Pamela Fuchs

Leben im Rotlicht

Ex-Domina Pamela Fuchs packt aus

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Pamela Fuchs wurde als „Todes-Domina“ bekannt, als ein Freier beim SM-Spiel starb. In MADONNA erzählt sie, wie sie ins Rotlichtmilieu abrutschte. Und damit lebt, einen Menschen auf dem Gewissen zu haben.

Als Kind wurde sie missbraucht, als junge Frau von Männern geschlagen. Durch einen Exfreund schlitterte sie ins Rotlichtmilieu: erst Peepshow, dann Escortservice, schließlich Domina. Österreichweit bekannt wurde Pamela Fuchs (30), als am 12. September 2015 ihr Freier beim SM-Liebesspiel in einem Wiener Hotelzimmer starb. Fuchs wurde zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt.

Einmal Rotlicht und zurück

Jetzt hat sie ihre Geschichte im Buch Todes-Domina aufgeschrieben (als Hardcover und E-Book erschienen im egoth-Verlag). Im MADONNA-Interview spricht Pamela Fuchs über ihre Jahre im Rotlichtmilieu, die tödliche Nacht und ihr neues Leben nach dem Ausstieg aus dem Sexgeschäft.

Das ganze Land kennt Sie als „Todes-Domina“. Wie geht es Ihnen selbst damit?

pamela fuchs: Es ist jemand gestorben. Und ich war eine Domina. Es ist eine Tatsache, man braucht nichts schönreden.

Bevor wir zu besagter Nacht kommen: Wie sind Sie überhaupt im Milieu gelandet?

fuchs: Ich bin sehr, sehr bescheiden aufgewachsen. Deswegen war es immer mein Wunsch, ein besseres Leben zu haben. Mein Papa war Alkoholiker, der meine Mutter verprügelt und auch meinen Bruder und mich einmal geschlagen hat. Mein Stiefopa hat uns missbraucht, der Stiefvater mich ausgezogen, als ich 14 war. Meine Mutter hat von all dem nichts gewusst. Ins Rotlicht bin ich mit 18, 19 durch meinen zweiten Freund gerutscht. Er hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich arbeite in der Peepshow oder er ist weg. Ich war so naiv, dumm und verliebt. Ich habe gezittert, als ich mich zum ersten Mal aus­gezogen und getanzt habe, das erste Mal mit einem Freier war noch schlimmer.

Hat Ihr Umfeld gewusst, was Sie machen?

fuchs: Ja. Meine Mama und meine Freunde sind in die Peepshow gekommen und wollten mich rausholen. Aber ich bin geblieben. Ich war verliebt, wollte mit dem Mann zusammen sein. Ich habe viel zu spät kapiert, dass er mich ausgenützt hat.

Wie sind Sie dann Domina geworden?

fuchs: Ich habe mitbekommen, dass man da viel mehr verdient. Die Kunden fragen sowieso danach. Irgendwann habe ich gesagt, okay, probieren wir’s. Angefangen hat es mit Watschen. Hat man sich mal überwunden, steigert sich das immer mehr.

Atemreduktionen, wie im tödlichen Fall, gehörten auch zum Programm?

fuchs: Schon öfter, nur nicht in dieser Form. Normalerweise bin ich nackt auf dem Mann gesessen, habe ihm Mund und Nase zugehalten. Er hat mir dann ein Zeichen gegeben, wann ich loslassen soll.

Können Sie kurz schildern, was in der Nacht des 12. September 2015 passiert ist?

fuchs: Ich war inzwischen von meinem Freund getrennt, arbeitete erst kurz wieder als Domina. Meine Mutter ist gestorben und ich habe schnell Geld gebraucht für das Begräbnis. Deshalb habe ich wieder angefangen. Der Mann hat mich via Inserat kontaktiert. Beim Treffen im Hotel hat er eine Schlinge mit einem Knoten vorbereitet, wie sie Leute benutzen, die sich selbst erhängen. Die hat er auf einer Garderobenstange montiert und sich den Mund zugeklebt. Ich habe ihm von hinten ein Schuhband um den Hals gelegt und zugezogen. Dann hat er sich in seine Schlinge gelegt. Er hat mir gesagt, er kriegt rote Augen, sein Gesicht wird blau, er fängt an zu zucken. Ich soll keine Panik bekommen, sondern wie vereinbart gehen.

Trotzdem sind Sie später zurück ins Hotel gefahren, haben sogar selbst die Polizei geholt, um die Zimmertür aufzumachen.

fuchs: Ich habe ihm geschrieben, er soll sich melden, wenn er munter ist, damit ich weiß, es ist alles okay. Weil nichts zurückkam, bin ich erst zum Hotel, dann zur ­Polizei. Als ich erfahren habe, dass er tot ist, bin ich zusammengebrochen.

Wie gehen Sie heute damit um, einen Menschen auf dem Gewissen zu haben?

fuchs: Es war ein Unfall. Trotzdem ist der Gedanke, dass jemand durch meine Hand gestorben ist, fürchterlich. Die Schuldgefühle kann ich nicht abstellen. Auch wenn mich mein Freund sehr unterstützt.

Hat er von Anfang an von der ganzen Geschichte gewusst?

fuchs: Ja, ich habe ihn am Tag vor dem Prozess kennengelernt. Ich hatte bis dahin mit Männern kein Glück. Vom drogensüchtigen Schläger bis zum liebevollen Zuhälter war alles dabei. Er ist ganz anders. Ich arbeite jetzt in seiner Immobilienfirma als Sekretärin, habe einen geregelten Alltag. Ich wünsche mir, dass mein Leben so bleibt, wie es jetzt ist. Kinder kann ich mir momentan nicht vorstellen. Vielleicht, weil mir selbst so viel Schlimmes passiert ist im Leben und ich Angst habe, dass auch ihnen so etwas zustößt.

Was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen?

fuchs: Wenn nur ein einziges Mädel die rosa Brille abnimmt und mit dem Job aufhört, oder zumindest nur mehr für sich selbst arbeitet, bin ich schon zufrieden. Ich möchte Mädchen unterstützen, die aussteigen wollen. Alleine ist es sehr schwer, aus dem Milieu rauszukommen.

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