Fußball-WM 2014

Brasilien hat noch viel zu tun

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Korruption, Sicherheit und Infrastruktur sind die größten Problemfelder.

Selbst wenn die Vorfreude auf die Fußball-WM 2014 im Austragungsland schon jetzt spürbar ist - auf Gastgeber Brasilien wartet laut Heinz Palme in den kommenden knapp dreieinhalb Jahren noch viel Arbeit. Der Steirer weilte in den vergangenen Monaten dreimal im größten südamerikanischen Land, um Möglichkeiten für eine Mitarbeit beim Großereignis auszuloten. Bei diesen Aufenthalten erkannte Palme einige Baustellen: Im Moment hapert es vor allem an der Infrastruktur, doch auch die Sicherheitsproblematik und die Korruption beeinträchtigen die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft.

"WM von Südafrika nach Südafrika gewandert"
In diesem Zusammenhang fühlt sich Palme an die Endrunde 2010 in Südafrika erinnert. "Überspitzt gesagt ist die WM von Südafrika nach Südafrika gewandert. Die Herausforderungen sind ähnlich", erklärte der 52-Jährige, der in Südafrika als Berater des nationalen Organisationskomitees fungierte. Davor hatte er unter anderem als General-Koordinator des deutschen OK der WM 2006 oder als Geschäftsführer des EURO-Vereins "2008 - Österreich am Ball" Erfahrungen mit Großereignissen gesammelt.

Beim Turnier in Brasilien ortet Palme sogar noch größere Probleme als im Vorfeld der vergangenen WM in Südafrika. "Die Südafrikaner hatten einen größeren zeitlichen Vorlauf. Außerdem kandidierten sie schon für die WM 2006 und mussten eine Bewerbung von hoher Qualität abliefern, weil sie mit Deutschland oder England hochkarätige Konkurrenten hatten."

Stadionbau im Verzug
Brasilien hingegen bekam die WM 2014 ohne Bieterkampf zugesprochen, was laut Palme dazu führte, dass es die Südamerikaner mit den Vorbereitungen eher gemächlich angingen. Gelähmt wurden die Arbeiten auch durch die Präsidentenwahlen im vergangenen Jänner ("Da hat sich ein halbes Jahr nichts getan") und durch den ausgeprägten Föderalismus in Brasilien. "Das politische System ist nicht unbedingt förderlich, weil die Regionen eine große Eigenmacht haben", analysierte Palme.

Deshalb sind die Brasilianer etwa beim Bau der Stadien in Verzug. Keine der zwölf Arenen - darunter auch das legendäre Maracana von Rio de Janeiro - präsentiert sich derzeit WM-reif. "Aber die Fertigstellung der Stadien wird sich schon noch ausgehen. Schwieriger wird es, was Unterbringungsmöglichkeiten, Verkehrswege oder Flughäfen betrifft", erklärte Palme.

Flughäfen als WM-Verkehrszentralen
Brasilien 2014 wird eine WM der weiten Wege. Die Distanzen zwischen den Spielorten sind praktisch nur über den Luftweg zu überwinden. "Alle werden auf die Flughäfen angewiesen sein, und die sind nicht up-to-date."

Nach derzeitigen Schätzungen investiert die brasilianische Regierung rund zehn Milliarden Euro in das Großereignis, fast ein Drittel davon geht in die Modernisierung der Airports. Der Rest wird vor allem für Stadien, Hotels und allgemeine Verbesserungen der Infrastruktur aufgewendet.

"Polizei wild entschlossen, für Sauberkeit zu sorgen"
Ein beträchtlicher Teil fließt auch in die Sicherheitsvorkehrungen. "Die Sicherheitsproblematik wird man so wie in Südafrika in jenen Bereichen, in denen sich die Fans aufhalten, in den Griff bekommen. Man sieht an den Maßnahmen gegen Drogenbanden in Rio, dass die Polizei wild entschlossen ist, für Sauberkeit zu sorgen", meinte Palme.

Als weiteres Problemfeld gilt die Korruption, in die auch Ricardo Teixeira, der Präsident des brasilianischen Fußball-Verbands (CBF), verwickelt sein soll. Gegen den 63-Jährigen liefen wegen Betrugs, Korruption und Steuerdelikten schon mehrere parlamentarische Untersuchungen, zu einer Anklage kam es aber nie.

Die brasilianische Sport-Tageszeitung "Lance!" berichtete zuletzt, dass Teixeira als Privatperson 0,01 Prozent am nationalen Organisationskomitee hält, aber die Hälfte des Gewinns aus dem Turnier kassiert. Eventuelle Verluste werden hingegen anteilsmäßig aufgeteilt. "Die Korruption existiert natürlich in Brasilien, aber sie wird die WM nicht negativ beeinflussen", beschwichtigte Palme.

Für Stimmung ist gesorgt
Auch an der Stimmung sollte das Gelingen der WM 2014 nicht scheitern. Obwohl das Turnier in den brasilianischen Winter fällt, steigen die Temperaturen an den meisten Spielorten über 20 Grad. "Prinzipiell wird es im Gegensatz zu Südafrika ein Sommer-Feeling sein, und dann schaut man über vieles hinweg", vermutete Palme.

Ob der Österreicher selbst an der Abwicklung der Endrunde mitwirken wird, steht in den Sternen. "In Brasilien ist man stolz auf die eigenen Fähigkeiten und will keine Experten aus dem Ausland holen. Derzeit sieht man keinen Bedarf, erfahrene Leute an Bord zu holen, ich bin aber weiter in Gesprächen", erzählte Palme.

Seine Erfahrung könnte aber beim Gastgeber der WM 2022 gefragt sein - am Dienstag reiste der 52-Jährige für vier Tage nach Katar. "Ob sich da etwas ergibt kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen", erklärte Palme, der auch für eine administrative Tätigkeit bei Sturm Graz im Gespräch ist.

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