Fall Julia Kührer

Mord-Details schocken bei Prozess-Start

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Live-Berichte aus dem Saal verboten: Zeugen sollen nicht beeinflusst werden.

Dienstag, 9 Uhr, Saal 16 im Landesgericht Korneuburg: Michael K. (51) stapfte umringt und streng bewacht von Justizwachebeamten im schwarzen Anzug, mit aufgeknöpftem blauen Hemd und in schwarzen Turnschuhen durch eine Hintertüre in den hellen und hohen Raum. Der klein gewachsene Angeklagte ließ das Blitzlichtgewitter der Pressefotografen über sich ergehen.

Staatsanwalt: "Julia Kührer war genau sein Typ"
Als sich der 113-Kilo-Mann auf der Anklagebank niederließ, spitzte er seine dunklen Lippen, sein Piratenohrring im linken Ohr wackelte. Dann blickte er hastig durch die Gegend, bewegte seinen Kopf dabei aber nicht. Der Angeklagte soll der Mörder von Julia Kührer sein – es gilt die Unschuldsvermutung. Wie berichtet, war die Schülerin 2006 spurlos verschwunden, fünf Jahre später tauchte ihr verkohltes Skelett auf, in einem Erdkeller auf dem Anwesen von Michael K. Eingewickelt in eine blauen Decke, auf der die DNA des 51-Jährigen war.

Mordprozess im Fall Kührer gestartet

Staatsanwalt Christian Pawle präsentierte das vermeintliche Tatmotiv: Es war die „hochgradige, nach außen getragene Sexualität“ des Angeklagten. Pawle unterstrich dies mit Aussagen von Frauen, die kein gutes Haar an dem fast kahl geschorenen Michael K. ließen. „Manipulativ, skrupellos und gewalttätig“, so beschrieb eine Ex den Verdächtigen in einer Polizeiaussage: „Beim Sex wollte er immer Macht ausüben.“ Und: „Julia Kührer war genau sein Typ. Jung, dunkelhaarig und zierlich“, so der Staatsanwalt. Michael K. schockte den voll besetzten Gerichtssaal dann mit der Aussage: „Wer steht nicht auf junge Mädels?“

Doch er ruderte rasch zurück: „Ich bin nicht schuldig, das ist eine Verschwörung gegen mich.“

Höchstspannung: Eltern und Ex-Freund sagen aus
Nicht gut für ihn: Beamte hatten seinen PC sichergestellt. Suchbegriffe: „K.-o.-Tropfen“, „Sex mit Toten“, „Julia Kührer“, „Zielfahndung“. Alles nur Zufall? Der Prozess geht am Mittwoch weiter. Julias Eltern werden aussagen und auch der Ex-Freund der toten Schülerin …
 

Staatsanwalt: "Sexualität war sein Tatmotiv"

Staatsanwalt Christian Pawle über das Tatmotiv: Das Tatmotiv ist eine hochgradige, nach außen getragene Sexualität. Der Angeklagte ist zum Zeitpunkt der Tat unter keiner sozialen Kontrolle gestanden und konnte sein sexualisiertes Verhalten auch nicht ausleben. Seine Behauptungen, junge Mädchen würden ihn nicht interessieren, wurden durch Internet-Abfragen widerlegt.

Pawle über die Beziehung von K. zu Kührer: Er hat eine Affinität zu jungen Frauen gehabt und Julia Kührer hat ganz seinem bevorzugten Typ – schlank, dunkelhaarig – entsprochen. Es gibt eine Reihe von Zeugenaussagen, dass sie ihm sehr gefiel und er Sex mit ihr wollte.

Pawle über die Todesursache: Es fand sich zunächst kein Hinweis auf Drogen, eine Überdosis als Todesursache ist auszuschließen. In den sterblichen Überresten wurden Metamphetamine nachgewiesen.

Pawle über blaue Decke: Spurfasern der blauen Decke fanden sich in der Wohnung des Angeklagten und DNA von Kührer auf den verkohlten Resten.
 

Michael K.: "Habe Mädchen Klaps auf Hintern gegeben"

K. über Julia Kührer: Ich hatte kein sexuelles Interesse an Julia Kührer, sie war ja noch ein Kind. Ein oder zwei Tage vor ihrem Verschwinden habe ich sie das letzte Mal im Kreis von anderen Jugendlichen gesehen.

Michael K. über die Anklage: Alle Aussagen gegen mich kommen von derselben Clique. Das ist kein Zufall. Es ist eine Verschwörung gegen mich. Ich bin unschuldig.

K. über junge Mädchen. Ich habe mit jungen Mädchen nur herumgeblödelt. Vielleicht habe ich ihnen einen Klaps auf ihren Hintern gegeben. Welcher Mann mag keine jüngere Freundin?

K. über Drogen. Ich hatte mit Suchtgift noch nie etwas zu tun. Ich habe jenem Jugendlichen, der ein Verhältnis mit Julia hatte, erlaubt, Cannabis auf meinem Anwesen auszusetzen.

K. über Internet-Suche. Ich hab „K.-o.-Tropfen“ eingegeben, weil ich wissen wollte, was das ist, nachdem mir die Polizei gesagt hat, dass K.-o.-Tropfen im Spiel waren.

K. über die Decke: Vielleicht ist die Decke vom Nachbarn heruntergefallen. Ich weiß nicht, wie die DNA draufkam. Ich hätte nie eine Decke um 70 Euro gekauft.

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