Machtkampf

FIFA gegen Doping-Meldepflicht

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FIFA und UEFA wollen Meldesystem der WADA nicht akzeptieren - "wollen keine Hexenjagd".

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sieht nach der vehementen Attacke der Fußball-Verbände FIFA und UEFA die Existenz des neuen Anti-Doping-Meldesystems bedroht. "Das ist erschreckend", erklärte WADA-Sportdirektor David Howman am Mittwoch am Rande einer Exekutiv-Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Denver. "Das ist ein bedeutender Angriff auf das System." Die WADA sorge sich über die kategorische Haltung des Welt-und Europa-Verbandes. "Dieser Schritt geht in die falsche Richtung."

Regelung "inakzeptabel"
FIFA und UEFA lehnen die seit 1. Jänner 2009 gültige Meldepflicht (Whereabout-Regel), nach der auch Fußball-Profis drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte melden müssen, als zu großen Eingriff in die Privatsphäre ab. "Wir kämpfen zusammen gegen Doping, aber dürfen nicht plötzlich eine Hexenjagd veranstalten", sagte FIFA-Präsident Joseph S. Blatter am Mittwoch auf dem UEFA-Kongress in Kopenhagen. "Wir sind der internationale Verband, der wahrscheinlich am meisten unternimmt, aber wir brauchen auch etwas Privatsphäre für unsere Spieler." Deshalb sind FIFA und UEFA strikt gegen die individuelle Meldepflicht und halten Doping-Tests im Urlaub für inakzeptabel.

Machtkampf
"Die FIFA lässt die Muskeln spielen und will zeigen, wir sind eine starke Organisation", meinte Howman. "Ich hoffe sehr, dass die Vernunft siegt. Ich habe Vertrauen in Kommunikation." Allerdings könnte eine Weigerung der Fußball-Verbände, sich am WADA-Meldesystem zu beteiligen, zum Bumerang werden. "Es gibt mehrere Konsequenzen. Eine wäre der Ausschluss von Olympischen Spielen. Das sieht die IOC-Charta nach Nichteinhaltung des WADA-Codes vor", betonte Howman, "aber soweit sind wir noch lange nicht." Einem Verzicht auf Doping-Tests in Ferienzeiten erteilte er eine Absage: "Der Anti-Doping-Kampf ist eine Aufgabe, die 365 Tage im Jahr dauert. Da gibt es keine Auszeit."

Klage gegen Regelung
Unter internationalen Top-Athleten hatte sich in den vergangenen Monaten Widerstand gegen das umfassende WADA-Meldesystem und die dazugehörige Ein-Stunden-Regel, die für Fußball-Profis nicht gilt, geregt. Danach müssen Athleten Tag für Tag angeben, zu welcher Stunde sie jeweils für die Kontrolleure erreichbar sind. 65 belgische Sportler haben gegen das Anti-Doping-System sogar Klage eingereicht.

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