Doping-Handel

K. aus U-Haft entlassen

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Verhafteter Ex-Radprofi wieder auf freiem Fuß. Entscheidung über Mayer-U-Haft steht noch aus.

Der am späten Sonntagabend festgenommene Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer befindet sich weiterhin in Polizeigewahrsam. Bis Dienstagabend musste der 52-Jährige, dem die Weitergabe von Dopingmitteln vorgeworfen wird, in Wien dem Haftrichter vorgeführt werden. Dieser hat danach 48 Stunden Zeit, eine mögliche U-Haft zu verhängen. Der 32-jährige Radprofi K., dem ebenfalls die Verbreitung verbotener Substanzen vorgeworfen wird, wurde am Dienstagnachmittag gegen Gelöbnis aus der U-Haft entlassen.

Mayer war am späten Sonntagabend im Haus seiner Lebensgefährtin, der Marathon-Olympia-Teilnehmerin Eva-Maria Gradwohl, in der Steiermark festgenommen worden. Jener Apotheker aus Wien, von dem Mayer EPO bezogen haben soll, war schon am Wochenende in U-Haft genommen worden.

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K. enthaftet
Ein weiterer Kunde des Pharmazeuten, der Radprofi K., befindet sich hingegen nach elftägiger U-Haft wieder auf freiem Fuß. Ihm wird die Weitergabe von Dopingmitteln vorgeworfen, die Ermittlungen laufen trotz Freilassung. Christian Gneist, Sprecher des Wiener Landesgerichts, teilte mit, die zuständige Richterin habe entschieden, den 32-Jährigen gegen Gelöbnis auf freien Fuß zu setzen.

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K. musste sich verpflichten, das laufende Verfahren nicht zu vereiteln bzw. keine weiteren Taten zu begehen, so Gneist. Fluchtgefahr sei nicht gegeben gewesen. Laut Gerhard Jarosch, dem Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, bestand auch keine Verdunkelungsgefahr mehr, da alle Abnehmer des Radprofis bereits befragt worden seien.

Schweigen
Zu weiteren Verdächtigen gab die Staatsanwaltschaft keine Auskunft. Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA Austria) darf nicht auf Hilfe der Staatsanwaltschaft hoffen. Die NADA bekomme keine Informationen über bei den Befragungen genannte Namen, dies sei gesetzlich so vorgesehen, betonte Jarosch. Der Grund: Es handle sich bei der NADA um eine private Organisation.

Apotheker drohen Sanktionen
Dem Apotheker aus Wien drohen neben den strafrechtlichen Konsequenzen auch Sanktionen der Apothekerkammer. Der Beschuldigte muss sich vor einem dreiköpfigen Disziplinarrat verantworten und dürfte seine Konzession für den Apothekenbetrieb verlieren. "Wenn sich der schwerwiegende Verdacht bestätigt, dann wird das wohl so sein", sagte Ilona-Elisabeth Leitner, Präsidentin der Wiener Apothekerkammer. Dies wäre die schwerwiegendste Konsequenz. "Es wird nun das Ermittlungsergebnis der Kriminalisten abgewartet, damit man weiß, worum es genau geht", erklärte Leitner.

"Wir arbeiten den ganzen Tag, damit die Leute gesundbleiben und dann kommt ein schwarzes Schaf und bringt uns in Misskredit", ärgerte sich Leitner. "Gerade bei diesen Präparaten geht es um Schwerkranke, die diese Medikamente dringend brauchen." Die blutbildenden Mittel seien für Krebskranke oder Patienten nach Transplantationen gedacht - "Menschen, denen man nach allen Regeln der Kunst helfen muss". Der Missbrauch sei daher klar zu verurteilen.

Politik mischt mit
Der Kampf gegen Doping in Österreich ist auch der Politik ein großes Anliegen. Am Montag (30.3.) tagt erstmals die von Sportminister Norbert Darabos ins Leben gerufene interministerielle Arbeitsgruppe "Anti-Doping" mit Vertretern aus den Ministerien Sport, Justiz, Inneres und Gesundheit. Das Ziel ist eine bestmögliche Vernetzung und koordinierte Zusammenarbeit im Kampf gegen die Doping-Kriminalität.

Darabos' Forderung nach strafrechtlichen Konsequenzen für dopende Sportler trifft jedoch weiterhin auf den Widerspruch der Sportsprecher der anderen Parteien und auch seines SP-Parteikollegen Peter Wittmann, dem Präsidenten der Bundes-Sportorganisation. Dies wird ein Diskussionspunkt im neuen Anti-Doping-Unterausschuss im Parlament am 15. April sein.

"Wir brauchen noch mehr Möglichkeiten, um die Doping-Netzwerke in unserem Land ein für alle Mal zu zerschlagen. Ich stelle mich mit meiner Forderung klar hinter die vielen sauberen, ehrlichen Athleten in Österreich", erklärte Darabos in einer Aussendung.

Sportler nicht kriminalisieren
Wittmann sprach sich am Dienstag erneut vehement gegen gerichtliche Verfolgung von gedopten Sportlern aus. "Wir sind dabei, das Gesetz immer weiter zu verschärfen, etwa die Dauer der Sperren zu erhöhen, aber eine Kriminalisierung der Sportler halte ich nicht für richtig."

Der Jurist sieht die BSO-Position durch den jüngsten Fall bestätigt. "Das Umfeld gehört ausgetrocknet und der Handel, aber auch Besitz großer Mengen von Dopingmitteln streng bestraft. Und genauso wirkt ja das Gesetz, das nun endlich mit allen Möglichkeiten die es bietet und mit absoluter Härte angewandt wird."

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