Die große Umwelt-Reportage. Plus der Test: Sind Sie Umweltengel oder Öko-Sünder?
Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie an und handelt“, schrieb der Philosoph Dante Alighieri bereits im 13. Jahrhundert. Heute hat seine These mehr Gültigkeit denn je. Dass es längst an der Zeit ist, zu handeln und den Prozess der sukzessiven Manipulierung der Erde zumindest drastisch einzudämmen, das haben wohl schon die meisten verstanden. Und dennoch scheinen „Nachhaltigkeit“, der „grüne Gedanke“ oder „Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung (CSR für Corporate Social Responsibility) gesellschaftliche Randthemen zu sein. „Viele verschließen sich vor der Problematik, weil sie ein nachhaltiges Leben automatisch mit Verzicht verbinden“, erklärt Christina Zapella-Kindel das Phänomen, das einzig Wichtige – nämlich die Zukunft der Erde und seiner Bevölkerung – in den Hintergrund zu stellen. Als Gründerin der ersten „grünen Agentur“ und Autorin des soeben erschienenen „Grünen Guides“ hat sich die zweifache Mutter intensiv mit der Verantwortung, die wir alle zu tragen haben, und den erforderlichen Maßnahmen beschäftigt. Und: zahlreiche nationale und internationale Persönlichkeiten zum Thema befragt. Das Ergebnis: „Kaum zu glauben, aber internationale Stars haben ein viel größeres Nachhaltigkeitsbewusstsein als die Menschen hierzulande“, so Zappella-Kindel, die dies keineswegs einem PR-Gag zuschreibt, sondern vielmehr der Tatsache, dass „grün“ in anderen Ländern, wie etwa in den USA, nahezu als „sexy“ bezeichnet werden kann. „Dort ist man stolz darauf, einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten.“
© Deutsche Grammophon
Bewusstseinsänderung. „Als ich in Russland aufwuchs, gab es die Themen Ökologie und Umweltschutz dort zunächst überhaupt nicht. Später dann dachte ich: Alleine kann ich nicht wirklich etwas für den Umweltgedanken leisten. Das wäre ein Tropfen auf den heißen Stein, der sofort verpufft. Aber der Gedanke ließ mich nicht los. Als mein Sohn Tiago geboren wurde, habe ich mich immer öfter mit dem Thema beschäftigt. Ich fing an, mich selbst und mein Umfeld zu beobachten. Siehe da, es gab ganz viele kleine Dinge, die ich ändern und ein wenig besser machen konnte. Das ist zwar nur ein winziger Schritt, aber je mehr diesen ersten Schritt gehen, desto mehr werden wir erreichen.“
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Prominente Nachhaltigkeitsexperten. Prinz Charles etwa gründete bereits 19 Stiftungen, die sich gegen den Klimawandel engagieren. Rund 160 Millionen Euro Spenden sammelt er dafür im Jahr!
© Cantata, L.P /People Tree
Mit einer Öko-Mode-Kollektion für das britische Label People Tree möchte die Harry-Potter-Ikone ein Zeichen setzen. Nach der erfolgreichen Herbst/Winterkollektion 2011 (siehe im Bild links), arbeitet die Britin bereits an den Entwürfen für die nächste Saison. Wobei Emma Watson auch nach Bangladesch reiste, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die Stoffe für ihre Kollektion den Fair-Trade-Kriterien entsprechen. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Frauen Kleidung aus dem fairen Handel benutzen, um sich aus der Armut zu befreien und um sich und ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können. Das hat mich bewegt und inspiriert.“
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Christina Zappella-Kindel gründete vor drei Jahren die erste grüne Agentur und brachte nun mit Ehemann Georg Kindel den Grünen Guide heraus.
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Green is sexy! „Meine zwei besten Freundinnen und ich haben beschlossen, dass wir etwas Konkretes gegen die immer schlimmer werdende Umweltverschmutzung unternehmen müssen. Wir haben daraufhin die Website greenissexy.org gegründet, wo wir Tag für Tag sinnvolle Tipps geben. Zum Beispiel: Wie man sein Sexspielzeug fachgerecht entsorgt. Aber auch viele andere Ideen, wie man etwas bewirken kann!“
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„Gibt es kein Zurück mehr? Vielleicht haben wir das Verfallsdatum der Erde schon überschritten. Ein unbehaglicher Gedanke – es sei denn, Sie haben sich eine Alternative ausgedacht, wenn Energie-, Gas-, Benzin- und Ölvorräte aufgebraucht sind. Haben Sie einen Plan B? Offen gesagt glaube ich, dass wir die Rhetorikphase längst überschritten haben. Wir brauchen sofortiges und kraftvolles Tun!“
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Leonardo DiCaprio nutzt seit vielen Jahren seinen Namen für Klima- und Umweltschutz. Mit seiner Foundation betreibt er u. a. Aufklärung an Schulen. www.leonardodicaprio.org
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Milliardär Richard Branson fördert mit dem „Virgin Green Fund“ die Forschung und Umsetzung erneuerbarer Energien. www.virgingreenfund.com
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Der grüne Guide 2011 ist im Verlag prima vista erschienen und um
24,95 Euro erhältlich.
