Offensive ist beim WM-Neuling vom Balkan der große Trumpf.
Die starke Offensive, die Bosnien-Herzegowina schon in der Qualifikation ausgezeichnet hat, soll den WM-Neuling auch bei der Endrunde in Brasilien zum Erfolg führen. Mit der Teilnehmerrolle will sich die Truppe von Coach Safet Susic in Brasilien nicht zufriedengeben. Das Ziel in Gruppe F mit Argentinien, Nigeria und dem Iran ist klar: Das Achtelfinale.
Torfabrik
Mit 30 Toren in zehn Quali-Partien hielten die Bosnier in Gruppe G u.a. die punktegleichen Griechen und die Slowakei auf Distanz, nur Deutschland (3,6), die Niederlande (3,4) und England (3,1) kamen auf einen höheren Trefferschnitt pro Partie.
Susic, der das "Offensivgen" noch aus seinen Tagen als Aktiver u.a. in Jugoslawiens Team (WM-Teilnahmen 1982 und 1990) und bei Paris St. Germain in sich trägt, will am Spielstil festhalten. "Wir werden spielen, wie wir immer gespielt haben, weil es falsch wäre, unseren Ansatz zu ändern", erklärte der 59-Jährige, der damit verbundene Unwägbarkeiten einkalkuliert. "Wir sind uns bewusst, dass unser Stil ein taktisches Risiko sein kann."
Hochkarätiges Offensivquartett
Ein Blick auf die Offensivabteilung der "Zmajevi" (Drachen) zeigt freilich, dass Susic fast gar nicht anders kann. Mit Edin Dzeko (Manchester City/10 Tore in der Qualifikation), Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart/8), Zvjezdan Misimovic (Guizhou Renhe/CHN/5) und Miralem Pjanic (AS Roma/3) verfügt der Coach über ein hochkarätiges Offensivquartett. "Da wäre es dem Spiel selbst und den Fans gegenüber ungerecht, all diese Qualität nicht zu entfesseln", betonte Susic.
Zum Auftakt krasser Außenseiter
Drei Tore im Auftaktspiel wären jedenfalls in die Kategorie Sensation einzureihen. Da wartet am 15. Juni Zweifachweltmeister Argentinien, Punkte sind wohl eher gegen Nigeria (21.6.) und Iran (25.6.) eingeplant. "Argentinien ist bei weitem das beste Team in der Gruppe, aber ich denke, wir haben eine realistische Chance, mit ihnen weiterzukommen. Iran und Nigeria sind nicht besser als wir", erklärte Susic, der vorerst auch Sturm-Graz-Legionär Anel Hadzic nominierte.
Die schwierige Situation des bosnischen Staates spiegelt sich auch in der Einstellung zum Nationalteam wider. Nach dem größten sportlichen Erfolg zeigte sich, wie zerrissen die föderale Republik 18 Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges auf dem Balkan immer noch ist. In der Hauptstadt Sarajevo tanzten die Menschen glücklich auf den Straßen. In den autonomen Gebieten der bosnischen Serben herrschte hingegen kühle Gleichgültigkeit.