Dass die Psyche Einfluss auf den Körper hat, ist bekannt. Umgekehrt kann aber auch derKörper die Seele krank machen: Die wichtigsten Symptome im Check. Plus: Beste Body- & Soul-Tipps!
Rund 1,2 Millionen Österreicher leiden an psychischen Erkrankungen, etwa 900.000 befinden sich deshalb in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung. Dass es sich bei Stimmungsschwankungen, Melancholie oder Aggressivität aber nicht immer unbedingt um eine psychische Erkrankung handeln muss, sondern sie manchmal auch das Symptom eines körperlichen Leidens sein können, wird noch viel zu selten bedacht.
Therapiemarathon.
„Ich hatte jahrelang sehr starke Stimmungsschwankungen. Von einer Minute auf die andere war ich erst zu Tode betrübt und dann schon wieder himmelhoch jauchzend“, erzählt Sophia B. „Man schickte mich zur Psychotherapie, eine Zeit lang habe ich es sogar mit stimmungsaufhellenden Medikamenten versucht“, erinnert sich die heute 32-jährige Wienerin. Geholfen hat das alles nichts, erst ein Arztwechsel brachte Licht in die Angelegenheit. „Mein Arzt riet mir, die Pille abzusetzen und ohne Hormone zu verhüten. Schon nach einer Woche hat sich meine Stimmung merklich gebessert. Jetzt bin ich ausgeglichener denn je“, so die junge Frau.
Somatopsychologie nennt man jene noch relativ junge Disziplin in der medizinischen Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, wie sich körperliche Ursachen auf die Psyche auswirken können. Im Gegensatz zur Psychosomatik, bei der Denken und Gefühle körperliche Funktionen nachhaltig stören, ist es bei der Somatopsychologie also genau umgekehrt. Auch organische Erkrankungen können direkt oder indirekt psychische Probleme verursachen.
Sinnvoll
Die klassische Grippe ist das beste Beispiel für somatopsychische Symptome. Denn schon Tage, bevor die ersten körperlichen Symptome wie Husten, Fieber oder Gliederschmerzen auftauchen, sinkt die Stimmung auf ihren Tiefpunkt. Der Grund dafür ist das Anspringen des Immunsystems: Es hat Auswirkungen auf die Psyche, wir fühlen uns schlapp, müde und verbraucht. Wir legen uns hin und gönnen unserem Körper so vermehrt Ruhe, die er braucht, um wieder gesund zu werden. Außerdem haben wir keine Lust auf Sozialkontakte – was durchaus sinnvoll ist, denn so vermeiden wir Ansteckungen.
Problematisch wird diese Körper-Psyche-Verbindung erst dann, wenn wir uns körperlich schon wieder völlig gesund fühlen, aber psychisch immer noch angeschlagen sind, das aber auf Stress schieben oder einfach ignorieren. Es kann sein, dass sich beispielsweise eine leichte, aber chronische Kieferhöhlen-, Blasen- oder Nierenbeckenentzündung hinter dem Stimmungstief versteckt.
Eine Psychotherapie, Psychopharmaka oder ein Ignorieren des Problems wird in diesem Fall keine Abhilfe schaffen. Häufig schlagen sich auch Nahrungsmittelintoleranzen oder Mangelerscheinungen auf die Stimmung.
Eisenmangel ist eine besonders weit verbreitete Ursache psychischer Beschwerden wie Müdigkeit und Energielosigkeit. Vor allem Frauen, die eine starke Menstruation haben, oder bei Vegetariern ist dieses Phänomen zu beobachten. Mit einer einfachen Ernährungsumstellung könnten diese schnell behoben werden. Genau darin liegt aber die Schwierigkeit: Da es sich bei der Somatopsychologie um eine relativ junge Disziplin handelt, denken viele Mediziner oder auch Psychologen oft nicht daran, dass eine der zahlreichen körperlichen Befindlichkeiten die Ursache sein könnte. Erschwert werden die Diagnose und die Behandlung auch noch dadurch, dass Patienten in einen regelrechten Teufelskreis geraten. Denn sämtliche psychischen Symptome können sich wiederum auf den Körper auswirken. Die Frage, was denn nun zuerst da war, wird dadurch schwer zu beantworten.
Allergien sind ein weiteres häufiges Beispiel: Die Patienten leiden an Juckreiz, Niesen und Durchfällen, gleichzeitig ist ihr Immunsystem aber auch im Aufruhr. Selbst wenn die Allergie wieder abgeklungen ist, können sich diese Entzündungsherde im Körper versteckt halten, ohne ernsthafte Beschwerden zu verursachen. Und dennoch reicht das aus, um den Betroffenen sich über Wochen und sogar Monate hinweg elend und kraftlos fühlen zu lassen. In vielen Fällen kommen dann auch noch Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen und sozialer Rückzug dazu.
Substanzen wie Medikamente und Alkohol tragen ebenso zu psychischem Unwohlsein bei. Angstzustände und Wahnvorstellungen treten nicht nur in Kombination mit Alkoholmissbrauch auf, sondern auch bei einem Mangel an Kalzium.
Wenn psychisches Unwohlsein ohne ersichtlichen Grund auftritt und längerfristig anhält, empfiehlt es sich also manchmal, auf einem Bluttest zu bestehen, bevor man sich auf die Couch des Psychotherapeuten begibt oder zu Medikamenten greift.
Geist sind eine Einheit! Sie sind immer gemeinsam zu betrachten. Unter „Psyche“ wird die Seele verstanden, „Soma“ hingegen bezeichnet den Körper. Viele körperlichen Erkrankungen gehen mit einer Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens einher. Leider werden auch heute noch eher körperliche Symptome therapiert, ohne genauer auf die seelischen Komponenten einzugehen. Wenn Sie psychische Veränderungen an sich feststellen, sollten Sie immer auch überlegen, ob sich körperlich ebenfalls etwas verändert hat oder Sie – gerade im Herbst und Winter – vielleicht erst kürzlich einen Infekt durchgemacht haben. Besprechen Sie unbedingt mentale Beschwerden mit der Ärztin oder dem Arzt Ihres Vertrauens! |