Gewalt mit Ansage

Hooligan-Krieg bei EURO

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Die ganze Nacht prügelten polnische und russische Hooligans aufeinander ein.

Prügelnde Hooligans , Vermummte, die Steine und Feuerwerkskörper werfen, Polizisten, die mit Tränengas, Wasserwerfern und Warnschüssen dagegen kämpfen: Schwere Ausschreitungen am Rande von Polen gegen Russland (Endstand: 1:1) haben Dienstag einen ersten dunklen Schatten über die bisher so friedliche Euro geworfen.

Beamte im Spital
Die Bilanz: 20 Verletzte (10 Polizisten) landeten in Spitälern, die Polizei nahm 184 Krawallmacher fest. „Krieg auf der Straße“, titelte die russische Zeitung Sowetski Sport, die UEFA spricht von Schande, ganz Europa ist schockiert.

Gewalt mit Ansage
Dass es vor dem Match und in der Nacht danach so heftig krachte, kam nicht von ungefähr. Das Verhältnis der beiden Staaten ist historisch belastet (Katyn-Massaker, Smolensk-Katastrophe), zudem marschierten 1.000 Russen anlässlich des russischen Unabhängigkeitstages vor dem Spiel durch die Warschauer City. Hunderte Polen lauerten ihnen auf – der Beginn der Gewaltexzesse. „Das war eine reine Provokation, die Randale war vorhersehbar“, so Hooligan-Experte Gunter Pilz zu ÖSTERREICH (siehe unten). „Viele trugen bei ihrer Verhaftung Mundschutz, das war geplant“, sagt der Warschauer Polizeisprecher Maciej Karczynski.

Droht jetzt Prügel-Euro? Die UEFA tat viel im Vorfeld: Die Schengen-Regeln sind außer Kraft, 1.500 Hooligans haben Stadionverbot, 6.000 Polizisten waren im Einsatz – trotzdem die Randale. Warum? „Fans aus Osteuropa sind brutaler“, so Pilz. Er schließt weitere Randale nicht aus: „Es kommt auf die Paarung an, Fans aus Polen, Russland, Ukraine, Kroatien sind am gefährlichsten.“

Hooligan-Experte Pilz (Uni Hannover):
ÖSTERREICH:
Herr Professor, wie ist die Randale in Warschau zu erklären?
Gunter Pilz:
Diese Gewaltexzesse waren vorhersehbar, weil sie lange angekündigt wurden. Es handelte sich um politisch motivierte Ausschreitungen, teils durch die Geschichte bedingt, teils durch den Marsch der Russen in Warschau provoziert.

ÖSTERREICH: Sind Fans in Osteuropa gefährlicher?
Pilz:
Ja, diese Fans sind gewaltbereiter, kompromissloser, brutaler. Sie werfen mit Steinen, haben Werkzeuge mit, die Gewaltszene ist viel ausgeprägter. Polnische, russische, kroatische und ukrainische Hooligans sind die größten Problemgruppen – viel gefährlicher als Deutsche und Engländer.

ÖSTERREICH: Sind weitere Ausschreitungen bei der Euro oder gar Tote zu befürchten?
Pilz:
Die Polizei muss sehr aufmerksam sein. Spiele ehemaliger GUS-Staaten sind am gefährlichsten. Freilich: Es kommt auf die Paarungen an und ein zufälliges Ereignis kann alles auf den Kopf stellen. Ich schließe nichts aus.

ÖSTERREICH: Sind „normale“ Fans auch gefährdet?
Pilz:
Nein, normale Fans müssen keine Angst haben, wenn sie die offiziellen Wege vom und zum Stadion einhalten.


Schwere Ausschreitungen in Warschau

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