Der Teamchef hat keinen Sommerurlaub: Didi Constantini zieht seine Fußballcamps durch und verfolgt im Fernsehen den Confederations-Cup.
ÖSTERREICH: Sind Sie nächstes Jahr um diese Zeit als Tourist
oder als Teamchef bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, Herr Constantini?
Didi
Constantini: Ich weiß nicht, was nächstes Jahr ist. Ich lebe in der
Gegenwart.
ÖSTERREICH: Kann man beim Confederations-Cup auch als
Zaungast etwas lernen?
Constantini: Du kannst immer etwas
lernen. Manches gefällt mir, manches nicht – aber man darf nicht vergessen:
Das ist jetzt nur ein Vor-Turnier. Ein Abtasten. Richtig zur Sache geht’s
dann erst bei der WM.
ÖSTERREICH: Hätten Sie gedacht, dass die US-Boys
Europameister Spanien ausschalten würden?
Constantini:
Irgendwann muss auch Spanien verlieren. Ewig hält so eine Serie ja nicht.
Außerdem: Wie viele Einwohner hat Amerika? Das ist ein Riesenland! Die sind
auch im Fußball stark, nur kommen die halt an den anderen populären
US-Sportarten wie American Football, Eishockey, Basketball oder Baseball
nicht vorbei. Selbst dann nicht, wenn sie 2010 Fußball-Weltmeister werden
sollten!
ÖSTERREICH: Trauen Sie dem US-Team denn wirklich den WM-Titel
zu?
Constantini: Warum nicht? Jetzt sind die Amerikaner auf
den Geschmack gekommen, haben noch mehr Selbstvertrauen. Die wissen, dass
viel möglich ist.
ÖSTERREICH: Sind die USA ein schlummernder Riese?
Constantini:
Kein Riese, zumindest nicht im Fußball – aber auch nicht schlummernd.
ÖSTERREICH: Sind die Top-Nationen im Fußball nicht mehr so
überlegen wie früher?
Constantini: Bei großen
Turnieren kann alles passieren. Das ist wie im österreichischen Cup, wenn
ein Verein aus der Regionalliga einen Bundesligisten bezwingt. Südafrika hat
mich gegen Brasilien auch beeindruckt. Die haben sich taktisch hervorragend
verhalten und die Räume eng gemacht. So bringst du jeden Gegner in
Schwierigkeiten.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum Transfer-Wahnsinn im
internationalen Fußball?
Constantini: Was heißt hier
Wahnsinn? Jeder kann machen, was er will.
ÖSTERREICH: Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise?
Constantini:
Glauben Sie, dass der Scheich von Manchester City in einer Wirtschaftskrise
steckt? Nein! Der hat genug Geld. Und der steckt sein Geld halt in den
Fußball.
ÖSTERREICH: Aber ist ein Mensch 100 Millionen Euro wert wie
Cristiano Ronaldo?
Constantini: Ja. Bei Real Madrid wissen
sie genau, was sie tun. Der Markt ist da. Die Cristiano-Ronaldo-Leibchen
verkaufen sie bis nach China. Er ist das Geld wert.
ÖSTERREICH: Und wie kommentieren Sie die Zurückhaltung der
österreichischen Bundesliga-Klubs auf dem Transfermarkt?
Constantini:
Schön, dass sie nicht mehr Geld ausgeben als sie haben. Das haben wir früher
auch anders erlebt. Wer garantiert dir, dass du besser wirst, wenn du wie
ein Wilder einkaufst? Niemand! Jeder muss sich nach der Decke strecken.
ÖSTERREICH: Bis auf Red Bull Salzburg, oder?
Constantini:
Das ist völlig in Ordnung. Salzburg versucht die Mannschaft so zu
verstärken, dass sie Champions- League-Niveau hat. Wenn sich die Bullen
tatsächlich qualifizieren, ist das für unseren gesamten Fußball positiv.
Davon profitieren alle.
ÖSTERREICH: Auch Sie als Teamchef?
Constantini:
Klar. Salzburg tritt ja nicht mit einer reinen Legionärstruppe an. Dort
stehen auch sehr gute österreichische Fußballer in der Mannschaft. Vergessen
Sie das nicht! Das zieht sich übrigens durch die gesamte Liga. Schauen Sie
sich unseren Kader gegen Serbien an. Ein großer Teil der Nationalspieler ist
in Österreich im Einsatz, während die Serben in den besten Ligen der Welt
spielen. Dafür haben wir uns nicht schlecht geschlagen, würde ich sagen.