Die Verhaftungen von Walter Mayer & Co sollen laut Sportminister Darabos erst der Anfang gewesen sein.
Österreichs Sportminister Norbert Darabos hat am Montagabend in einem Interview in der "ZiB2" das rigorose Vorgehen der Justiz gegen Doping und seine Hintermänner und die zuletzt erfolgten Verhaftungen verteidigt und gutgeheißen. Das neue Anti-Doping-Gesetz von 2008 ermögliche es, den Doping-Handel ähnlich zu behandeln wie den Drogenhandel. "Und das halte ich für richtig. Mein Ziel ist es, an die Hintermänner im Doping heranzukommen und das ist ein erster Schritt", so Darabos.
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Mehr Möglichkeiten durch neues Gesetz
Auf die Frage, ob der
Kampf gegen Doping bisher nicht ernst genug genommen wurde, meinte der
Minister, er selbst sei immer vehement gegen Doping aufgetreten. "Das Gesetz
gibt mehrere Möglichkeiten: Es gibt das Betrugsdelikt, denn wenn einer dopt,
dann betrügt er ja in einem gewissen Ausmaß und es gibt das Delikt des
Handels und jetzt ist die Justiz erstmals hineingefahren. Wir werden in
Zukunft jetzt einmal die Spitze des Eisberges aufzuarbeiten haben und dann
weiterschauen wie es in Österreich tatsächlich ausschaut."
Hintermänner im Visier
Besonders in den Bereichen
Blut-Doping und Gen-Doping müsse man auch "hart hineinfahren, um an die
Hintermänner heranzukommen. Der Sportler ist ja das letzte Glied in dieser
Kette." Der Gegenwind, den Darabos teilweise sogar aus seiner eigenen Partei
gegen die Kriminalisierung des Sport zu spüren bekommen hat, sollte
nachlassen. "Ich glaube, dass die Ereignisse der vergangenen Stunden und
Tage mir Rückenwind verschaffen und diese Verschärfung des
Anti-Doping-Gesetzes auch ermöglichen werden. Es geht hier offensichtlich um
Netzwerke, die nicht nur den Spitzensport betreffen, sondern auch den
Breitensport und das kann ich als Sportminister nicht akzeptieren." Darabos
werde sich nicht beirren lassen im Kampf gegen Doping.
Auch Breitensport betroffen
Wie schlimm das Problem auch im
Breitensport sei, dokumentierte Darabos mit einem an ihn herangetragenen
Beispiel aus der Radsport-Szene. "Man hat ein Hobby-Radrennen absagen
müssen, weil einer ins Internet gestellt hat, "Achtung Doping-Kontrolle":
plötzlich haben von 1.500 angemeldeten Sportlern 400 am letzten Tag wegen
Verletzung ihre Nennung zurückgezogen. Das zeigt ja, dass es hier
offensichtlich nicht nur um Spitzensport geht, sondern auch um den mittleren
Sport, der schon mit Leistung zu tun hat", so der Verteidigungsminister.
Dies gelte für Triathlon, den Radsport und auch "andere Bereiche".
Schlechter Ruf
Österreich sei zwar nicht das Dopingland Nummer 1,
aber: "Wir haben uns leider in den letzten Jahren einen Ruf erworben, den
ich nicht so hinnehmen kann. Dass wir nämlich unter den vier, fünf, sechs
Ländern in Europa sind, dass hat auch der IOC-Präsident (Jacques Rogge-Anm.)
gesagt, wo Doping sozusagen salonfähig gemacht wurde und wo es Netzwerke
gibt. Und die möchte ich zerschlagen. Ich weiß, dass das eine ganz harte
Aufgabe ist, und dass es hier auch Netzwerke dahinter gibt, die vehement
gegen diese Aufarbeitung arbeiten."
Freier Zugang für Dopingtester
Zu Vorwürfen, wonach in in
seinen Kompetenzbereich fallenden Bundesheer-Trainingszentren gedopt werde,
meinte Darabos: "Ich kann nichts ausschließen, aber ich kann nur sagen, dass
Berichte nicht stimmen, die meinen, dass in Bundesheer-Einrichtungen nicht
geprüft werden kann. Ganz im Gegenteil. In Hochfilzen beispielsweise, im
Biathlon-Zentrum der Österreicher, werden sehr viele Dopingproben
abgenommen. Die Biathleten stehen unter ganz besonderer Beobachtung, weil es
ja diese Fälle in Turin gegeben hat." Für die junge Generation der
Biathleten würde Darabos aber "die Hand ins Feuer legen". Die Nationale
Anti-Doping-Agentur habe jederzeit Zugriff. "Je mehr Proben es gibt, desto
klarer wird, dass die Sportler, die getestet werden, auch sauber sind. Und
dieser saubere Sport sollte auch gefördert werden."