Rapid tritt im 337. Wiener Derby mit breiter Brust gegen den angeschlagenen Stadtrivalen an und will zum ersten Mal im Weststadion einen Heimsieg feiern.
Die Zeichen für den ersten Wiener Fußball-Derbysieg von Rapid im Allianz Stadion scheinen so günstig wie noch nie zu stehen. Während die Hütteldorfer seit dem 5:0 am vergangenen Samstag bei der WSG Tirol spielfrei waren, setzte es für die Austria am Sonntag ein Heim-0:3 gegen Sturm und am Donnerstag ein 0:5 bei Villarreal. Zudem herrscht bei den "Veilchen" eine prekäre Personalsituation, Trainer Ferdinand Feldhofer hingegen kann fast auf seinen gesamten Kader zurückgreifen.
Dennoch warnte der Steirer vor dem mit 26.000 Zuschauern ausverkauften 337. Derby am Sonntag (ab 17 Uhr im Sport24-Liveticker) vor übertriebenem Optimismus. Der Kantersieg in Innsbruck sei "ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, aber auch nicht mehr", erklärte Feldhofer, gab aber auch zu, dass die weitaus geringere Belastung seiner Truppe in den vergangenen Tagen "sicher kein Nachteil" sei.
Die Woche ist nach den Angaben des Rapid-Trainers "sehr angenehm" verlaufen. "Im Training ist ein guter Zunder drin", berichtete der 42-Jährige. Sein Club hat nach neun Partien gegen die Austria in der neuen Arena eine Bilanz von drei Niederlagen und sechs Unentschieden, was Feldhofer aber relativ kalt lässt. "Ich kann mit dieser Serie wenig anfangen", meinte der Ex-Verteidiger.
Seit über drei Jahren kein Derby-Sieger
Immerhin heißt der bisher letzte Derby-Sieger Rapid - am 1. September 2019 gelang den Hütteldorfern am Verteilerkreis ein 3:1. Es folgten sieben Remis, in der Vorsaison endeten alle vier Matches 1:1. Sollte Rapid diesmal gewinnen, hätte dies nach den jüngsten schwierigen Wochen wohl einen gewissen Entspannungseffekt. "Das Spiel ist eine Spur wichtiger als ein normales Liga-Match, es ist ein absolutes Highlight in jeder Saison", meinte Feldhofer.
In der Offensive steht der Coach nach eigenen Angaben vor der "sehr angenehmen Qual der Wahl" - mit Guido Burgstaller, Marco Grüll, Ferdy Druijf und Bernhard Zimmermann trafen zuletzt gleich vier Angreifer, dazu zeigte sich auch Nicolas Kühn in guter Form. Der Deutsche ist jedoch wegen einer Prellung für das Derby fraglich, sein Einsatz entscheidet sich wohl erst am Spieltag.
Dafür ist Burgstaller fit und voller Tatendrang. "Die letzten Wochen haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", meinte der Kärntner. Die jüngste Doppelbelastung der Austria wollte der Ex-ÖFB-Internationale nicht als Nachteil für den Erzrivalen werten. "Am Donnerstag haben sie bis zur 70. Minute gegen einen sehr starken Gegner gut mitgehalten. Als Spieler gibt es nichts Schöneres, als jeden dritten Tag zu spielen, das hätten wir auch gern gehabt. Wir werden sicher nicht sagen, die werden irgendwann einbrechen, sondern wollen Vollgas geben", kündigte Burgstaller an.
Austria kommt mit zwei bitteren Niederlagen nach Hütteldorf
Der Austria-Tross kehrte erst am Freitagnachmittag aus Spanien zurück. Trainer Manfred Schmid zeigte sich vor dem Abflug zuversichtlich, dass die Abfuhr gegen Villarreal bei seinen Kickern keinen Knacks hinterlassen hat. "Von der mentalen Seite mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Die Mannschaft ist lernbereit, wir wissen, wie wir das einordnen können."
Nach den jüngsten Rückschlägen sei es gut, gleich wieder eine wichtige Partie vor der Brust zu haben. "Da kommt ein Derby vielleicht gerade recht, um wieder aufzustehen. Das kann bei den Spielern auch Energie freisetzen", erklärte Schmid und betonte: "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft gebrochen ist."
Veilchen-Lazarett bereitet Schmid Kopfzerbrechen
Bei Rapid befinde sich "der ganze Verein in einer schwierigen Phase. Aber Feldhofer ist ruhig geblieben und glaubt an seine Spielidee", stellte Schmid fest. Personell scheint keine Entlastung im Austria-Lazarett absehbar. Mit Andreas Gruber droht ein weiterer wichtiger Mann auszufallen. Der Flügelstürmer musste für Villarreal passen, nachdem er schon seit Wochenbeginn kränklich war. Ob Marvin Martins nach seinen Adduktorenproblemen aufgeboten werden kann, ist fraglich. Dabei wäre der eigentliche Rechtsverteidiger links außen gefragt. Dort herrscht nach wie vor die größte Baustelle.
Dario Kreiker war in Valencia überfordert, der ebenfalls im Normalfall weiter vorne spielende Manuel Polster machte es nach Seitenwechsel dank seiner Schnelligkeit etwas besser. Es bleibt die Hoffnung, dass Matan Baltaxa in absehbarer Zeit zur Verfügung steht. Der im Juni verpflichtete Israeli gab nach seiner langwierigen Knöchelverletzung am Freitag seinen Austria-Einstand bei den Young Violets in der 2. Liga.