WM-Qualifikation

Frankreich verzweifelte an Ukraine

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Ronaldo gibt Portugal Hoffnung - Island träumt weiter von Sensation.

Nach ihren Erfolgen am Freitagabend sind die Ukraine, Portugal und Griechenland im Kampf um die letzten europäischen WM-Tickets in der Pole Position. In Frankreich freilich ist nach dem 0:2 in Kiew das große Zittern ausgebrochen. Der Weltmeister von 1998 scheiterte an einer "gelben Wand", wie es Tormann Hugo Lloris beschrieb, und hofft in der Heimpartie am Dienstag auf ein "perfektes Spiel".

Portugal - Schweden
Im Superstar-Duell zwischen Portugals Torschützen Cristiano Ronaldo und Schwedens Zlatan Ibrahimovic stellte der Portugiese in Lissabon auf 1:0 - und wurde dafür von der Presse seiner Heimat in höchsten Tönen gefeiert. "Wenn ihn das Team braucht, ist er immer da", lobte "Record". Das "Jornal de Noticias" sah es ähnlich: "Der Weg nach Brasilien war noch nie so nah, und Ronaldos Tor hat ihn erleuchtet." "Publico" stellte nicht zuletzt die Verbindung zur tristen wirtschaftlichen Lage des Landes her: "Das ist mehr als ein Sieg. Portugal hat auch ein wenig Hoffnung bekommen."

Ronaldo selbst bezeichnete seinen Kopfballtreffer in der 82. Minute als "wichtiges Tor", gab aber auch zu bedenken, dass man "ein oder zwei Tore mehr" hätte machen können. "Es ist ein knapper Sieg, aber besser als ein Unentschieden", erklärte der Mann von Real Madrid. "Wir erwarten ein sehr schweres Spiel, aber wir sind bereit." Trainer Paulo Bento sah einen verdienten Sieg: "Insgesamt gesehen, vor allem in der zweiten Halbzeit, waren wir die klar bessere Mannschaft."

Die Schweden, Österreichs Gegner in der Gruppenphase, geben sich vor der Partie in Solna freilich alles andere als geschlagen. "Wir haben hart gekämpft, dann aber leider einen Fehler gemacht - und gleich das Gegentor kassiert. So läuft es eben", meinte Ibrahimovic, der auch auf den "zwölften Mann" setzt. "Steht hinter uns, und wir schaffen es!", forderte der Stürmer von Paris St. Germain. Sein Coach Erik Hamren meinte: "Wir hätten gern ein Tor geschossen. Was wehtut, ist, dass wir in der ersten Hälfte drei gute Chancen hatten, in Führung zu gehen."

Ukraine - Frankreich
Frankreich klammert sich nach der 0:2-Schlappe in Kiew an die Hoffnung, mit dem eigenen Publikum im Rücken die Trendwende zu schaffen. "Wir haben immer noch 90 Minuten zuhause", sagte Trainer Didier Deschamps, dessen Team erstmals seit 1994 wieder eine WM zu verpassen droht. "Das ist ein sehr schlechtes Ergebnis. Wir müssen daran glauben, aber die Ukraine hat die besseren Karten, sich zu qualifizieren."

"Sie waren sehr gut organisiert", zollte Lloris den in Kanariengelb antretenden Ukrainern Respekt. "Wir hatten Probleme, eine Lösung dafür zu finden. Sie waren aggressiv, und wir konnten uns kaum Chancen erarbeiten." Lloris lobte dennoch die gute Einstellung seiner Kollegen, die auch im Rückspiel gefragt sein wird. "Wir wissen, dass wir zurückkommen können, aber das wird nur geschehen, wenn wir am Dienstag in Paris ein nahezu perfektes Spiel abliefern."

Island - Kroatien
Für die größte Überraschung sorgte indes Island, das nach dem Heim-0:0 gegen Kroatien weiter von der erstmaligen Teilnahme an einem Großereignis träumen darf. "Wir können mit diesem Ergebnis ganz gut leben, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir so lange einen Mann weniger auf dem Platz hatten", sagte Stürmer Eidur Gudjohnsen angesichts der Roten Karte für seinen Kollegen Olafur Skulason in der 50. Minute.

Für den ehemaligen Salzburg-Spieler und -Co-Trainer Niko Kovac verlief seine Premiere als kroatischer Teamchef nicht ganz nach Plan. "Ich bin nicht glücklich, weil wir nicht getroffen haben", sagte der 42-Jährige. "Island hat echten Kämpfergeist gezeigt. Sie haben unseren Angriffen standgehalten. Schade, wir hatten zwei oder drei große Chancen. Jetzt spielen wir zu Hause, vor unseren eigenen Fans, daher sind wir optimistisch." Für Kroatien käme das Verpassen der WM einer großen Enttäuschung gleich. Mit Ausnahme der EM 2000 und der WM 2010 war das seit 1996 bei Qualis antretende Land stets für eine Endrunde qualifiziert.

Griechenland - Rumänien
Griechenlands Trainer Fernando Santos wähnte sich nach dem 3:1 über Rumänien schon "zur Hälfte dort. Am Dienstag werden wir unsere Qualifikation perfekt machen", sagte der Portugiese vor dem Gang nach Bukarest. Auch die Medien gaben sich höchst optimistisch. "Wir haben mit ihnen Samba getanzt!", titelte die Zeitung "Sport Day" am Samstag beseelt. "Protathlitis" sah den Doppel-Torschützen Kostantinos Mitroglou auf dem Höhepunkt seines Schaffens: "Die ganze Welt liegt ihm zu Füßen".

Für die Griechen wäre es das fünfte Großereignis seit 2004. Seit damals wurde lediglich die WM 2006 verpasst. Den Rumänen machte in Piräus nur das zwischenzeitliche 1:1 von Bogdan Stancu in der 19. Minute etwas Hoffnung. Der Treffer könnte in der Endabrechnung noch viel wert sein. "Es wird nicht einfach", befand Nationaltrainer Victor Piturca. Seit 1998 wartet Rumänen auf eine WM-Teilnahme, die goldenen Zeiten mit Mittelfeld-Genie Gheorghe Hagi sind lange vorbei. "In dieser Situation wird es sehr schwierig, uns zu qualifizieren", gestand Piturca.

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