Über Ex-ÖSV-Coach Walter Mayer wurde am Mittwoch die U-Haft verhängt.
Der ehemalige Langlauftrainer Walter Mayer muss wegen des dringenden Verdachts, gegen das Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben, vorerst weiter im Gefängnis bleiben. Der zuständige Richter im Landesgericht für Strafsachen Wien verhängte laut einem Gerichtssprecher am Mittwoch über den 52-jährigen Salzburger wegen "Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr" im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Besitz und der Weitergabe von Dopingmitteln die Untersuchungshaft.
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Mayer war am späten Sonntagabend im Haus seiner Lebensgefährtin, der Marathonläuferin Eva-Maria Gradwohl, in der Steiermark festgenommen worden. Die "Sonderkommission Doping" im Bundeskriminalamt war nach Ermittlungen gegen einen seit längerem in Untersuchungshaft sitzenden Wiener Apotheker und den mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzten österreichischen Radprofi K. auf die Spur des ehemaligen ÖSV-Erfolgstrainers gekommen.
Handel mit EPO
Mayer, der Vater des österreichischen "Langlaufwunders",
soll das Blutdopingmittel EPO besessen und weitergegeben haben. Die Polizei
hatte im Zuge der Ermittlungen bei mehreren Hausdurchsuchungen große Mengen
an Dopingmitteln wie EPO, Testosteron und Anabolika sichergestellt. Der
Handel mit im Sport verbotenen Substanzen ist seit Inkrafttreten des
novellierten Anti-Doping-Gesetztes im August 2008 strafbar und mit
Haftstrafen von bis zu fünf Jahren bedroht.
"Nicht geständig"
Andreas Holzer, der Leiter der
SOKO Doping, erklärte am Mittwoch, dass Mayer nicht geständig sei. Die
Staatsanwaltschaft Wien hatte laut Sprecher Gerhard Jarosch Antrag auf
Untersuchungshaft gestellt, Jarosch war am Mittwoch für eine Stellungnahme
nicht erreichbar.
Zeugen sagen aus
Medien zitierten in ihren Mittwoch-Ausgaben aus
Vernehmungsprotokollen, in denen ein anonymer Zeuge angibt, Mayer habe Ende
2005 über ihn EPO bezogen. "Mayer bestellte drei Packungen
Neorecormon (...) Die Übergabe erfolgte in Villach, nahe der Autobahn".
Vor den Olympischen Spielen 2006 sei es nach Kontaktaufnahme über Mayer
abermals zu einer Übergabe von EPO gekommen. Mayer war zu dieser Zeit im ÖSV
als Langlauf-Cheftrainer und Biathlon-Koordinator tätig und dem
Sportdirektor Markus Gandler unterstellt.
Dopingskandale bei Olympia
Mayer stand als ÖSV-Betreuer bei den
Olympischen Winterspielen 2002 und 2006 im Zentrum von Dopingskandalen. In
Salt Lake City waren im Quartier der österreichischen Langläufer Utensilien
zur Blutmanipulation gefunden worden, vier Jahre später in Turin löste die
Anwesenheit des für Olympische Spiele gesperrten Mayer eine Razzia in den
Unterkünften der ÖSV-Langläufer und Biathleten aus. Es wurden abermals
verbotene Gerätschaften und Dopingpräparate sichergestellt. Diese
Doping-Affäre brachte Österreich im Ausland einen immensen Image-Schaden.
Mayer ist Bundesheer-Bediensteter und seit Februar 2006 mit einigen Unterbrechungen permanent im Krankenstand. Wegen der Dopingrazzia in Italien war er damals in betrunkenem Zustand mit seinem Fahrzeug in eine Straßensperre der Polizei gerast.