Der ÖFB trauert um seinen ehemaligen Teamchef-Assistenten Peter Persidis. Der 61-Jährige erlag einem Krebsleiden.
Österreichs Fußball trägt Trauer: Der ehemalige Profi und langjährige Trainer Peter Persidis ist am Mittwoch 61-jährig einem Krebsleiden erlegen. Das teilte der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) am Donnerstag mit. Der gebürtige Wiener, Sohn eines griechischen Vaters, hatte zuletzt den ÖFB-U19-Nachwuchs betreut.
"Lebte für seinen Sport"
"Mit Persidis, der
am 8. März seinen 62. Geburtstag gefeiert hätte, verliert die
österreichische Fußballfamilie nicht nur einen absoluten Fachmann, sondern
auch einen ganz besonderen Menschen, der stets für seinen Sport lebte, dabei
aber nie ins Rampenlicht drängte", hieß es in der ÖFB-Aussendung.
Zu Ehren und im Gedenken an den verstorbenen Peter Persidis werde das
nächste Länderspiel der österreichischen Nationalmannschaft am 11. Februar
in Graz gegen Schweden mit einer Trauerminute beginnen.
Rapid-Urgestein
Der siebenfache österreichische Teamspieler, der
in seinem Heimatbezirk Döbling beim Nußdorfer AC mit dem Kicken begonnen
hatte und danach zur Vienna (bis 1971) gewechselt war, galt als "Rapid-Urgestein".
Nach seiner erfolgreichen Zeit bei Olympiakos Piräus (drei Mal Meister/1973,
1974, 1975, zwei Mal Cupsieger/1973, 1975) war Persidis nach dem Abgang von
Hans Krankl zum FC Barcelona sogar von 1978 bis 1980 Kapitän der
Hütteldorfer, mit denen er 1982 Meister und 1976 Cupsieger wurde. Insgesamt
209 Pflichtspiele bestritt "Mitso", wie ihn viele Freunde in
Anlehnung an seinen zweiten Vornamen Dimitri nannten, für die Grün-Weißen.
Auch im Team dabei
Sein Länderspiel-Debüt gab der technische
exzellente Libero im November 1976 beim 3:0-Auswärtssieg gegen Griechenland
in Kavalla. Auch seinen letzten Einsatz im Teamdress bestritt Persidis im
Land seines Vaters, als das ÖFB-Team im Februar 1978 in Athen 1:1 spielte.
Für die WM 1978 in Argentinien wurde der zweifache Familienvater (Sohn
Konstantin, Tochter Sophie) zwar nominiert, kam dort allerdings zu keinem
Einsatz, weil zu jener Zeit der legendäre Vorarlberger Bruno Pezzey auf
seiner Position überragend spielte.
Rapid-Coach
Nach seiner aktiven Zeit hielt Persidis Rapid die
Treue, fungierte zunächst von 1984 bis 1987 als U21-Coach (u.a. mit Herzog
und Schöttel). Nach einem Intermezzo in der Privatwirtschaft kehrte er
wieder zum Rekordmeister zurück, wo er von 1998 bis Ende 2005 Co-Trainer
war. Nur als Interimslösung hatte Persidis 2001 für wenige Wochen als
Nachfolger von Ernst Dokupil auf dem Chefcoachsessel Platz genommen, ehe
Lothar Matthäus als neuer Rapid-Teamchef präsentiert wurde. Ab Sommer 2002
war dann Josef Hickersberger Boss des Betreuerstabes in Hütteldorf.
Hickes treuer "Co"
Volle sechs Jahre füllte Persidis
die Rolle des treuen Adjutanten von Hickersberger aus, denn im Winter
2005/06 nahm er nach Meistertitel und Champions-League-Einzug gemeinsam mit
dem um ein Jahr jüngeren Niederösterreicher Abschied von Rapid Richtung
ÖFB-Nationalteam, wo er weiter als Co-Trainer des Amstettners fungierte.
Erst bei der Heim-EM 2008 übernahm der zweifache Vater im abschließenden
Gruppenmatch gegen Deutschland (0:1) erstmals das ÖFB-Trainerzepter -
allerdings wider Willen und nur für 50 Minuten, weil Hickersberger kurz vor
dem Pausenpfiff gemeinsam mit Deutschlands Teamchef Joachim Löw auf die
Tribüne verbannt worden war.
Es war eine denkbar ungewohnte Rolle, in die Persidis damals im wohl wichtigsten Spiel seiner gesamten Betreuerkarriere schlüpfen musste, wollte er doch nie ganz vorne an der Linie stehen. Peter Persidis bevorzugte es stets, der Mann im Hintergrund zu sein, wobei neben seiner Bescheidenheit vor allem seine Loyalität geschätzt wurde - so auch von seinen Freunden Hickersberger und "ÖFB-General" Alfred Ludwig.
Loyal
"Normalerweise hat ein Assistenztrainer die Ambition,
irgendwann einmal selbst Chef zu werden. Hickersberger weiß, dass das bei
mir nicht der Fall ist", wurde Persidis nie müde zu betonen. Deshalb
entschied er sich, nach dem Abgang von "Hicke" den Betreuerstab
des A-Teams ebenfalls zu verlassen, und widmete sich seither voll dem
rot-weiß-roten U19-Team. Bei der ersten erfolgreichen Qualifikationsphase
der ÖFB-Nachwuchs-Mannschaft Mitte Oktober fehlte Persidis aber bereits
wegen seiner schweren Krankheit, die am Mittwoch sein von zahlreichen
sportlichen Erfolgen gekröntes Leben beendete.
Hicke tief betroffen
Tief betroffen von der Kunde des Ablebens
Peter Persidis' war Josef Hickersberger, den die Nachricht Donnerstagfrüh in
Abu Dhabi erreicht hatte. "Er war mein Freund und nicht mein Co-Trainer. Ich
wusste schon seit Wochen, dass er unheilbar krank war. Daher bin ich froh,
dass er gestern friedlich einschlafen konnte und nicht weiter leiden
musste", sagte der frühere ÖFB-Teamchef, der jetzt den SC Al Wahda trainiert