Rapid-Chaos

So läuft der Machtkampf bei Rapid

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Es kracht in Hütteldorf, bei Rapid herrschen Machtspiele von Klub-Bossen und Fans.

Wien. Der Platzsturm der Rapid-Fans 2011 ging als Zäsur in die Analen das Vereins ein, der Präsidenten-Wahlkampf 2019 hinterließ tiefe Gräben im Klub. Doch das, was sich bei Rapid aktuell abspielt, könnte noch eine Stufe drüber stehen, langfristig noch drastischere Folgen für den Verein haben. Seit Donnerstagabend, dem Europacup-Debakel gegen ­Vaduz, herrscht das blanke Chaos in Hütteldorf. Täglich kommen neue Details ans Tageslicht, die sich seit Wochen aufgestaut haben.

Geschäftsführer Christoph Peschek und Präsident Martin Bruckner („Der Verein ist momentan nicht führbar“) schmissen auf Druck der aktiven Fan-Szene hin. Ein Teil von dieser war am Donnerstag in Richtung VIP-Tribüne gestürmt, später auch in die Geschäftsstelle eingedrungen. In einer nächtlichen Aussprache mit den Klub-Bossen forderten sie eine Neuausrichtung des Vereins, inklusive Köpferollen der Verantwortlichen. Das erinnert an einen Putsch.

Fan-Szene setzt all ihre 
Hoffnungen in Hofmann

Der Hintergrund: Der Anhang forciert Legende Steffen Hofmann als neuen Präsidenten, erhofft sich mit dem 41-Jährigen einen Schritt in eine sportlich erfolgreichere Zukunft. Der Deutsche, der in seiner Karriere 540 Mal für Rapid auflief, bastelt schon seit geraumer Zeit im Hintergrund an einer eigenen Liste. Außen vor gelassene Funktionäre warteten wie Sponsoren-Vertreter und einige VIPs nur darauf, der aktuellen Klub-Führung eines auszuwischen, lechzen nach etwas mehr Macht im Klub.

Teil dieser Liste ist auch Werner Kuhn: Der 68-Jährige, der seit Beginn der 90er-Jahre beim Klub ist, war zuletzt als selbstständiger Konsulent zur Sponsoren-Akquise tätig. Inklusive ­eigenem Büro. Das er aber am Sonntag direkt nach dem Heimspiel gegen Sturm unter Aufsicht von Securitys mit sofortiger Wirkung räumen musste.

Denn: Peschek und Bruckner bekamen Wind von den Kuhn-Plänen zur Unterstützung der Liste Hofmann, fühlten sich hintergangen – und übergaben ihm nun die von beiden unterschriebene Kündigung. Offiziell, weil man eine Kooperation mit Sportrechtevermarkter Sportfive eingeht, die Dienste von Kuhn nicht mehr benötigt. Inoffiziell aus Rache – anders sind Zeitpunkt und Art der Entlassung nicht zu erklären ...

Weitere große Baustellen: Sport und Hauptsponsor

Und jetzt? Steht Rapid vor einem gewaltigen Scherbenhaufen, sind die Wiener de facto führungslos. Auch wenn Bruckner betonte, das Präsidium sei bis zur Wahl im November „voll handlungsfähig“. Aktuell haben aber Intrigen und Matchspiele Hochsaison, ist die Außendarstellung des Vereins katastrophal.

Dabei gibt es genug Themen, die angegangen werden müssen: Sportlich läuft es nicht, ist Trainer Ferdinand Feldhofer vor dem morgigen Cup-Spiel in Allerheiligen schwer angezählt. Finanziell warten in Zeiten von Inflation und Teuerung unangenehme Themen.

Noch dazu droht Rapid den finanziell angeschlagenen Hauptsponsor Wien Energie, der seit 2003 Millionen fürs Sponsoring in den Verein pumpt, mit Ende des Jahres zu verlieren.

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