. Wie kürzlich die New York Times berichtete, habe Argento 380.000 US-Dollar Entschädigung gezahlt an einen Mann, den sie sexuell angegriffen haben soll. Der Mann: Jimmy Bennett, ein 22-jähriger Schauspieler und Rock-Musiker. Die beiden lernten sich 2004 kennen, als Argento als Produzentin den Film „The Heart Is Deceitful Above All Things“ drehte und darin auch die Hauptrolle der Sarah spielte. Jimmy spielte damals ihren Sohn. Der Times wurde ein Foto zugespielt, auf dem Argento mit Jimmy im Bett zu sehen ist, beide mit nacktem Oberkörper, als auch ein SMS-Verlauf von Argento, in dem sie sich zum Sex mit Jimmy bekennt. Das zusätzlich Prekäre an der Situation 2013 in Kalifornien: Jimmy war damals erst 17, und Sex mit Minderjährigen ist in Amerika per Gesetz verboten.
Von Finanzspritzen
Doch jahrelang wurde von dieser Nacht in einem Luxushotel in Los Angeles kein Wort publik. Bis jetzt die außergerichtliche Einigung der Times zugespielt wurde. 380.000 US-Dollar (ca. 333.000 Euro) wurden Jimmy auf sein Konto überwiesen. Das Geld stammte von Anthony Bourdain, Argentos Lebensgefährten, dem erst im Juni durch Selbstmord verstorbenen Star-Koch. Argento dementierte dies gegenüber Ansa, der italienischen Nachrichtenagentur: Es sei „Verfolgung“, die Nachrichten seien „absolut falsch“ und sie sei darüber „zutiefst schockiert“. Die Überweisung Anfang des Jahres habe es gegeben, diese sei aber lediglich eine „Finanzspritze“ für einen jungen Kollegen gewesen, das Paar habe ihm ob seiner stockenden Karriere „helfen“ wollen, dementiert auch Argentos Anwältin Carrie Goldberg (41) die Vorwürfe.
Jahrelanges Trauma
Von einer Traumatisierung des ehemaligen Kinderstars durch „sexuelle Nötigung“ sprechen hingegen Bennetts Anwälte. Auch Bennett selbst meldete sich überraschend erstmals zu dem Fall zu Wort, und auch dazu, warum er erst nach Jahren im November 2017 3,5 Millionen US-Dollar Schadenersatz für „vorsätzliches Zufügen von emotionalem Leid, dadurch verloren gegangene Löhne, Körperverletzung und tätlicher Angriff“ forderte. Sein Trauma von damals sei „wieder hochgekommen“ als sich Asia Argento „selbst als Opfer outete“. Der Times-Artikel, in dem Argento erstmals gemeinsam mit zwölf anderen Frauen über die Vergewaltigung durch Weinstein, als sie 21 war, sprach, erschien einen Monat, bevor Bennett den Schadenersatz forderte. Er habe sich „geschämt“ und wollte kein „Teil des öffentlichen Diskurses“ sein, da er damals noch geglaubt habe, es gebe ein spezielles Stigma, als Mann in einer solchen Situation gewesen zu sein. „Ich dachte nicht, dass die Menschen Verständnis haben für ein Ereignis, das so in den Augen eines Teenagers passiert ist“, äußert er sich auf Instagram.
Ungeklärte Umstände
Asia Argento ist gemeinsam mit „Charmed“-Star Rose McGowan das Aushängeschild der „MeToo“-Debatte, Gowan konnte äußerte sich kritisch: „Ich habe Asia Argento vor zehn Monaten kennengelernt. Unsere Gemeinsamkeit ist der geteilte Schmerz, von Harvey Weinstein vergewaltigt worden zu sein. Mein Herz ist gebrochen. Ich werde meine Arbeit für Opfer aus aller Welt fortführen.“ Und etwas später twittert sie: „Niemand von uns kennt die Wahrheit dieser Situation. Ich bin sicher, es wird noch mehr ans Licht kommen. Seid nett.“