Alarmglocken
Dabei läuten gerade auch in Österreich die Alarmglocken. Etwa in Sachen Klimawandel, der hierzulande – wie auch Wissenschafter bestätigen – bereits stattfindet. Die Folgen sind dramatisch: ein deutlicher Anstieg der Durchschnittstemperatur, Flüsse, die weniger Wasser führen, daraus folgende Trinkwasserknappheit, marode Wälder, Tier- und Pflanzensterben sind nur einige der drohenden Gefahren.
„Scheiß drauf, lasst uns anfangen“, bringt es Virgin-Milliardär Sir Richard Branson, der mit seinem „Virgin Green Fund“ erneuerbaren Energien zum Siegeszug verhelfen will, auf den Punkt. „Ich glaube, dass wir in der Zukunft einen gesunden und erfüllenden Lebensstil genießen können, während wir zugleich die negativen Auswirkungen, die wir auf der Welt haben, minimieren können.“
Umwelt-Engel oder Öko-Sünder?
Einen guten Anfang macht man mit dem großen 'Footprint'-Test. Checken Sie, wie groß Ihr ökologischer Fußabdruck ist – sprich, wie viel „Platz“ Sie etwa an Infrastruktur, Gesundheitswesen etc. benötigen. Zum Denkanstoß: Der durchschnittliche ökologische Fußabdruck aller Menschen in Österreich beträgt 5,3 globale Hektar. Wenn also alle Menschen so leben würden wie wir, dann bräuchte die Menschheit drei Planeten!
„Alleine kann ich doch nicht wirklich etwas für den Umweltgedanken leisten?“, fragte sich auch Opernstar Anna Netrebko, wie sie in ihrem offenen Beitrag im aktuellen Ratgeber „Der Grüne Guide“ zugibt. „Aber der Gedanke ließ mich nicht los… Und siehe da, es gab ganz viele kleine Dinge, die etwas ändern oder ein wenig besser machen können.“ Welche Schritte auch Sie setzen können, haben wir für auf der nächsten Seite zusammengefasst!
Der Test
Sind Sie Umweltengel oder Öko-Sünder? Machen Sie den Test und reagieren Sie auf das Ergebnis.
Unternehmerische Verantwortung
Doch freilich ist es nicht nur jeder Einzelne, der etwas bewirken kann – vor allem große Unternehmen sind in den Fragen der Nachhaltigkeit und Verantwortung gefordert. Und immer mehr Konzerne und Betriebe setzen verstärkt auf nachhaltiges Wirtschaften.
Bei Österreichs führendem Elektrizitätsunternehmen Verbund hat Engagement schon lange Tradition, steht dort die Stromerzeugung aus Wasserkraft doch bereits seit 1947 im Mittelpunkt. Doch nicht nur Umweltbewusstsein gehört zur Corporate Social Responsibility (CSR). Zu nachhaltigem Handeln zählen etwa auch die Erweiterung von Arbeitsplätzen und Förderung der Jugend. Ressourcen, die der Verbund ebenso großschreibt wie viele andere österreichische Unternehmen (ein großes Ranking finden Sie im 'Grünen Guide'). Die RZB Group sieht sich wiederum seit vielen Jahren als Vorreiter in der Finanzierung von Klimaschutzprojekten – ein ebenso essenzieller Punkt wie die Entwicklung neuer Technologien. Velux etwa zeichnet für die Planung des sogenannten „Sunlighthouse“ verantwortlich, dem ersten CO2-neutralen Einfamilienhaus Österreichs (Infos siehe www.velux.at). Und auch McDonald’s Österreich sieht CSR als unabdingbaren Bestandteil seiner Unternehmenskultur. Neben verschiedenen Aktivitäten in den Breichen „Mitarbeiter“ und „Umwelt“ leistet der Konzern mit der Ronald McDonald Kinderhilfe unter der Leitung der neuen Präsidentin Sonja Klima karitative Zukunftsarbeit. Die komplette Liste jener österreichischen Unternehmen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit auf unterschiedlichste Weise angenommen haben, würde freilich den Platz sprengen. Zum Glück.
Zu spät?
„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es in diesem Moment nicht schon zu spät ist, um die Bremse zu ziehen“, fragt Pop-Star Annie Lennox nachdenklich und gibt gleichzeitig zu, zu den westlichen Verbrauchern zu gehören, die die Vorteile jeder Bequemlichkeit nutzen. „Offen gesagt glaube ich, dass wir die Rhetorikphase längst überschritten haben. Wir brauchen sofortiges, kraftvolles und effektives Tun!“
Was kann man tun?
Dass Engagement für eine bessere, gesündere Welt bei den kleinen Dingen beginnt, klingt abgedroschen, ist jedoch richtig und essenziell. Ob im Verkehr (immer mehr Automobilhersteller bringen kostengünstige, spritzige und schöne (!) Hybridmodelle auf den Markt), im Alltag (achten Sie beim Einkauf auf Verpackung und Herkunft der Produkte) oder auch im Umgang mit anderen Menschen (Stichwort „soziale Verantwortung“).
„Sein Leben ein wenig umzustellen, hat nichts mit Verzicht zu tun“, erklärt „prima vista“-Gründerin Christina Zapella-Kindel. „Man braucht nicht Mahatma Gandhi zu sein, sondern sollte einfach versuchen, ein guter Mensch zu sein. Und das bedeutet: lernen, lernen, lernen. Jeden Tag aufs Neue.“ Eine großer Herausforderung, der wir uns alle stellen sollten – denn sonst ist es tatsächlich eines Tages zu spät…
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