Eine gut ausgestattete Reiseapotheke kann manchmal einen Urlaub retten. Ärzte geben Ihnen die richtigen Tipps.
Darm
Darmstärkung: Fremde Keime und ungewohntes Essen können im Urlaub das Verdauungs-System aus dem Gleichgewicht bringen. Bereiten Sie Ihren Darm mit Synbiotika vor. Plus: Auf vermehrte Hygiene achten. Rohkost vermeiden.
Durchfall: Elektrolytlösungen, die mit Mineralwasser getrunken werden, helfen, durch Reisedurchfall bedingte Austrocknung auszugleichen. Achtung: Bei blutigen Durchfällen ist eine Antibiotikakur anzuraten. Ansässige Ärzte wissen über gängige Keime Bescheid. Bei normalem Durchfall kann zudem der Einsatz eines Peristaltikhemmers (Loperamid) helfen. Verstopfung: Dagegen empfiehlt sich die Mitnahme von Laxantien.
Dr. Friedrich A. weiser FA f. Chirurgie; medico-chirurgicum.at
Urologie
Harnwegsinfektion: Vor allem Frauen sind betroffen. Kann äußerst schmerzhaft sein, meist von einem häufigen Harndrang begleitet. Eine der häufigsten Ursachen ist das Nicht-Wechseln des Badeanzugs nach Aufenthalt im Wasser (Kälte am Unterbauch begünstigt eine Entzündung). Deshalb: Immer nach dem Baden den Badeanzug wechseln. Sollte es bereits zu einer Harnwegsinfektion gekommen sein, hilft Wärme.
Bei stärkeren Infektionen sollten Antibiotika eingenommen werden.
Nierensteine: verursachen starke Schmerzen. Vor Reiseantritt: urologische Untersuchung bei Patienten die eine Steingeschichte haben und bei einem Verdacht auf Steine (einseitige Flankenschmerzen) sehr wichtig, um eventuelle Nierensteine auszuschließen.
Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat Fa f. Urologie; shariat.at
Haut
Sonnenbrand: Das Wichtigste: Vorsorge mit hohem Lichtschutzfaktor: (2 mg/cm2 Haut). Mittagssonne meiden. Wenn Sonnenbrand entsteht: Kühlende Inhaltsstoffen auftragen (z. B. Euceta Gel, Aloe-vera-Gel, Bepanthen Schaumspray). Sollte der Sonnenbrand so stark sein, dass Blasen entstehen, hilft eine kortisonhaltige Salbe.
Sonnenallergie/ Ausschlag: Hautberuhigenden Salben. Bei starkem Juckreiz: antiallergische Tabletten.
Insektenstiche/ Quallenbiss: Als Soforthilfe ist eine kortison-/antibiotikahaltige Salbe lokal für 2 bis 3 Tage aufzutragen.
Fußpilz: Zur Vermeidung nach dem Baden pilztötenden Spray auftragen.
Dr. Sabine Schwarz ist Hautärztin; hautzentrumwien.at
Verletzungen
Banale Sportverletzungen: Für oberflächliche Schürfwunden und Kratzer Splitterpinzette, Desinfektionsmittel und wasserfeste, atmungsaktive Wundpflaster einpacken. Sprühverbände sind zweite Wahl.
Einfache Prellungen/ Zerrungen: elastische Bandage, Coolpack und entzündungshemmende Pflaster (Salben) zur Linderung Nackensteifigkeit: Vorbeugen mit einer Hals-/Nckenbandage (Schanzkravatte). Tipp: Magenschutz bei Schmerzmitteleinnahme
Dr. Manuel Sabeti FA f. Orthopädie, Orthopädische Chirurgie & Sportarzt; sportweh.at
Kinder
Das Wichtigste: Schmerz- oder Fiebermittel mitführen.
Stressfreie Anreise: Bei Flugreisen helfen Nasentropfen, den Druck besser auszugleichen. Für kleinere Verletzungen nehmen Sie ein Desinfektionsmittel und Pflaster mit.
Entzündungen/Allergien: Ohrentropfen auf antibiotischer Basis werden oft benötigt, da es häufiger zu einer Entzündung im äußeren Gehörgang kommt.
Dr. Bianca Schender-Scheffknecht. FÄ für Kinder- und Jugendheilkunde; ihrkinderarzt.at
Gynäkologie
Vaginalmykose: Durch Pilze verursachte Infektionskrankheiten sind keine Seltenheit im Urlaub. Deshalb unbedingt eine Einmal-Vaginaltablette (Canesten, rezeptfrei) und eine Scheidencreme in die Reiseapotheke einpacken. Noch einfacher in der Handhabung ist eine Einmaltablette Fluconazol zum Schlucken – erspart die vaginale Applikation.
Gut zu wissen: Notfallkontrazeption (die „Pille danach“) ist im Ausland schwer erhältlich.
Dr. Johannes Seidel; FA für Gynäkologie; womanandhealth.at
HNO
Gehörgangsentzündung: Um einer Gehörgangsentzündung vorzubeugen, helfen Normison Ohrentropfen. Akut können Otalgan Ohrentropfen helfen.
Achtung Schnupfen: stört die Tubenbelüftung und somit den Druckausgleich – daher: nicht tauchen! Bei einer Flugreise helfen abschwellende Nasentropfen. Allergiker sollten sich vorab über Belastungen informieren und Medikamente mitbringen.
Ao. Univ. Prof. Dr. Berit Schneider-Stickler; Arzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde; med4com.at
Diabetes
Optimal Vorbereitung: – Wichtige Medikamente & Co. (s. unten) ins Handgepäck. – An eine spezielle Auslandsreiseversicherung denken. – Traubenzucker dabei haben, um eventuelle Hypoglykämie (Unterzucker) schnell behandeln zu können. – Über Diabetikerzentren/spezialisierte Ärzte erkundigen Auf der Reisen zu beachten: 1 – Für die Sicherheitskontrolle am Flughafen sollte man ein ärztliches Attest über den Insulinbedarf haben. – Bei einem längeren Flug sollte man Unterzuckerung vermeiden und daher alle drei Stunden den Zucker messen.
Sicher urlauben: -Bezüglich Medikation (Tabletten und/oder Insulin) und Essen Zeitverschiebungen einplanen. – Besonders in den ersten Tagen, öfter Blutdruck messen und kontrollieren, wie er am Urlaubsort auf die Umstände reagiert. – Insulin vor Hitze schützen. Teststreifen kühl lagern. – Fußsohlen/Zehenzwischenräume nach Barfußgehen untersuchen (Gründe: diabetische Neuropathie oder Angiopathie).
Reiseapotheke Checkliste: – Insulinvorräte und/oder Tabletten, doppelte Vorräte (ins Handgepäck!) – Spritzen, Pen – Material zur Selbstkontrolle (eventuell Ersatzmessgerät, doppelt so viele Teststreifen) – schnell und langsam resorbierbare Kohlenhydrate (Traubenzucker) – Kohlenhydrataustauschtabelle – bequeme Schuhe und Fußpflegemittel – Sonnenbrille bei greller Sonne
Prim. Dr. Rudolf Hanslik, MSc Arzt für Allgemeinmedizin, FA für Innere Medizin; privatmedizin.at