FIFA-Präsident will "6+5"-Regelung durchsetzen und scheut dabei auch Streit mit der EU nicht.
FIFA-Präsident Joseph Blatter treibt die Einführung der 6+5-Regel zum Schutz nationaler Fußballtalente weiter voran und fürchtet dabei auch keine rechtliche Auseinandersetzung mit der Europäischen Union. Im Stile eines Robin Hood des Weltfußballs will der Schweizer für Chancengleichheit und einen internationalen Finanzausgleich sorgen.
Schutz für "Arme"
Deshalb soll beim Kongress des
Weltverbandes am 29. und 30. Mai in Sydney die juristisch zumindest
umstrittene Protektionsformel für heimische Profis abgesegnet werden. "Es
ist etwas falsch in der Grundausrichtung des Spiels. Sollen wir die Reichen
reicher werden lassen und nichts unternehmen? Wir müssen aktiv sein", sagte
Blatter bei einer Telefon-Pressekonferenz am Mittwoch in Zürich.
"6+5"
Nach dem Plan des FIFA-Chefs sollen von der
Saison 2010/11 an in jedem Team mindestens vier nationale Spieler zum
Einsatz kommen. Ein Jahr später sollen es fünf heimische Akteure sein. Vom
Sommer 2012 an soll der 6+5-Plan dann komplett umgesetzt sein und ein
Minimum von sechs für das Nationalteam des Landes spielberechtigte Profis in
der Startformation jedes Clubs stehen.
Die daraus resultierende Legionärs-Beschränkung verstößt nach Ansicht Blatter nicht gegen EU-Recht. "Ich würde nicht einen Kampf gegen bestehende Gesetze aufnehmen. Das 6+5-Prinzip verstößt nicht gegen das Recht auf Freizügigkeit", sagte Blatter. Im Gegenteil: Die FIFA unterstütze damit das Recht auf einen fairen Wettbewerb.
UEFA steht zu Blatter
Alle Vereine dürften weiterhin unbegrenzt
ausländische Spieler unter Vertrag nehmen, daher würde EU-Recht nicht
gebrochen, sagte Blatter. Beim Bosman-Urteil (1995) und im Fall des
schottischen Profis Andy Webster (2008) waren die Regeln der
Fußball-Verbände zum Transfer-System von der internationalen Gerichtsbarkeit
gekippt worden. Obwohl sich UEFA-Präsident Michel Platini skeptisch geäußert
habe, stehe der Chef der Europäischen Fußball-Union an seiner Seite, betonte
Blatter.
Nationalteams sollen profitieren
Nach Blatters Plan sollen durch
die 6+5-Regel nicht nur die kleineren Clubs wieder mehr Chancen bekommen,
mit den Spitzenteams mitzuhalten. Durch die notwendige Ausbildung heimischer
Talente würden auch die Nationalteams profitieren. Besonders am Herzen liege
ihm aber eine Umverteilung der Geldströme im Weltfußball in bisherige
Entwicklungsländer in Afrika und Asien. Ein Exodus der Talente von dort nach
Europa könnte gestoppt werden. In Afrika sollten sich auch durch den
erwarteten Schwung der WM 2010 Profiligen entwickeln. In Indien würden
derzeit Gespräche für die Einführung einer Profi-Spielklasse geführt.
Hoffen auf Unterstützung
Ganz ohne Sorge ist Blatter aber
offenbar nicht. Bei einem möglichen Rechtsstreit mit der EU setzt er auf die
Unterstützung nationaler Regierungen und großer Sportprominenz. Mit
FIFA-Vizepräsident Franz Beckenbauer und Manchester Uniteds Trainer Alex
Ferguson hat er zwei prominente Fürsprecher auf seiner Seite und sogar beim
Internationalen Olympischen Komitee (IOC) stoße er auf Zustimmung, betonte
Blatter. Auch in anderen Sportarten wie Volleyball oder Basketball würden
Beschränkungsregeln diskutiert, sagte IOC-Mitglied Blatter.